Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

287. 
Die 8. Kavalleriedivision in Kurland 
(Skizzen 40 und 50) 
Die 8. Kavalleriedivision traf mittels der Bahn bis 
Mitternacht zum 17. Juni in Memel (Divisionsstab) und 
Bajohren ein. Die Dioision rückte noch etwa 25 km nordost- 
wärts über die Grenze vor bis Siady-Salanty (17. Juni). 
Die 38. Kavalleriebrigade erreichte am 19. Juni Trischki. 
Dort wurde der 8. Kavalleriedivision ein Bataillon In- 
fanterieregiments 18 mit 2 Geschützen, das auch Telsze be- 
setzt hielt, unterstellt. Die Division sollte am 21. Juni 
westlich der Wirwita gegen die Windau vorstoßen und alle 
noch südlich des Flusses stehenden russischen Abteilungen 
zurückwerfen. Im Anschluß an das Kavalleriekorpo Graf 
v. Schmettow (Vetter des gleichnamigen Kommandeurs 
der 8. Kavalleriedivision) sollte die Division dann den 
Windauabschnitt von Pobeljany bis zur Pewupismündung 
sperren und den Raum westlich der Pewupis bis nach 
Grösen, wo ein anderes Bataillon Infanterieregiments 18 
anschloß, aufklären. 
Am Abend des 18. Juni teilte das Armeeoberkommando 
dann weiter mit, daß eine feindliche Kavalleriebrigade mit 
Artillerie im Naume von Telsze durchgebrochen sei und 
bei Lukniki eine deutsche Fuhrparkkolonne vernichtet habe. 
Die 38. Kavalleriedivision sollte am 19. Juni über Newe- 
rany vorstoßen, um die feindliche Kavallerie abzuschneiden 
und zu vernichten. 
Der Feind hatte rechtzeitig alle Telegraphenlinien zer- 
stört. Trotzdem gelang es noch am 19. Juni mit der 
38. Kavalleriebrigade und allen unterstellten Ortsbesatzun- 
gen Verbindung und den Verbleib des Gegners, der 
sengend und brennend das eigene Land durchzog, her- 
zustellen. Nur das bedeckte Gelände ermöglichte den Russen, 
sich durch schleunigste Flucht der Vernichtung zu entziehen. Die 
Division nächtigte um Siady. In den nächsten Tagen wurde 
die Versammlung der Division zu der beabsichtigten Unter- 
nehmung gegen die Windau vollzogen, mit den Neben- 
abteilungen Verbindung aufgenommen und feindwärts auf- 
geklärt. Für den Zug gegen die Windau umfaßte die 8. Ka= 
valleriedivision: 
Regimentsstab und III. Infanterieregiment 18 mit 2 Ge- 
schützen (am 21. 6. Trischki), 
18. Kavalleriebrigade mit einer reitenden Batterie Feld- 
artillerieregiments 3 (am 22. 6. Lukniki), 
Radfahrkompagnien 76 und 77 und §. Eskadron Jäger 
zu Pferde 2, 
38. Kavalleriebrigade mit 1 Batterie Feldartillerieregi- 
ments 12, 
40. Kavalleriebrigade mit 1 Batterie Feldartillerieregi- 
ments 12, 
23. Kavalleriebrigade mit Landwehrinfanterieregiment 28 
(ohne III. Bataillon) um Siady. 
Die Division rückte am 24. Juni in 4 Kolonnen vor, 
jede erreichte ihr Ziel und warf den Feind gegen die Windau 
zurück. Nur die Gruppe Libau vermochte bei der großen 
Entfernung nicht rechtzeitig heranzurücken, so entschlüpfte 
lhr gegenüber der Feind über Tyrkczle. Die Kolonne des 
Generals v. d. Decken stieß südlich Bahnhof Murawiewo 
auf einen starken russischen Brückenkopf, hinter welchem 
große Truppenausladungen stattfanden. 
Am 25. Juni säuberte die Division das Gelände west- 
lich der Windau vollständig und schloß die Sperre an der 
Windau für die russische Aufklärung ab. Rechts von ihr 
stand nunmehr das Kavalleriekorps Graf v. Schmettow 
mit gleichem Auftrag, der auch dort resilos erfüllt wurde. 
