immer wieder hergestellt. Die Verbindung nach Canteleur
wurde außerdem durch eine um Verbindungögraben aufgestellte
Relaislinie, die sich sogenannte Kaninchenlöcher grub, her-
gestellt. Diese Art der Verbindung hat sich sehr gut bewährt.
6,30 Uhr abends setzte der Feind mit Trommelfeuer ein, das
von unserer Artillerie in gleicher Weise erwidert wurde. Das
Trommelfeuer lag zunächst auf den Schützengräben samt
Deckungsgräben und auf dem vordersten Teil des Verbin-
dungograbens. 7 Uhr abends wurde das feindliche Feuer nach
rückwärts auf Deckunge= und Laufgraben verlegt. Am linken
Flügel der Stellung sprengten die Engländer eine Mine
in einer Breite von etwa 40 m. Gleichzeitig traten die Eng-
länder im Abschnitt 7 und kurz darauf auch in allen übrigen
Abschnitten zum Angriff an. Beim Bataillonsstab wurde
dieser Augenblick deutlich durch unser eigenes plötzlich ein-
setzendes Infanterie= und Maschinengewehrfeuer benntlich.
Ich gab nunmehr den Befehl zum Vorschieben der in den
Deckungsgräben befindlichen Leute durch die Sappen in
den vordersten Schützengräben. Gleichzeitig beantragte ich
in Canteleux, mir zunächst eine und dann in kurzen Ab-
ständen noch zwei andere Kompagnien des III. Bataillons
Infanterieregiments 134 zu überweisen. Die zuerst be-
antragte Kompagnie war bereits 6 Uhr abends im Lauf-
graben bereitgestellt worden. Da während des Trommel-
feuers die vorderen Schützengräben zum Teil geräumt und
nur schwach besetzt gehalten wurden, hatte ich in den
Deckungsgräben zunächst noch genügend Unterstützungen.
Am südlichen Sprengtrichter waren die Engländer, gedeckt
durch Nauchwolken der Sprengung, in vier Gruppen-
kolonnen (in vier Zügen) nebeneinander auf nächste Ent-
fernung herangekommen. Die vier Zugführer sprangen mit
blauen Flaggen dort in unseren Graben vor und steckten
sie auf unsere Berme. Obgleich die englischen Angriffs-
truppo durch unser Maschinengewehrfeuer stark zusammen-
geschossen waren, gelang es Teilen der Engländer, in den
Abschnitt 7 sowie in die Sappen 13, 14 und 18 ein-
zudringen. Das war möglich, weil die Sprengung, die mit
riesigen Mengen Sprengstoff vorgenommen worden sein
muß, unter den Mannschaften eine gewisse Verwirrung
hervorgerufen hatte, und die dort liegende 6. Kompagnie
den ganzen Graben zunächst geräumt hatte. Die Offiziere
der Kompagnie waren in diesem Augenblick schon gefallen,
und nur der Feldwebelleutnant Wolf, der den Befehl über
den Zug im Deckungagraben hatte, war noch vorhanden.
Sobald die ersten Engländer die Sappen beschritten hatten,
gingen die Mannschaften der 6. Kompagnie ohne weiteres
zum Angriff über und warfen die Engländer im Hand-
gemenge unter Anwendung von Handgranaten in besonders
schneidigem Sturmlauf sofort wieder auc sämtlichen Gräben
heraus, wobei nur ganz vereinzelte Engländer entkamen.
Die Engländer waren etwa eine Stunde in dieser Stellung.
0 Uhr abends meldete der Kompagnieführer, Feldwebel-
leutnant Wolf, persönlich im Bataillonsunterstand, daß der
Graben in seiner vollen Ausdehnung wieder fest in seinem
Besitz sei.
Währenddessen waren die Engländer auch am rechten
Flügel des I. Bataillons Infanterieregiments 134 vorwärts
gekommen. Es befand sich dort zwischen den Bataillonen
eine etwa 150 m breite Strecke, die verschlammt und daher
nicht besetzt war. Ich hatte den Befehl gegeben, daß der
vorderste Zug der 9. Kompagnie in diese Lücke eingesetzt
werden sollte. Um 7,30 Uhr abends war die Lücke geschlossen.
