erkennung für tapferes Verhalten erworben hatte, nach
schweren Verlusten zurück.
Das Reserve-Infanterieregiment 104 beteiligte sich vom
7. März bis 14. April an der Abwehr der erneut gegen VIII. Ar-
meekorps und VIII. Reservekorps von den Franzosen unter-
nommenen Angriffe mit gleichem Erfolg, aber auch mit
ähnlich großen Verlusten. Das Reserve-Infanterieregiment
133 kehrte erst am 5. April aus dem Kampfbereich der
Champagneschlacht zurück. Nach dem Korpsbefehl des
VIII. Reservekorps vom 20. März hatte das tapfere Re-
giment vorwärts von Ripont „in heldenmütiger Tapfer-
keit und opferwilliger Hingabe die ihm gestellte Auf-
gabe, im Sappen= und Handgranatenangriff den über
das Hiepewäldchen vorgedrungenen Feind zurückzuwerfen
oder abzuschneiden, glänzend gelöst, allein an einem Tage
400 Gefangene gemacht, die feindliche Stellung in Breite
von 400 Meter genommen“ und dabei allen auf dem
Kampffeld tätigen deutschen Truppen ein Musterbeispiel
wohldurchdachten, straff zuvor eingeübten Handgranaten-
angriffs erfolgreich auf dem Schlachtfelde vorgeführt. Das
Regiment mußte seine wertvollen Erfahrungen auf Wunsch
dann auch noch anderen Divisionen vorführen.
Das Oberkommando der dritten Armee erkannte die
Verdienste aller beteiligten Armeekorps wie folgt an:
„Führer wie Truppen der dritten Armee haben ge-
zeigt, daß sie in altem deutschen Soldatenstolz nicht ge-
willt sind, dem Feinde einen Fuß breit Bodens zu über-
lassen. Gelingt es dem Gegner, in ein oder das andere
Grabenstück einzudringen, so wird es ihm mit zäher
Willenskraft wieder entrissen.
Der Feind wird mit Schrecken gewahr, daß seine un-
geheueren Opfer an Blut, die er vor unserer Front gebracht
hat, vergeblich sind, daß der Geist von 1870/71 ungebrochen
in uns weiter lebt.
Voll Bewunderung blickt ganz Deutschland auf die tapfe-
ren Truppen, die wie ein Fels im Meer den wütenden
Ansturm unserer Feinde abwehren.“
(Armeebefehl des Generalobersten von Einem vom
9. März 1915.)
Se. Majestät der König traf am Abend des 20. März
ein und begrüßte Abordnungen oder ganze Kompagnien
der an den Kämpfen beteiligt gewesenen Regimenter am
21. und 22. März.
Der weitere Ausbau der deutschen Heeresmacht im
Frühling 1915 entführte das Reserve-Infanterieregiment
106 und zwei Feldartillerieabteilungen zu der neu errichteten
123. Infanteriedivision. Die Truppen zogen bei Nacht
ab, der Ersatz dafür traf bei Tage ein, der Gegner wurde
dadurch völlig getäuscht, ebenso wie die franzoͤsische Be-
völkerung hinter unserer Stellung, welche aller Wahrschein-
lichkeit nach fortgesetzt mit dem Feinde Verbindung hielt.
Beide Artilleriebrigaden ergänzten sich aus dem eigenen
Korps. Für die Infanterie trafen 2400 Mann Ersatz
ein. Reserve-Infanterieregiment 104 trat zur 48. Re-
servebrigade über, die nun drei Regimenter umfaßte. Auch
eine neue Pionierkompagnie (. Reserve-Pionierkompagnie
12) wurde aufgestellt. Die neue Kriegsgliederung enthält
die Anlage I, Beilage 3.
Schon vom Herbst 1914 ab war der wirtschaftlichen
Fürsorge für die Truppen die größte Aufmerksamkeit ge-
widmet worden. Bereits im Oktober 1914 hatten nach
weit ausschauendem Plane die landwirtschaftlichen Arbeiten
auf den Feldern und in den Ställen hinter der Front
begonnen. Alle Futtermittel waren sorgfältig eingebracht
worden. Im Winter vollzog sich der Ausdrusch des Ge-
treides unter allerdings widerwilliger Beteiligung der Be-
völkerung. Planmäßig fanden Pflügen und Scen statt.
