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Die 8. Kavalleriedivision in Kurland
(Skizzen 40 und 50)
Die 8. Kavalleriedivision traf mittels der Bahn bis
Mitternacht zum 17. Juni in Memel (Divisionsstab) und
Bajohren ein. Die Dioision rückte noch etwa 25 km nordost-
wärts über die Grenze vor bis Siady-Salanty (17. Juni).
Die 38. Kavalleriebrigade erreichte am 19. Juni Trischki.
Dort wurde der 8. Kavalleriedivision ein Bataillon In-
fanterieregiments 18 mit 2 Geschützen, das auch Telsze be-
setzt hielt, unterstellt. Die Division sollte am 21. Juni
westlich der Wirwita gegen die Windau vorstoßen und alle
noch südlich des Flusses stehenden russischen Abteilungen
zurückwerfen. Im Anschluß an das Kavalleriekorpo Graf
v. Schmettow (Vetter des gleichnamigen Kommandeurs
der 8. Kavalleriedivision) sollte die Division dann den
Windauabschnitt von Pobeljany bis zur Pewupismündung
sperren und den Raum westlich der Pewupis bis nach
Grösen, wo ein anderes Bataillon Infanterieregiments 18
anschloß, aufklären.
Am Abend des 18. Juni teilte das Armeeoberkommando
dann weiter mit, daß eine feindliche Kavalleriebrigade mit
Artillerie im Naume von Telsze durchgebrochen sei und
bei Lukniki eine deutsche Fuhrparkkolonne vernichtet habe.
Die 38. Kavalleriedivision sollte am 19. Juni über Newe-
rany vorstoßen, um die feindliche Kavallerie abzuschneiden
und zu vernichten.
Der Feind hatte rechtzeitig alle Telegraphenlinien zer-
stört. Trotzdem gelang es noch am 19. Juni mit der
38. Kavalleriebrigade und allen unterstellten Ortsbesatzun-
gen Verbindung und den Verbleib des Gegners, der
sengend und brennend das eigene Land durchzog, her-
zustellen. Nur das bedeckte Gelände ermöglichte den Russen,
sich durch schleunigste Flucht der Vernichtung zu entziehen. Die
Division nächtigte um Siady. In den nächsten Tagen wurde
die Versammlung der Division zu der beabsichtigten Unter-
nehmung gegen die Windau vollzogen, mit den Neben-
abteilungen Verbindung aufgenommen und feindwärts auf-
geklärt. Für den Zug gegen die Windau umfaßte die 8. Ka=
valleriedivision:
Regimentsstab und III. Infanterieregiment 18 mit 2 Ge-
schützen (am 21. 6. Trischki),
18. Kavalleriebrigade mit einer reitenden Batterie Feld-
artillerieregiments 3 (am 22. 6. Lukniki),
Radfahrkompagnien 76 und 77 und §. Eskadron Jäger
zu Pferde 2,
38. Kavalleriebrigade mit 1 Batterie Feldartillerieregi-
ments 12,
40. Kavalleriebrigade mit 1 Batterie Feldartillerieregi-
ments 12,
23. Kavalleriebrigade mit Landwehrinfanterieregiment 28
(ohne III. Bataillon) um Siady.
Die Division rückte am 24. Juni in 4 Kolonnen vor,
jede erreichte ihr Ziel und warf den Feind gegen die Windau
zurück. Nur die Gruppe Libau vermochte bei der großen
Entfernung nicht rechtzeitig heranzurücken, so entschlüpfte
lhr gegenüber der Feind über Tyrkczle. Die Kolonne des
Generals v. d. Decken stieß südlich Bahnhof Murawiewo
auf einen starken russischen Brückenkopf, hinter welchem
große Truppenausladungen stattfanden.
Am 25. Juni säuberte die Division das Gelände west-
lich der Windau vollständig und schloß die Sperre an der
Windau für die russische Aufklärung ab. Rechts von ihr
stand nunmehr das Kavalleriekorps Graf v. Schmettow
mit gleichem Auftrag, der auch dort resilos erfüllt wurde.
