Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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auch nicht annähernd die von mir angenommene Durch- 
schnittsstärke von J00 Gewehren während der Marneschlacht 
gehabt. 
Das fällt bei dem Stärkeverhältnis gegenüber den Fran- 
zosen ausschlaggebend ino Gewicht. — 
Die Werluste 
Die Verluste während der viertägigen Schlacht be- 
trugen beim 
XII. Armcekorps 1) Offiziere 5289 Mann 
XIX. 15 2865 
Xll. neetzeroe22 2248 5% 
zusammen 443 Offiziere 10402 Mann 
Auf die Gesamtstärken der Armeekorps in Höhe beim 
XII. Armeckorps von 700 Offizieren 27502 Mann 
XIX 
  
7“ 
XII. Neservekorps, „ 60% „ # „ 
zusammen 2105 Offizicren 81 1909 Mann 
berechnet, betragen die Verluste an Offizieren annähernd 
1/8, an Mannschaften (einschließlich Unteroffizieren) ½. 
Diese Verhältniszahlen wachsen ganz bedeutend, wenn 
man die Verluste mit der Zahl der wirklichen Känpfer 
vergleicht. Für die acht Infanterieregimenter jedes der drei 
sächsischen Korps berechnet, erhält man beim 
XII. A.-K. auf 268 Offz. u. 12000 M. Kampfsiärke cinen 
erlust von 108 Offz. 4784 M. 
XIX. A.-K. ouf 268 Offzn u. 12000 M. Kamefflärke winen. 
Verlust von 133 Offz. 4584 M. 
XII. R.-K. auf 2068 Offz. u. 12000 M. Poelas einen 
Verlust von 77 Offz. 1979 M. 
Das ergibt beim XII. Armeekorps 2, der Offiziere und 
34V der Unteroffiziere und Mannschaften der Infanterie, 
beim XIX. A.mecsorps di: Häfe der Off ziere und mehr 
als ½ der Unteroffiziere und Mannschaften, 
beim XlI. Reservekorp# fast ½ der Offiziere und etwa ½ 
der Unteroffiziere und Mannschaften der am Kampfe be- 
teiligten Infanterie (ohne die Jägerbataillone). Ist es bei 
derartig hohen Offizieroverlusten verwunderlich, daß sie 
schließlich die Höhe von mehr als 39 Prozent an toten und 
von nahezu 54 Prozent an verwundeten Berufooffizieren 
des deutschen Heeres erreichten! Der Gesamtverlust von 
153000 Offizieren im Weltkrieg übertrifft den Gesamt- 
verlust deo ganzen deutschen Herres an Offizicren und Mann- 
schaften im Kriege 1870/71 noch um ekwa 23000 Köpfel 
Leider sind die ebemo großen Lei##ungen unserer Unter- 
off#iziere infolge der wenig glück.ichen Bestimmung, die 
Verluste der Unteroffiziere und Mannschaften vereint zu 
buchen, nicht zahlenmäßig an ihren Verlusien nachzuweisen. 
Es war aber nur als altem Kommandeur der sächzischen 
Unteroffizierschule, der sechs Jahrgänge der Armec zu- 
geführt hat, eine stolze Genugimuung, die glänzende Be- 
währung unserer sächsischen Unteroffiziere bei allen Truppen- 
teilen bestätigt zu hören. Sie haben insbesendere alc Kampf- 
führer in der Schlacht das Höchste geleinnei, waren fir doch 
bei der Entwickung, welche Art und Wesen des Kampfeo 
sehon bei Kriegsbeginn erfuhren, die wichtigeten Träger 
des Kampfes, insbesondere nanirlich bei der Infanterie, 
aber auch bei den anderen Waffen. Damit soll daz Ver- 
  