Die vorhandenen Futtermittel wurden so gut ausgenutzt,
daß bei der Haferknappheit zunächst die Hälfte, später
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sogar zwei Drittel des zustehenden Futters erspart werden
konnte. Ahnliche Ersparnisse wurden bei dem Brotgetreide
gemacht.
Den Einwohnern wurde eine Steuer von s Franken
pro Kopf auferlegt. Sie ergab aber nur 21 000 Franken.
Selbst nach der Heimat konnten Rüben (1425 Tonnen),
Wolle und Holz von Nutzbäumen zurückgeschickt werden.
Auch der Truppenbedarf an Lichtern, Seife, Handtüchern
und Holzpantoffeln wurde innerhalb der Truppe fertig-
gestellt. Nähmaschinen wurden in großer Zahl nutzbar
gemacht. Eine große Feldschuhmacherei, in der täglich
120 Paar Stiefeln besohlt werden konnten, wurde ein-
gerichtet. —
Vor der Front des XII. Reservekorps wurde es gegen
Ende des Sommers immer lebhafter. Für das fran-
zösische XII. Armeekorps war das IV. Armeekorps ein-
getroffen. Der Feind schanzte immer lebhafter. Bereits
seit langer Zeit verwandte er amerikanische Geschütz-
munition, welche an dem besonders scharfen Knall er-
kennbar wurde. Jahlreiche feindliche Flieger zwangen zu
immer vorsichtigerem Verkehr in und hinter unserer Stellung.
Unsere neu eingebauten 13 cm-Geschütze brachten auch
dem Gegner neue Überraschungen. Am 29. Mai war
von ihnen zum erstenmal das Lager von Mourmelon be-
schossen worden, und zwar mit sichtlichem Erfolg. Pferde,
Wagen, Autos und Menschen sliebten nach allen Seiten
auseinander, mehrere Brände wurden festgestellt.
Angesichts der immer zahlreicheren französischen Um-
gruppierungen, wobei französische Linientruppen an Stelle
der Territorials einrückten, wurde in der sächsischen Stel-
lung mit um so größerem Eifer gebaut und gewacht.
Die Stimmung der Truppen war vorzüglich. Man sah
dem mit Sehnsucht erwarteten, solange angekündigten fran-
zösischen großen Durchbruchsversuch mit stolzer Ruhe ent-
gegen. E ;
Hinter der französischen Stellung war eine neue Feld-
bahn mit Lokomotivbetrieb entstanden. Anfang September
waren die feindlichen Sappen bis auf 200 Meter, ja
teilweise bis auf 100 Meter an die Stellung des XII. Re-
servekorps herangelangt. Die französischen Flieger wurden
immer zahlreicher und gewannen nach und nach die Herr-
schaft der Luft.
Vor der ganzen Front der 24. Reservedivision und
vor dem sogenannten Hexenkessel entstanden neue fran-
zösische Gräben. Vom 10. September ab schossen sich
24 Feldbatterien und 9 schwere Batterien der Franzosen
auf alle Teile der Stellung des XII. Reservekorps ein,
das Feuer wurde von den Fliegern vorzüglich geleitet.
Alles deutete auf einen baldigen Angriff.
Das Generalkommando des XlII. Reservekorps beurteilte
in seiner Meldung vom 11. September die Lage: „Der
feindliche Angriff ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit
zu erwarten, da der Gegner schon eine durchgehende Sturm-
stellung geschaffen hat, sich planmäßig mit riesig über-
legener Artillerie einschießt und die Fliegerüberlegenheit
hergestellt hat.“ Es wurde zutreffend ein Angriff durch
sieben bis neun französische Divisionen erwartet.
Auf die rechtzeitige Verstärkung an schwerer Artiklerie
und Kampftruppen wurde mit Sicherheit gerechnet. Für
alle ankommenden Verstärkungen wurden Führerkomman-
dos jetzt schon bestimmt, die genau in der ganzen Stel-
lung Bescheid wußten und auch für die Nacht sichere
Führung gewährleisteten. Für Mann und Pferd wurden
regensichere Unterstände und Nahrungsmittel bereitgestellt.
Ülber der französischen Stellung schwebten von Mitte
September ab beständig 3 bis 4 Fesselballons. Gegen
Reserve-Infanterieregiment 107 und Reserve-Infanterie-
regiment 133 begann ein Wirkungsschießen der fran-
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