In den folgenden Tagen wurde die Stellung ausgebaut,
die rückwärtige Verbindung geregelt und der Divisionsstab
nach dem Gut Plinksze bei Siady vorgelegt. Nachdem be-
reito am §F. Juli die Gruppe Libau wieder ausgeschieden
war, übergab die Division am 8. Juli ihren Abschnitt an
der Windau an die 6. Kavalleriedivision und rückte in die
Gegend nordöstlich von Libau. Sie erreichte am 13. Juli
Schrunden, wo I. Bataillon Reserveinfanterieregiments 24
und III. Bataillon Reserveinfanterieregiments 20, 2 schwere
Batterien aus Libau und eine Sanitätskompagnie zur Dioision
binzutraten. Von jetzt ab nahen die Division an der großzügig
nach dem Vorbild der Masurenschlacht angelegten Heeres-
bewegung teil, mit welcher der General v. Below mit
der verstärkten Niemenarmee die Einkreisung aller in Kur-
land stehenden russischen Kräfte einleitete. Er verfügte
dazu für seinen linken Schwenkungsflügel nur über das
Nordkorps (6. Reservedivision, 78. Reservedivision und
411. Infanteriedivision), dao Kavalleriekorps Graf v. Schmet-
tow, die 8. Kavalleriedivision und die Außenabteilung Li-
bau. Der umfassende Angriff begann am 14. Juli.
Die Aufgabe der 8. Kavalleriedivision war dabei, im
Naume von Schrunden den Windauübergang zu erzwingen.
Rechto davon hatte das Kavalleriekorps Graf v. Schmettow
den gleichen Auftrag, während links die Außenabteilung
Libau von Hasenpot auf Goldingen vorzurücken hatte.
Die 8. Kavalleriedivision erzwang am 14. Juli an meh-
reren Stellen den Ubergang über die Windau und stellte
sich zur Verfolgung auf Smelten bereit. Rechts von ihr
griff das Kavalleriekorps, das ebenfalls am 14. über die
Windau vorgebrochen war, den Feind bei Frauenburg an.
Der Feind floh auch hier ost= und südostwärts. Die Ge-
fangenen gehörten zur 4. russischen Kavalleriedivision. Bei
Alt-Auz sollten starke russische Kräfte, mindestens eine
Kavallerie= und Infanteriedivision, stehen. Die gesamte
Armee v. Below griff am 16. Juli die feindliche Haupt-
macht an. Die 8. Kavalleriedivision hatte dabei nördlich
herumgreifend die Aufklärung gegen den Mitauabschnitt
zu übernehmen. Die Außenabteilung Libau hatte gleich-
zeitig von Goldingen auf Kabillen vorzustoßen.
Nach heftigen Kämpfen bei Remten, wobei der Feind ein
Geschütz verlor, stand die Dirision am Abend des 16. Juli
um Remten in Verbindung mit dem linken Flügel des
Kavalleriekorps Graf v. Schmettow; die Außenabteilung
Libau erreichte Kabillen.
Bei Alt-Auz war der Gegner ausgewichen. Noch blieb
ihm Rettung über Auzhof und Hofzumberge. So erwuchs
der 8. Kavalleriedivision für den 17. Juli die Aufgabe rück-
sichtsloser Verfolgung zur Schließung des Ringes bei Hof-
zumberge. Sie brach bereits 4 Uhr vormittags mit dem
Ziele Doblen—Hofzumberge auf in der Absicht, mit ihrer
Hauptkraft sich bei Hofzumberge vorzulegen, während eine
Brigade heute noch Mitau erreichen sollte, das zwar stark
befestigt, aber zur Zeit von russischen Truppen entblößt
war. Jedenfalls sollte auch die Bahnverbindung auf Peters-
burg möglichst weit nordostwärts zerstört werden.
Aber bereits südlich von Doblen stieß die Division auf
zähen Widerstand starken Feindes in breiter Front. Die
ganze ODivision griff energisch an, vermochte aber die aus-
gedehnten russischen Stellungen nicht in Kürze zu nehmen.
Deshalb zog der Divisionskommandeur kurz entschlossen
die 38. Kavalleriebrigade und das Karabinerregiment mit
der Nadfahrkompagnie Jäger 1 auc dem Kampfe heraus
und entsandte sie noch am Abend zum rücksichtslosen Durch-