dienst der Gott sei Dank unendlich zahlreichen beherzten 
Männer aus dem Mannschaftosiande nicht gerchmälert wer- 
den, die Fleich den Offizieren und Unteroffizieren ihren 
Kameraden ein Vorbi.d an selbetrerreugnender Todes- 
verachtung und unbeugsamer Willenskraft gewelen sind. 
Ich hoffe noch Zeit und Kraft zu sinden, um in einem be- 
sonderen kleinen Werk „Besondere Taten sächsischer Helden 
im Weltkrieg“ diesen Besten unseres Volkes ein Denkmal 
in Wort und Bild aufrichten zu können. — 
Doch weiter in der Auswertung der Verluste. 
Auffallend gering ist — entgegen den wilden Heimats- 
gerüchten im Herbst 1914 — im Verhältnis zu dem Ge- 
samtverlust die Zahl der Vermißten. Sie liegt mir nur 
insgesamt für die in Gefangenschaft geratenen und ander- 
weit vermißten Mitkämpfer vor. Sie beträgt für alle drei 
Korpo zusammen 24 Offiziere 3083 Mann. 
In dieser Zahl sind die leider nur zu vielen Gefallenen 
und ihren Wunden Erlegenen inbegriffen, welche in dem 
unübersichtlichen Waldgelände beim Abmarsch in der Dun- 
kelheit ihrem grausamen Schicksal anheimfielen. 
Das Verhältnis der Gefangenen zu den wirklichen Ver- 
mißten ist bei den deutschen Gesammtverlusten 3:1 (618 ooo 
penteilen etwa wie 2:1 (37 ooo Gefangene — 19100 
Vermißte). 
Der Abgang an Gefangenen erreicht darnach etwa die 
Zahl von 2000, beträgt also auf die Gesamtstärke von 
83 300 Kämpfern berechnet, weniger als 2½ auf das Hun- 
dert. In diesen Zahlen liegt ein glänzendes Zeugnis für 
die Heereszucht in der Sachsenarmee und für die Willens- 
stärke der Einzelkämpfer. 
Die Breite des Angriffsfeldes der dritten Armee (ein- 
schließlich der 2. Gardeinfanteriedivision) beträgt 50 Kilo- 
meter. Auf jede der Divisionen entfällt also ein Gefechto- 
streifen von durchschnittlich 7 Kilometern. Das ergibt für 
10 Meter 6 Mann, eine in der modernen Schlacht wohl 
einzig dastehende Leistung! 
Deren ganze Größe tritt in der folgenden Gegenüberstel- 
lung erst voll in die Erscheinung. 
Stärkeverhälknis auf der Front der dritten Armee 
während der Schlacht 
Auf der Kampffront der dritten Armee fochten bei 
Schlachtbeginn: 
Sechs deutsche Infanteriedioisionen gegen sieben franzö- 
sische Infanteriedivisionen und eine Kavalleriedivision, 
deutscherseits 2. Gardeinfanteriedivision, XII. und XIX. 
Armeekorps, XII. Reservekorps (ohne 24. Infanteriedivi- 
sion), 
französischerseits ½ IX., Xl. und XVII. Armeekorps, 52. 
und 60. Reservedioision, ". Kavalleriedivision. 
Bis zum Ende der Schlacht verschob sich das Stärke- 
verhältnis bedeutend. Deutscherseits griff nur noch die 
24. Reservedivision ein, dagegen wurden französischerseits 
neun Oiwisionen, nämlich Rest des IX. Armeekorps, 42. In- 
fanteriedivision, 13. Infanteriedivision, zuletzt auch noch 
das X. Armeekorps auf der Front der neunten Armee, das 
XXI. Armeekorps und je eine Division des II. Armeekorps 
und des Kolonialkorpo vor der linken Gruppe der dritten 
Armee eingesetzt. 
Somit standen sich am 9. September gegenüber: 
Sieben deutsche Infanteriedivisionen und 16 französische 
Infanterie= und eine Kavalleriedioision. Dabei ist die Ma- 
rokkodivision als durch die zweite Armee gebunden nicht in 
Anrechnung gebracht. Dabei ist aber noch d.r große Unter- 
schied in den „Truppenstärken in Berechnung zu stellen. 
Die sächsische Infanterie ist kaum mit der Hälfte der Aus- 
rückestärke in die Marneschlacht eingetreten, was sich aus 
den unvergleichlichen Marsch= und Kampfleisiungen, die 
vorangegangen waren, ohne weiteres erklert. 
Die französischen Truppenstärken betrugen zu Anfang 
des Krieges rund: Armcekorps (zu fünf Infanteric- 
brigaden = 30 Bataillonc) 1400 Offiziere, 49000 Mann.
	        
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