Während am linken Flügel der Stellung in erbittertem
Gegenangriff die Stellung den Engländern wieder entrissen
wurde, kam es auch auf dem rechten Abschnitt zu hartem
Kampf. Die Engländer hatten dort beim Baumhof und
bei der Trichterstellung Handgranatentrupps noch im Schutze
der Nauchwolken der letzten Sprengungen vergeworfen. Sie
bestanden aus je einer Gruppe. Jeder Mann hatte einen
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Sack mit 8 Handgranaten umgehängt. Die Trupps ge-
langten beim Baumhof in den Graben, bei der Trichter-
stellung in die beiden Trichter. Auch bei der 7. Kompagnie
am nördlichen Sprengtrichter war ein solcher Handgranaten-
trupp eingedrungen, ebenso waren englische Schützen in
den westlichen Teil der Sappe 3 gelangt. Sämtliche Hand-
granatentrupps wurden sofort von unseren Leuten mit Hand-
granaten beworfen. Hierbel ist es anscheinend einmal zu Explo-
sionen feindlicher Handgranaten gekommen, denn in dem einen
Sprengtrichter wurde der gesamte englische Handgranaten-
trupp durch eine einzige hingeworfene Handgranate getötet.
An den beiden anderen Stellen waren die Trupps nach spä-
testens 3 Minuten vernichtet. Die Stellungen wurden so-
fort wieder von unseren Leuten unter begeistertem lauten
Hurra besetzt und die nachfolgenden englischen Linien und
Sturmkolonnen durch Infanterie= und Maschinengewehr-
feuer vollständig vernichtet. Damit war hier infolge des
kraftvollen Vorgehens und selbständigen Handelns jedeo
einzelnen der englische Angriff binnen kürzester Frist voll-
ständig zusammengebrochen. Es muß hervorgehoben werden,
daß nach dem vernichtenden Trommelfeuer der Engländer
unseren überlebenden Mannschaften eine Kaltblütigkeit, Selb-
ständigkeit in ihren Handlungen und Uberlegenheit bei dem
immerhin technisch nicht leichten Handgranatenkampf inne-
wohnte, die ganz hervorragend waren.
Eine schwierige Aufgabe bestand für die Engländer in
dem Angriff gegen Sappe 8. Sie lösten diese in der Weise,
daß sie den Flankierungsgraben des Reseroeinfanterieregs
ments 91 bis Schwefelschloß unter ganz besonders starkes
Trommelfeuer aud 28 cm-Geschützen nahmen, so daß dieses
Grabenstück vollkommen eingeebnet war und die dort be-
findlichen Schützen vernichtet oder vertrieben wurden. So
konnten die Engländer von Norden her auch gegen unseren
Abschnitt 4 vorgehen, ohne von Reserveinfantericregiment 91
flankiert zu werden. Trotz dieser geschickten Anlage gelang es
den Engländern nicht, in diesen Grabenteil einzudringen. Der
schwache Rest der Besatzung verhinderte hier die Durchfüh-
rung des englischen Angriffs durch ruhiges, wohlgezieltes
Feuer. Während ich 9 Uhr abends von der Südwestfront
Meldung hatte, daßs dort der Angriff der Engländer voll-
kommen abgeschlagen war, war ich über die Lage im rechten
Abschnitt 4 und anschließend bis Reserveinfantericregiment 91
vollkommen im Unklaren. Sämtliche Meldungen wider-
sprachen sich. Die Verbindung mit Reserveinfanterieregi-
ment 91 war vollständig abgerissen. Dort war eine Lücke
von mindestens 150 m entstanden. Ich ließ mir daher den
eben als Reserve eingetroffenen Leutnant Ehlert vom III. Ba-
taillon Infanterieregiments 134 kommen und gab ihm münd-
lich folgenden Auftrag:
„Auf dem rechten Flügel ist die Lage ungeklärt. Ich
muß unbedingt über die Verhältnisse Klarheit bekommen.
Dazu brauche ich einen ruhigen Mann. Die Verbindung mit
Neserveinfanterieregiment 91 ist abgerissen. Ob oder wo
die Engländer in Sappe 8 sind, weiß ich nicht. Bei Reserve-
infanterieregiment 91 scheinen sie eingebrochen zu sein. Gehen
Sie nach dem rechten Flügel und stellen Sie unter allen
Umständen mit Reserveinfanterieregiment 91 die Verbindung
wieder her. Ich will Meldung haben, wie die Lage bei
Neserveinfanterieregiment 91 ist und vor allen Dingen, ob
das Schwefelschloß in unserem oder feindlichem Besitz ist.
Hierzu formieren Sie sich auf dem rechten Flügel eine neue
Kompagnie aus den Leuten, die Sie von Infanterieregi-
ment 134 bzw. Reserveinfanterieregiment 91 dort finden,
und bringen Sie die Sache dort wieder in Ordnung. Ihre
Stellung geht vom nördlichen Sprengtrichter einschließlich
bis zum Reserveinfanterieregiment 91. Sie erhalten von
mir Unterstützung, soviel Sie brauchen.“
2,25 Uhr vormittags erhielt ich von Leutnant Ehlert
folgende schriftliche Meldung:
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