der dritten Armee, ihren Gegner niederzukämpfen oder
durch die südlich Givet gefundene Lücke in der französischen
Heeresgruppierung mit genügenden Kräften vorzustoßen,
so würde der südlich der Sambre fechtende Feind nicht nur
den Waffen der zweiten Armee unterliegen, sondern sich
auch von dem ihm benachbarten, bei Charleville zu suchenden
französischen Heeresteil getrennt sehen.
Die Frage, welchem dieser vorstehend angedeuteten Ge-
sichtspunkte Raum zu geben sein möchte, konnte wohl
weder vom Oberkonimando der zweiten noch von dem
der dritten Armee zweckdienlich beantwortet werden, weil
keine dieser Stellen die Verhältnisse der anderen und
der Gesamtheit übersah und, gewollt oder ungewollt,
unter dem Drucke einseitiger Interessen stand. Meiner
Meinung nach hätte die Vereinbarung für die Ubereinstim-
mung im Handeln der zweiten und dritten Armee erst
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21. August zwei Korps bis Sambre-Linie Chatelet—
Jemeppe.“
Auch der zweite Teil des Funkspruches:
„Zum Zusammenwirken mit zweiter Armee ist dichtes
Herangehen der dritten Armee an Maasabschnitt dringend
erwünscht" —
brachte eine eigentliche Angriffsabsicht für den 2 1. August
nicht zum Ausdruck, sondern wünschte nur eine Bereitstel-
lung der dritten Armee hinter der Maas. Beides zusammen
erweckte beim Oberkommando der dritten Armee die Über-
zeugung, daß die zweite Armee für den 21. August ein ent-
scheidungsuchendes Vorgehen noch nicht für angezeigt hielt.
Das Oberkommando der dritten Armee war daher überrascht,
als es am 21. August 8 Uhr 15 Minuren vormittags die
telegraphische Mitteilung vom Oberkommando der zweiten
Armee erhielt, „daß die zweite Armee beabsichtige, der
Dinant, von Süden gesehen
dann von den beiden Armeeführern gefordert werden sollen,
nachdem die Oberste S die Grundlage für die
gemeinsam zu führende Operation durch bestimmte Richt-
linien gekennzeichnet hatte.
Aus einem am 20. August 2 Uhr 30 Minuten nachmittags
aus dem Oberkommando der zweiten Armee erhaltenen
Telegramm ersah das Oberkommando der dritten Armee,
daß die erste und zweite Armee am 20. August die Linie
Ninove—Gemblour (20 Kilometer westlich von Brüssel,
bzw. 9 Kilometer westnordwesilich von Namur — Skizze 4)
erreichten, demnach am Abend des 20. August nur der
linke Flügel der zweiten Armee in greifbarer Nähe der
Sambre sich befinden würde. Es folgerte daraus, daß
dem Oberkommando der zweiten Armee für eine sofortige
Auseinandersetzung mit dem hinter der Sambre stehenden
Feinde am 21. August nur Teilkräfte verfügbar sein könnten.
In dieser Auffassung sah es sich dadurch bestärkt, daß
der Funkspruch (eingegangen 11 Uhr 46 Minuten nachts
bzw. 21. August 12 Uhr 40 Minuten früh) in seinem
ersten Teile sagte: „Von der zweiten Armee rücken am
dritten Armee den Ubergang über die Maas zu öffnen
und dazu bis 21. August 11 Uhr vormittags mit dem
X. Armeekorps bei Tamines, mit dem Gardekorps beie
Jemeppe einzutreffen.“
Diese Absicht kam nicht zur Ausführung, denn schon am
21. Augusi 9 Uhr 45 Minuten vormittags lief beim Ober-
kommando der dritten Armee der Funkspruch des Ober-
kommandos der zweiten Armee ein: „Zweite Armee greift
heute nicht an.“
Welche Gründe am 21. August früh zu solcher Sinnes-
änderung beim Oberkommando der zweiten Armee geführt
hatten, wurde dem Oberkommando der dritten Armee nicht
bekannt. Es vermutete, daß der am 20. August abends
beim Oberkommando der zweiten Armee eingetroffene Nach-
richtenoffizier der dritten Armee, Hauptmann von Weise,
dort die erforderlichen Aufklärungen über Auffassung und
Lage des Oberkommandos der dritten Armee gegeben und
überzeugt hatte, daß die planmäßige Feuereröffnung gegen
die Maaslinie erst am 21. August abends möglich sei.
Das endgültige Ergebnis der zwischen dem Oberkommando