Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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dritten Armee durchgeführt, welche erneut 
die Aufmerksamkeit des Gegners auf die 
Maasfront hinlenkten, während das Ver- 
hängnis ihn bei Namur und an der 
Sambre ereilte. Der Feind wußte seit 
dem Vormittag des 21. August Namur 
engumschlossen. Seit Mittag desselben 
Tages war siarker Feind an der Sambre 
aufgetaucht, jetzt am Spätabend des 
21. August sließ auch starke deutsche In= 
fanterie auf breiter Front gegen die Maas 
vor. " 
Erkundung bei Houxr 
Die Unternehmung gegen Hour, dessen 
Eisenbahnbrücke für den äußerslen rechten 
Flügel des XII. Armcekorpo, die 32. In- 
fanteriedivision als Ubergangsstelle in Be- 
tracht kam, wurde dem II. Bataillon des 
Infanterieregiments 177, Major von Hey- 
gendorff, übertragen. Es wurde von der 
Ferme Salazinne, 2 Kilometer südöstlich von Dorinne aus, 
5 Uhr 30 Minuten nachmittags auf Houx in Marsch gesetzt 
und erreichte kampflos in der Dunkelheit das Dorf, das sich 
tief unter dem bewaldeten Schloßberg eng gestreckt am 
rechten Maasufer in Nichtung auf die 1 Kilometer unter- 
halb gelegene Eisenbahnbrücke in einer Länge von etwa 
300 Metern ausdehnt. 
Der Feind, der am jenseitigen Ufer den Bahndamm, 
einzelne Häusergruppen und Waldstücke, wie aus sorgfäl- 
tigen Erkundungen feststand, besetzt hielt, schlief ruhig weiter, 
bis ihn die Sprengungen im Dorfe wachrüttelten. Dort 
waren mehrere Reiterpatrouillen in den letzten Tagen heim- 
tückischen Hecken= und Kellerschützen zum Opfer gefallen. 
Nun verfiel das Dorf der rächenden Flamme. Das Ba- 
taillon war längst wieder oben am Schloß, wo es den 
Rest der Nacht verbrachte, als die aufgeregten Franzosen 
immer noch von jenseits des Flusses in das brennende Dorf 
hineinfeuerten. 
Erkundung gegen Dinant 
Der Erkundungsvorstoß auf Dinant fiel in den Bereich der 
linken Flügeldivision des XII. Armeekorps, der 23. Infan- 
teriedivision, und wurde von dem II. Bataillon des Schützen- 
regiments log unter Major von Kirchbach ausgeführt. 
Das Bataillon, dabei ein Zug Pioniere des Feldpionier= 
bataillons 12 rückte längs der Straße von Sorinne nach 
Einbruch der Dunkelheit 8 Uhr So Mi- 
  
Dinant, von Norden gesehen 
rinne zum Regiment zurück. Der nächtliche Häuserkampf 
mit der Bevölkerung von Dinant hatte seinen Eindruck auf 
unsere Leute nicht verfehlt. Wie ein Lauffeuer verbreitete 
sich auf der ganzen Front die Kunde von dem tätigen An- 
teil, den die verblendete Bevölkerung an dem Kampfe 
genommen hatte. 
Anschaulich gibt diese Eindrücke der Bericht des Pionier- 
unteroffiziers Börner wieder: „Nach eingebrochener Dunkel- 
heit wurden am 21. August im Schloßpark von Foy Notre 
Dame an jeden Mann ein bis zwei behelfsmäßige Hand- 
granaten vom Kompagniegerätewagen verausgabt. Die 
Handgranaten bestanden aus einem Sprengkörper, in den 
eine Zündkapsel mit einem Stück Zeitzündschnur von sechs 
bis sieben Sekunden Brenndauer eingeführt war. Sie 
waren auf einem Brettstück mit Handgriff aufgebunden 
und wurden mit einem brennenden Streichholz entzündet. 
Gegen 9 Uhr abends ging es los durch dunkle Nacht, Nich- 
tung Dinant. Die Spitze bildeten die Offiziere der Pioniere 
und der Schützen, hierauf kam ein leichter Schützenschleier, 
auf den die Pioniere und die Spitzenkompagnie folgten. 
Bevor wir in die Stadt kamen, wurden, um für alle Fälle 
gerüstet zu sein, die Seitengewehre aufgepflanzt. Dinant 
lag in tiefem Dunkel, wie ausgestorben. Die Straße fiel 
ziemlich steil ab und war gepflastert. Nur der gleichmäßige 
Schritt der schweigend dahinziehenden Truppen war in der 
nächtlichen Stille hörbar. Nachdem so einige hundert Meter 
zurückgelegt waren, kam eine einzelne brennende Gaslaterne 
  
  
nuten abends, zunächst ohne auf Wider- 
stand zu sioßen, nach Dinant vor. Erst 
als die Spitze bis in die Nähe des Maas- 
ufers gelangte und nach dem Markte zu 
einbog, erfolgte von allen Seiten ein hef- 
tiger Feuerüberfall aus den verbarrikadier- 
ten Häusern sowie von den Felsen- 
terrassen und Gartenmauern her. Nach 
halbstündigem Kampf war der Wider- 
stand bewältigt. Die Häuser, aus denen 
geschossen worden war, wurden an- 
gezündet, dann der Rückmarsch angetreten. 
Die Schützen hatten sich in dem nächt- 
lichen Straßenkamfe vorzüglich bewährt. 
Hauptmann Lindner und Oberleutnant 
Freiherr von Oer, sowie 16 Unteroffiziere 
und Mannschaften waren gefallen, 6 Offi- 
ziere und 110 Unteroffiziere und Mann- 
schaften waren verwundet. 
Stolz kehrte das Bataillon nach So- 
  
Dinant, links der Maas
	        
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