Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

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dessen Ausführung zu 28 Mill. Rubel veranschlagt 
war; das im Jahre 1904 ausgearbeitete Projekt 
eines Verbindungskanals DujepreOrchitsa)-Düna- 
(Lutchessa), dessen Kosten bei Einbau von Stein- 
schleusen auf 26 500 000 Rubel veranschlagt sind, 
und das Projekt eines Wasserweges für Fahrzeuge 
mit 1,7 m Tiefgang zwischen Riga und Cherson, 
das zur Zeit (1909) vom russischen Ministerium 
der Wegekommunikationen ausgearbeitet wird. 
Zurzeit werden dort auch Projekte für Schleusen- 
des Dujepr und im Stromschnellenteile der west- 
lichen Dwina ausgearbeitet. 
Literatur. Übersicht der Binnenschiffahrt in 
Rußland, hrsg. vom russ. Ministerium der Wege- 
kommunikationen (St Petersb. 1906); Voies navi- 
gables intérieures de la Russie, von demselben 
Ministerium hrsg. (ebd. 1908); S. Gitkov, Projet 
des Raccordements de Voies de Communication 
par Eaux de la Russie (ebd. 1908). Die Wasser- 
straße vom Schwarzen Meere zum Baltischen Meere 
(Dnjepr-Düna), hrsg. von dem ruff. Ministerium 
der Wegekommunikationen (ebd. 1906, russisch); 
Volga, von demselben Ministerium hrsg. (ebd. 
1908); A. Khonsky, La Néva et les Canaux du 
Ladoga (ebd. 1908); Le Dnièpre et son systeme, 
hrsg. von der Kijewer Verkehrsabteilung (Kijew 
8); Voie navigable Marie (entre Rybinsk sur 
Volga et St-Pétersbourg, hrsg. von dem russ. Mi- 
nisterium der Wegekommunikationen (St Petersb. 
908). 
Auch die Vereinigten Staaten von 
Amerika haben im Laufe des 19. Jahrh. eine 
stattliche Anzahl von Kanälen erhalten, die in- 
dessen durchweg den heutigen Ansprüchen nicht 
mehr genügen. Während der Jahre 1897/1900 
sind unter Aufwendung einer halben Mill. Dollar 
ausführliche Vorarbeiten für einen Seekanal ge- 
macht worden, der vom Eriesee nach Neuyork 
führen und bei einer Tiefe von 6,4 m für die 
größten zur Zeit auf den großen Seen verkehren- 
den Schiffe ausreichend sein sollte. Die Ausfüh- 
rung des Projektes ist indessen von Interessenten 
hintertrieben worden. Infolgedessen hat der Staat 
Neuyork den alten Plan wieder aufgenommen, von 
dem Eriesee nach dem Hudsonflusse einen Schiff- 
fahrtskanal für 1000-Tonnen-Schiffe zu bauen. 
Dieser Kanal folgt im allgemeinen dem Laufe des 
alten Eriekanals und ist zur Zeit im Bau be- 
griffen. Mit seinen Abzweigungen wird er eine 
Länge von 450 Meilen (725 km) erhalten. — 
Ende der 1890er Jahre ist zum letztenmal mit einem 
Umbau des gegenwärtig für das 340-Tonnen- 
Schiff befahrbaren Eriekanals begonnen worden. 
Er sollte auf eine Tiefe von 9 Fuß (2,75 m) ge- 
bracht werden. Der bewilligte Betrag von 9 Mill. 
Dollar war jedoch aufgebraucht, bevor zwei Drittel 
des Kanals fertig gestellt worden, und so ist 
denn der Bau liegen geblieben. Das zurzeit am 
meisten behandelte Projekt ist der Ausbau der 
vorhandenen Verbindung zwischen dem Michigan- 
Kanäle. 
  
  
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(4,27 m) tiefen Kanal und anschließende Ver- 
tiefung dieses Flusses auf gleichfalls 14 Fuß. 
In Kanada steht zur Zeit im Vordergrunde 
das Projekt eines von der Georgianbay (Huron- 
see) über Ottawa nach Monreal führenden, 400 
Meilen (650 km) langen und 21 Fuß breiten 
Kanals, der Schiffen von 12 500 t Tragfähig- 
keit den Durchgang gestatten soll. Die Scheitel- 
sohle des Kanals liegt 200 m über Monreal 
und 30 m über der Georgianbay. Vorläufige 
bau im oberen Laufe und im Stromschnellengebiete 
Kostenschätzungen zu diesem Kanal ergeben den 
Betrag von 105 Mill. Dollar. Da die ausführ- 
lichen Vorarbeiten beendet sind, erwartet man, daß 
der Bau des Kanals in der nächsten Parlaments- 
tagung beschlossen werden wird. 
Weitere Aufschlüsse über die K. der vorerwähnten 
Länder u. die K. der andern europäischen Länder, 
die, weil sie von geringerer Bedeutung sind, hier 
übergangen werden, gibt Eger, Die Binnenschiff- 
fahrt in Europa u. Nordamerika (1899). 
II. Wirtschaftliche Bedeutung. Es hat eine 
Zeit gegeben, und sie ist noch nicht sehr lange 
vorüber, wo man die Kanäle allgemein für eine 
veraltete, in das Zeitalter der Eisenbahnen nicht 
mehr passende Einrichtung hielt; am weitesten ist 
man in ihrer Mißachtung in England und Amerika 
gegangen. In den letzten Dezennien bricht sich 
aber immer mehr die ÜUberzeugung Bahn, daß sie 
unter Umständen — namentlich bei genügender 
Länge — sehr brauchbare Bundesgenossen der 
Eisenbahnen sein können, indem sie ihnen den 
Transport der geringwertigen Massengüter, bei 
denen es weniger auf Schnelligkeit und Pünktlich- 
keit als auf Billigkeit der Beförderung ankommt, 
abnehmen. Die Wasserfracht ist aber einschließlich 
der gebräuchlichen Abgaben nach den von der 
preußischen Regierung aufgestellten — allerdings 
nicht unbestrittenen — Berechnungen nur halb so 
groß wie die Eisenbahnfracht (zur Seefracht ver- 
hält sich letztere sogar wie 5:1). 
Die Frage, ob sich der Bau eines Schiffahrts- 
kanals empfiehlt, kann immer nur mit Rücksicht 
auf die konkreten Verhältnisse beantwortet werden. 
Es kommt da auf mancherlei an. In der Regel 
hat der Bau eines Kanals nur Sinn, wenn in 
der Nähe des letzteren oder der mit ihm in Ver- 
bindung stehenden Wasserstraßen — nicht weiter 
entfernt als etwa 7 km — Kohlen, Erze oder 
andere Massengüter in solcher Menge vorhanden 
sind, daß ein Massenverkehr wenigstens nach einer 
Richtung möglich ist. Ein besonderer Vorzug ist 
es, wenn auch Rückfrachten zu erwarten sind, wenn 
z. B. an dem einen Ende Kohlen und an dem 
andern Erze liegen. Unter diesem Gesichtspunkte 
würde z. B. eine das rheinisch-westfälische In- 
dustriegebiet (die Kohle) mit Lothringen (der 
Minette) verbindende Wasserstraße (Moselkanal- 
Rhein und Rhein-Herne-bzw.Lippe-Kanal gerade- 
zu eine ideale Wasserstraße sein. Da sich sodann ein 
see und dem Mississippiflusse zu einem 14 Fuß Kanal durchweg nur dann rentiert, wenn er neben
	        
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