lischen Artillerie bei weitem heftiger als am ersten Tage.
5 Ühr abends setzte ein Trommelfeuer ein, welches dem
des vorhergehenden Tages an Heftigkeit weit überlegen
war. Das Fehlen der Unterstände trieb die Leute aus einem
Granatloch in das andere. Die Verluste waren wieder sehr
hoch. Die Kräfte der Mannschaften wurden aufs äußerste
angespannt. 3,15 Uhr nachmittags erbat ich die Bereit-
stellung von drei Kompagnien Infanterieregiments 57.
5,30 ühr nachmittags begann ein neuer Infanterieangriff.
Ich beantragte sofort die noch verfügbare 11. Kompagnie,
die zunächst im Deckungsgraben untergebracht wurde. Der
Angriff der Engländer wurde vor meinem linken Flügel
verhältnismäßig leicht abgeschlagen. Die Engländer er-
reichten hier die Gräben überhaupt nicht.
Am rechten Flügel wurde hart gekämpft. Hier waren
die Engländer wieder in der Trichterstellung und im West-
teil der Sappe 8 eingedrungen. Der Ostteil der Sappe 8
verblieb, wenn auch nur schwach besetzt, in unserer Hand.
Reserveinfanterieregiment 91 hatte nunmehr seine gesamte
Stellung bis zum Schwefelschloß geräumt. Ich erhielt vom
Abschnittokommandeur den Auftrag, festzustellen, ob Schwe-
felschloß in unserer oder feindlicher Hand sei. Gleichzeitig
wurde mir mitgeteilt, daß ein Nachbarbataillon auf Schwe-
felschloß angesetzt sei. Ich gab daher 6,45 Uhr abends
den Befehl an den Kompagnieführer Ehlert, das Vor-
gehen dieses Bataillons durch flankierendes Feuer zu unter-
stützen und den Anschluß an Reserveinfanterieregiment 91
wieder herzustellen. Bis 7 Uhr abends wurde die 11. Kom-
pagnie Infanterieregiments 134 mit einem Zug nach links,
mit den übrigen beiden Zügen in die Kompagnie Ehlert
eingesetzt. Die 3. Kompagnie Infanterieregiments 57 wurde
im Deckungsgraben untergebracht. Inzwischen war endlich
die Lage am rechten Flügel geklärt worden. Während ich
angenommen hatte, daß die Engländer die Sappe 3 in Be-
sitz hatten und ich infolgedessen die Sappe 9 dauernd
mit starken Kräften mit der Front nach Norden besetzt
hielt, kam ich nunmehr trotz sich immer widersprechender
Meldungen zu der Ansicht, daß nur der westliche Teil der
Sappe 8 und die dortige Trichterstellung in der Hand der
Engländer seien. Ich schickte daher dem Leutnant Ehlert
folgenden Befehl:
„Sie setzen sich unter allen Umständen wieder in den
Besitz des von den Engländern besetzten Grabenteils und.
der Trichterstellung. Hierzu stehen Ihnen die in Sappe 9
befindlichen Kräfte zur Verfügung.“
Leutnant Ehlert setzte dieselben je zur Hälfte in den
Abschnitten 4 und s zum Handgranatenangriff gegen die
Stellung an. 7,30 Uhr abends waren die Engländer nach
hartnäckigem Kampfe auch aus diesem letzten Teil meiner
Stellung wieder herausgeworfen.
In der Zwischenzeit hatte sich in der Trichterstellung
folgendes abgespielt: Während der Steilabfall unter dau-
erndem englischen Trommelfeuer gehalten wurde, waren
die Engländer in die Trichterstellung und in den westlichen
Teil der Sappe 9 eingedrungen. Das dauernde Trommel-
feuer verhinderte sowohl Gegenangriff wie irgendwelche
Verbindung mit mir. Erst als das Trommelfeuer gegen
7 Uhr abends aufhörte, wurde beides wieder möglich. Nach-
dem der Offizier, der die Engländer im Trichter befehligte,
abgeschossen worden war, räumten die Engländer eiligst
die Stellung; damit fiel auch die englische Stellung in
Sappe 8. 7,15 Uhr abends entsendete ich den Leutnant
Pohlers nach dem rechten Flügel mit dem Auftrage, mir
unbedingt ein blares Bild von den dortigen Verhältnissen
zu schaffen. 8,30 Uhr abends kehrte derselbe mit folgender
Meldung zurück:
„Die Stellung ist von den Engländern gesäubert. Wir
sind wieder in vollem Besitz der Stellung. Die seitliche
Verbindung ist notdürftig überall vorhanden. Die Ver-
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bindung mit Reserveinfanterieregiment 91 fehlte zunächst,
ist aber von Leutnant Ehlert durch einen im Verbindungs-
graben stehenden Zug jetzt wieder hergestellt.“
Das feindliche Artillerlefeuer ging ununterbrochen weiter.