In den folgenden Tagen wurde die Stellung ausgebaut, 
die rückwärtige Verbindung geregelt und der Divisionsstab 
nach dem Gut Plinksze bei Siady vorgelegt. Nachdem be- 
reito am §F. Juli die Gruppe Libau wieder ausgeschieden 
war, übergab die Division am 8. Juli ihren Abschnitt an 
der Windau an die 6. Kavalleriedivision und rückte in die 
Gegend nordöstlich von Libau. Sie erreichte am 13. Juli 
Schrunden, wo I. Bataillon Reserveinfanterieregiments 24 
und III. Bataillon Reserveinfanterieregiments 20, 2 schwere 
Batterien aus Libau und eine Sanitätskompagnie zur Dioision 
binzutraten. Von jetzt ab nahen die Division an der großzügig 
nach dem Vorbild der Masurenschlacht angelegten Heeres- 
bewegung teil, mit welcher der General v. Below mit 
der verstärkten Niemenarmee die Einkreisung aller in Kur- 
land stehenden russischen Kräfte einleitete. Er verfügte 
dazu für seinen linken Schwenkungsflügel nur über das 
Nordkorps (6. Reservedivision, 78. Reservedivision und 
411. Infanteriedivision), dao Kavalleriekorps Graf v. Schmet- 
tow, die 8. Kavalleriedivision und die Außenabteilung Li- 
bau. Der umfassende Angriff begann am 14. Juli. 
Die Aufgabe der 8. Kavalleriedivision war dabei, im 
Naume von Schrunden den Windauübergang zu erzwingen. 
Rechto davon hatte das Kavalleriekorps Graf v. Schmettow 
den gleichen Auftrag, während links die Außenabteilung 
Libau von Hasenpot auf Goldingen vorzurücken hatte. 
Die 8. Kavalleriedivision erzwang am 14. Juli an meh- 
reren Stellen den Ubergang über die Windau und stellte 
sich zur Verfolgung auf Smelten bereit. Rechts von ihr 
griff das Kavalleriekorps, das ebenfalls am 14. über die 
Windau vorgebrochen war, den Feind bei Frauenburg an. 
Der Feind floh auch hier ost= und südostwärts. Die Ge- 
fangenen gehörten zur 4. russischen Kavalleriedivision. Bei 
Alt-Auz sollten starke russische Kräfte, mindestens eine 
Kavallerie= und Infanteriedivision, stehen. Die gesamte 
Armee v. Below griff am 16. Juli die feindliche Haupt- 
macht an. Die 8. Kavalleriedivision hatte dabei nördlich 
herumgreifend die Aufklärung gegen den Mitauabschnitt 
zu übernehmen. Die Außenabteilung Libau hatte gleich- 
zeitig von Goldingen auf Kabillen vorzustoßen. 
Nach heftigen Kämpfen bei Remten, wobei der Feind ein 
Geschütz verlor, stand die Dirision am Abend des 16. Juli 
um Remten in Verbindung mit dem linken Flügel des 
Kavalleriekorps Graf v. Schmettow; die Außenabteilung 
Libau erreichte Kabillen. 
Bei Alt-Auz war der Gegner ausgewichen. Noch blieb 
ihm Rettung über Auzhof und Hofzumberge. So erwuchs 
der 8. Kavalleriedivision für den 17. Juli die Aufgabe rück- 
sichtsloser Verfolgung zur Schließung des Ringes bei Hof- 
zumberge. Sie brach bereits 4 Uhr vormittags mit dem 
Ziele Doblen—Hofzumberge auf in der Absicht, mit ihrer 
Hauptkraft sich bei Hofzumberge vorzulegen, während eine 
Brigade heute noch Mitau erreichen sollte, das zwar stark 
befestigt, aber zur Zeit von russischen Truppen entblößt 
war. Jedenfalls sollte auch die Bahnverbindung auf Peters- 
burg möglichst weit nordostwärts zerstört werden. 
Aber bereits südlich von Doblen stieß die Division auf 
zähen Widerstand starken Feindes in breiter Front. Die 
ganze ODivision griff energisch an, vermochte aber die aus- 
gedehnten russischen Stellungen nicht in Kürze zu nehmen. 
Deshalb zog der Divisionskommandeur kurz entschlossen 
die 38. Kavalleriebrigade und das Karabinerregiment mit 
der Nadfahrkompagnie Jäger 1 auc dem Kampfe heraus 
und entsandte sie noch am Abend zum rücksichtslosen Durch-
	        
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