Wirkung der sächsischen schweren Artillerie hervor. Das
französische IX. Armeekorps habe sehr kräftigen und erfolg-
reichen Widerstand geleistet, die 9. Kavalleriedivision bei
Mailly ihren Auftrag vollständig erfüllt.
Die französische vierte Armee meldet über den 7. Sep-
tember bezüglich ihres linken Flügels: Mit unserem äußer-
sten linken Flügel des XVII. Armeekorps ist die sächsische
23. Infanteriedivision (XII. Armeekorps) ins Gefecht ge-
treten, das XVII. Armeekorps hat im übrigen Boden
gegen das sächsische XIX. Armeekorps gewonnen. —
Am Mittag des 7. September waren Offiziere des
Großen Hauptquartiers mit der Meldung beim Ober-
kommando der dritten Armee eingetroffen, daß Se. Majestät
der Kaiser nördlich Suippes halte und die Absicht habe,
nach Chalons zu kommen, um dem Oberbefehlshaber der
dritten Armee Allerhöchst seinen besonderen Dank auszu-
sprechen für die ausgezeichneten Leistungen und Erfolge
der dritten Armee in den vergangenen Tagen. Des weiteren
hatten sie mitgeteilt, daß Se. Majestät der Kaiser be-
absichtige, am 7. September abends in Chalons Nacht-
quartier zu nehmen, um sich am 8. September zur zweiten
Armee zu begeben. Der daraufhin zu Sr. Majestät dem
Kaiser entsandte Generalstabcoffizier des Oberkommandos
der dritten Armee erstattete Meldung über die Lage bei
der dritten Armee und gestattete sich zu bemerken, daß es
aus Gründen der Sicherheit nicht ratsam erschiene, die
Unterbringung für die Nacht zum 8. September in Chälons
ins Auge zu fassen. — Se. Majestät der Kaiser behrte
daraufhin nach Luremburg zurück.
Der 8. September
Rechte Gruppe (2. Gardeinfanteriedivision,
32. Infanteriedivision und 23. Reservedivision)
unter General der Artillerie v. Kirchbach
Der Angriff aller drei Divisionen der rechten Gruppe
der dritten Armee im Morgengrauen des 8. September
hatte vollen Erfolg.
Die 2. Gardeinfanteriedivision nahm Normée im Kampfe
gegen Teile des französischen IX. Armeekorpo. Die 32. In-
fanteriedivision, verstärkt durch das II. Bataillon Gre-
nadier-Reserveregiments loo der 23. Reservedioision,
drang in schneidigem Bajonettangriff in Lenharrée ein
und machte in heißem Ortskampf, besonders um den zäh
verteidigten Kirchhof, zahlreiche Gefangene vom fran-
zösischen XI. Armeekorps, nahm anschließend die Höhen
südlich des Dorfes und eroberte dort zahlreiche Maschinen-
gewehre und 22 Geschütze (nach einzelnen Tagebüchern
sogar mehr als 30 Geschütze). Davon konnten später
nur 7 infolge eingetretener Pferdeverluste zurückgeführt
werden.
Weiter linkso stürmte die 23. Reservedivision die feind-
lichen Stellungen in L#nie Haussimont—Sommesous nach
schwerem Kampfe und arbeitete sich dann über welliges
Hügelgelände mit dem rechten Flügel auf Montépreur,
mit dem linken auf Mailly zu vor. Der entschlossene
Bajonettangriff hatte auf den Feind — Reseroetruppen,
60. Division — sichtbaren Eindruck gemacht, wie die
zahlreichen Gefangenen bekundeten.
Die drei Divisionen der rechten Gruppe setzten dann
bis mittags den Angriff gegen die Talrandungen südlich
des Vaurebaches fort, die 2. Gardeinfanteriedivision beider-
seits der Kunststraße nach Fere-Champenoise, die 32. In-
fanteriedivision auf Connantray die 23. Reservedioision
nahm Montépreur und die Waldstücke östlich davon.
1,30 Uhr nachmittags traf beim Oberkommando der
dritten Armee das dringende Ersuchen der zweiten Armee
ein zu energischem Vorgehen der rechten Gruppe der
dritten Armee südöstlich an Fere-Champenoise vorbei, „da
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der Feind den rechten Flügel der zweiten Armee zu um-
fassen drohe und NReserven nicht mehr vorhanden seien“.
