Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Fünftes Kapitel 
Der Zusammenbruch der russischen Monarchie 
Recht und Unrecht im Kriege 
Während dieses Aufenthalts in Berlin suchte ich Gelegenheit, Abschied 
von meinen amerikanischen Mitarbeitern in der Gefangenenfürsorge zu 
nehmen. Ich traf die Herren im „Verein christlicher junger Männer“ und 
versuchte unserem Dank in einer Ansprache Ausdruck zu geben. Ich setze 
sie hierher, weil ich dazu beitragen möchte, das Andenken dieser vortreff- 
lichen Männer und ihrer tätigen Menschenliebe in meinem Vaterlande zu 
erhalten. 
„Ich habe Sie gebeten, bierher zu kommen, um Ihnen vor Ihrer Ab- 
reise für die Arbeit zu danken, die Sie in unseren Lagern geleistet haben. 
Ich habe ein Recht dazu, dies zu tun, weil ich auf Wunsch derer, die Sie 
bierber gesandt haben, das Protektorat über Ihre Arbeit übernommen 
hatte und durch Augenschein und nach den Berichten, die ich erhielt, die 
Vortrefflichkeit Ihres Wirkens zu beurteilen vermag. 
„Ich kann Sie versichern, daß das Zusammenarbeiten mit Ihnen und 
Ihren Führern zu den schönsten Erfahrungen gehört, die ich in diesem 
Kriege gemacht habe, in einer Zeit, da alle Fundamente, auf denen bisher 
das Leben der Völker und ihrer Beziehungen untereinander beruhten, ins 
Wanken geraten sind und völlig zu zerbrechen drohen. Die Arbeit unter 
den Gefangenen bedeutet in meinen Augen einen festen Punkt, um den sich 
alle jene Gedanken und Empfindungen sammeln können, die der weltum- 
fassenden Nächstenhilfe gelten, welche es ablehnt, in dem verwundeten und 
gefangenen Feind etwas anderes zu erblicken als den leidenden Menschen. 
Die Gespräche, die ich hierüber mit Ihren führenden Männern gehabt 
habe, von denen ich in erster Linie Herrn Mott, Herrn Harte und Herrn 
Hall nenne, werde ich nie vergessen, denn sie haben mir wertvollste Be- 
reicherung gebracht und mich in der festen Aberzeugung gestärkt, daß neben 
dem unerbittlichen Kampf, der die Menschbeit zerfleischt, die große Macht 
der Güte sich unbesiegbar behauptet und aus den Tiefen der Not mit stets 
erneuter Kraft Werke der Rettung zu vollbringen vermag. 
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