11 Uhr abends beurteilte ich die Lage folgendermaßen: Die
Stellung war vollständig in meiner Hand. Die Truppen
jedoch, namentlich die Kompagnien vom II. Bataillon In-
fanterieregiments 134 waren stark erschöpft. Ich erhielt von
den Kompagnien Meldung, daß die Leute übermüdet seien
und einschliefen.
Eine Bewachung der Gräben war baum noch vorhanden.
Daher erbat ich 10,30 Uhr abends vom Abschnittskom-
mandeur einige Kompagnien, die dem erschöpften II. Ba-
taillon Infanterieregiments 134 den unbedingt erforderlichen
Schlaf gewährleisten sollten. Ich erhielt die erste und dritte
Kompagnie des Infanterieregiments 57, sowie die erste
Kompagnie Jäger 11 und nahm in der Nacht folgende Neu-
verteilung der Kräfte vor: Abschnitt 4 erhielt 1. Jäger 11,
Abschnitt s die 3. Infanterieregiment #7, Abschnitt 6 die
1. Infanterieregiment 57, Abschnitt 7 die 1 1. Infanterie-
regiment 134. Der Rest vom III. Infanterieregiment 134
wurde in den Deckungsgräben untergebracht, endlich wurde
das II. Infanterieregiment 134 auf Befehl des Abschnitts-
kommandeurs nach Canteleux in Nuhestellung zurückgezogen.
Gegen Morgen des 17. Juni flaute das englische Ar-
tilleriefeuer merklich ab und verstummte schließlich ganz,
so daß von 7 Uhr vormittags ab fast vollständige Ruhe
berrschte. Nur an der Trichterstellung versuchten die Eng-
länger wiederholt mit Handgranaten und Minen vorzugehen,
wurden aber stets verlustreich zurückgeschlagen. 8 Uhr abends
stellten die Engländer erneut starke Kräfte in ihren Gräben
bereit, eine Feuervorbereitung durch Artillerie erfolgte nicht.
Nur die Trichterstellung wurde stark mit Minen beworfen.
Als ich am 17. Juni 9 Uhr abends von der 1. Kompagnie
Jäger 11 die Meldung erhielt, daß die Engländer zum An-
griff vorgingen, veranlaßte ich die Beschießung der ge-
samten englischen Stellung durch alle Einheiten unserer
Artillerie mit höchster Feuergeschwindigkeit. Der englische
Angriff wurde dadurch im Keime erstickt. Auch gegen
Reserveinfanterieregiment 91 wurden englische Angriffs-
absichten beobachtet. Das eigene Artilleriefeuer wurde da-
her noch nicht abgebrochen, sondern bis 12,45 Uhr vor-
mittags in Wirksamkeit gelassen. Auffallend war schon
jetzt, daß die englische Artillerie das Feuer nicht erwiderte.
Aus dem Verhalten der englischen Artillerie mutmaßte ich,
daß die englischen Angriffe vorläufig als vollkommen ge-
scheitert anzusehen seien. Bestärkt wurde ich in dieser An-
sicht durch das Aussehen des Gefechtofeldes vor meiner
Front. Von den Truppen, die in den vordersten Linien
angegriffen hatten, konnte wohl kaum ein Mann unverletzt
zurückgekommen sein. Unsere Artillerie hatte in den Re-
serven verheerend gewirkt. Auch die Aussagen eines ge-
fangenen englischen Offiziers lauteten dahin, daß ihnen ein
derartiges Standhalten von Truppen im Trommelfeuer,
wie wir es gezeigt hätten, unerklärlich sei. Sie hatten
nicht angenommen, daß unsere Gräben auch nur noch mit
einem einzigen Mann besetzt seien. Unsere Verluste am
zweiten Tage waren sehr hoch.“) Alle beteiligten Kämpfer
waren vollkommen erschöpft.
Beim II. Bataillon Infanterieregiments 134 waren alle
Offiziere tot oder verwundet. Am 18. Juni herrschte am
Morgen und im Laufe des Vormittags auf beiden Seiten
die Ruhe vollständiger Erschöpfung. Zwar versuchten im
Laufe des Tageo noch einzelne Gruppen von Engländern
unter Vortreiben schwacher Linien vorzudringen (teilweise
*) Die Verluste des Regiments 131 betrugen für die Seit vom
6. bis 18. Juni: tot: 0 Offiziere, 208 Unteroffiriere und Mannschafeen
(davon 70 verschüttet); verwundet: 18 Offiziere, 788 Unteroffiziere
und Mannschaften.