Diesem Funkspruchersuchen war schon 9,30 Uhr vormittags
das mündliche Ersuchen der zweiten Armee vorangegangen,
daß die Armeegruppe von Kirchbach nach Westen ein-
schwenke, um den linken Flügel der schwer kämpfenden
zweiten Armee zu entlasten. Der General d. A. von Kirch-
bach erblärte sich auch grundsätzlich bereit, dem Ansuchen
zu entsprechen, mußte nur zunächst erst den starken Feind
vor der eigenen Front zurückwerfen. Das Oberkommando
der dritten Armee gab daraufhin als Richtlinie dem
General d. A. von Kirchbach:
„Wir müssen versuchen, Anschluß an die zweite Armee
zu behalten. Kleine Schwenkung nach Westen schadet nichts.
Bei wesentlicher Veränderung Meldung an das Ober-
kommando.“
Demgemäß befahl General d. A. von Kirchbach, daß
seine Armeegruppe den Gegner über die Linie Fere-Champe=
noise—südlich und südöstlich Connantray zurückwerfen
sollte und faßte für später das Einschwenken der Armee-
gruppe in südwestlicher Richtung ins Auge. Vom Ober-
kommando der dritten Armee wurde der zweiten Armee
geantwortet, daß der Angriff der rechten Gruppe der
dritten Armee in der gewünschten Richtung bereits im
Vorwärtsschreiten begriffen sei.
Auch wurde vom Oberkommando der dritten Armee
die 24. Reservedivision, welche zu Mittag mit der Vor-
hut Vatry, mit dem Gros Soudron und Germinon er-
reichte, dem General von Kirchbach wieder unterstellt.
Dabei wurde ihm bedeutet, daß angestrebt werden
müsse, das XII. Armeekorps wieder in sich zu vereinigen,
und deshalb die 24. Reservedivision nach dem rechten
Flügel zu führen. Im weiteren Verlauf der Operationen
sollte das geschlossene XII. Reservekorps wieder den rechten
Flügel der dritten Armee bilden. General d. A. von Kirch-
bach zog denn auch die 24. Reservedivision nach der
notwendigen mehrstündigen Nast nach umnunterbrochener
Marschtätigkeit auf Normée heran.
Inzwischen war kurz vor Mittag bei dem General
von Kirchbach die Meldung eingegangen, daß starke feind-
liche Kavallerie sich von Süden her der Gegend südöstlich
von Sommesous nähere. Es war dies die französische
9. Kavalleriedivision, welche in dieser Gegend die Ver-
bindung der französischen neunten Armee mit der fran-
zösischen vierten Armee (Sompuis) herstellen und das
Lager von Mailly mit seinen reichen Vorräten decken
sollte.
General von Kirchbach schob deshalb von seiner Ver-
fügungstruppe das II. Bataillon Reserve-Infanterieregi-
ments lol und die II. Abteilung Reserve-Feldartillerie=
regiments 23 unter Oberstleutnant von Kiesemwetter zur
Deckung der linken Flanke seiner Armeegruppe südösilich
über Sommesous hinaus vor. Oberstleutnant von Kiesen-
wetter hatte ein Bataillon in Reims gelassen, rückte mit
einem Bataillon am 7. September von dort ab und
traf mit demselben nach starkem Marsch bei Sommesous
am Nachmittag ein. Nach Säuberung der Waldstücke süd-
östlich davon behielt er am Spätabend an der Straße
Sommesous—Mailly die Flankendeckung der Gruppe
von Kirchbach gegen die in Gegend von Mailly gemeldete
starke feindliche Kavallerie.
3,40 Uhr nachmittags rief die zweite Armee die
2. Gardeinfanteriedivision aus dem Verband der Gruppe
von Kirchbach ab und übertrug ihr den Angriff in mehr
westlicher Richtung zur Entlastung der zweiten Armee.
Die 2. Gardeinfanteriedivision konnte sich aber bis zum
Abend nicht von dem starken Gegner vor ihrer bisherigen
Front, mit dem sie seit Tagesgrauen in hartnäckigen Kampf
verstrickt war, lösen.