auch der Truppensanitätsdienst beträchtlichen Um-
fang an. Die Ordnung dieses Dienstzweiges verursachte der
Medizinalabteilung viele Mühen, die sich hauptsächlich aus
der Unkenntnis der aus dem Zioilverhältnis stammenden
Arzte mit den technischen Grundsätzen — so namentlich der
Listenführung, des Arzneibezuges und der Zuständigkeit be-
treffend Behandlung von Heeresangehörigen überhaupt und
deren Angehörigen — ergaben.
Pspchologische Untersuchungsstellen für Flieger
wurden im Einvernehmen mit dem Kommandierenden Gene-
ral der Aftstreitkräfte in Leipzig und Großenhain eingerichtet.
Die in sächsischen Lagern untergebrachten Kriegsge-=
fangenen wurden bei Eintreffen im Lager entlaust und
ärztlich untersucht. Es wurden dabei drei Tauglichkeits-
grade unterschieden: vollarbeitsfähig, minderarbeitsfähig und
arbeitsunfähig. Die Jahnbehandlung erfolgte durch russische
und französische Jahnärzte. Geisteskranke wurden in der
Irrenabteilung des Reservelazaretts Arnsdorf unterge-
bracht. Zum Krankenpflegedienst in den Lagerlazaretten
wurden feindliche Kriegsgefangene besonders auogebildet;
sie übten ihren Dienst unter Aufsicht von deutschem Sani-
tätspersonal aus. Ausgetauscht wurde nur das anerkannte
französische, englische und belgische Sanitätspersonal, wäh-
rend das russische mangels eines Austauschabkommens in
Sachsen verblieb. Der Sanitätsdienst der Kriegsgefangenen-
lager hatte die Aufsicht über alle hygienischen und sanitären
Lagereinrichtungen.
Die naturgemäß mangelnde Vertrautheit vieler Sanitäts-
offiziere mit dem sehr komplizierten Zeugniswesen
machte zahlreiche Verfügungen der Medizinalabteilung nötig.
Noch bestand bei der Medizinalabteilung das Kolle-
gium zur Entscheidung von Pensionsangelegen-
beiten von Offizieren und Mannschaften mit einem reichen
Felde der Tätigkeit.
Abteilung VI (Waffen= und Industrieabteilung)
Ihre Errichtung erwies sich als dringende Notwendig-
Peir Chef war während der ganzen Kriegszeit Major Auer-
ach
Nach Kriegsbeginn war die Gestellung von Waffen aller
Art für Neuformationen die wichtigste Aufgabe der Ab-
teilung. Ein Reservekorps und zwölf Divisionen waren mit
Waffen zu versehen, außerdem mußte die erhebliche Ver-
mehrung der Maschinengewehrformationen, der Nachrichten-
truppen und der Luftstreitkräfte berücksichtigt werden, ferner
neuaufgestellte Straßenbaubataillone und Armierungsbatail-
lone sowie die auf über das Doppelte des bisherigen Stan-
des vermehrte Zahl der Landwehrbataillone.
Die Beschaffung von Waffen stieß zunächst nicht
auf Schwierigkeiten. Von September 1914 ab mußte aber
bereito größte Sparsamkeit obwalten; um den Bedarf der
Feldtruppen zu decken, mußten Ersahbataillone, Rekruten-
depots und die zur Gefangenenbewachung verwendeten Land-
sturm-Ersatzbataillone mit Waffen älterer Modelle und
Beutegewehren und -seitengewehren ausgestattet werden.
Die Schwierigkeiten der Beschaffung wuchsen infolge Auf-
brauchs der Bestände schon zu Ende des Jahres 1914 so
weit, daß selbst Ersatztransporte der Infanterie und Jäger
für das Feld nur zum Teil in der Heimat mit Waffen
versehen werden konnten. Im Januar 1915 wurde die
Herausziehung aller Waffen 98 (Gewehre und Pistolen)
aus immobilen Formationen durchgeführt, um den Feldersatz
damit ausrüsten zu können. Die Ausrüstung aller Ersatz-
mannschaften mit geeigneten und gleichartigen Waffen wurde
dadurch möglich.
Die Anfertigung von Gewehrschäften ging in
der Munitionsfabrik Dresden vor sich, die auch die Fertigung
335
von Gewehren 98 — später des auf Grund der Kriegs-
erfahrungen verbesserten Gewehres 98/17 — ausführte.
Wegen Mangels an Nußbaumholz für Gewehrschäfte wur-
den Birken- und Ahornholz verwendet. Die Bewaffnung
der Offiziere bis zum Regimentskommandeur einschließlich
mit dem kurzen Seitengewehr statt des Säbels wurde im
August 1915 durchgeführt.
Auch bezüglich der Ausrüstung von Maschinen-
gewehr-Formationen mit Waffen und Gerät ging
die Mobilmachung glatt vonstatten. Schwierigkeiten traten
aber auch hier bereits zu Ende des Jahres 1914 ein und
wiederholten sich. Eine starke Vermehrung der Maschinen-
gewehr-Formationen fand in den ersten Monaten des Jahres
1916, im August desselben Jahres eine vollständige Neu-
gliederung der Maschinengewehr-Truppen statt. Zu Aus-
bildungszwecken fanden belgische, englische, französische und
russische Maschinengewehre Verwendung. Die Einführung
des leichten Maschinengewehres System os machte im
Dezember 1916 umfassende Maßnahmen nötig.
Die in den Friedensstandorten vorhandenen Bestände
an Infanteriemunition wurden gesammelt, nachdem
die mobilen Truppen das Heimatgebiet verlassen hatten. An
Nachersatz fertigten die sächsischen Artilleriedepots bis zum
Ende des Jahres 1914 dreizehn Infanterie-Munitions=
züge ab. Die Munitionsfabrik Dresden erreichte ihren höch-
sten Fertigungssatz im Oktober 1917 mit einer Million
Patronen täglich.
Der von Sachsen gestellte Infanterik-Munitionsnachschub
etru
9 für S.-Patronen Pistolen-Patronen Revolver-Patronen
24200
1914 41075000 100 800
1015 123228000 302400 3726000
1016 1409873000 362880 447120
1017 156612000 369600 455 400 Stück.
Mit Entfernungemessern wurden auch die Ersatz-
formationen der Infanterie, Jäger und Schützen ausgerüstet.
Die sächsische Feldzeugmeisterei stellte für den Nachschub vom
Beginn der Mobilmachung bis Ende März 1918 446 Ent-
fernungomesser bereit.
Bei Kriegsausbruch sandte Sachsen 99 Batterien mit
472 Feldkanonen bzw. 114 leichten Feldhaubitzen ins Feld.
Im Laufe des Krieges sind in Sachsen eine große Anzahl
Feldartillerieregimenter mit etwa viermal so viel Batterien,
wie angegeben, aufgestellt und zum Teil aus eigenen Be-
ständen ausgerüstet worden. Zu allen diesen Formationen
kamen die dazugehörigen Munitionskolonnen; außerdem sind
mehrere selbständige Infanterie= und Artillerie-Munitions-
kolonnen in Sachsen aufgestellt worden.
Die Bewaffnung der sächsischen Fußartillerie
entsprach zur Zeit der Mobilmachung der der preußischen.
Der Geräteersatz konnte in den ersten Wochen auch ohne
Schwierigkeiten von Sachsen gestellt werden.
Eine schwere Feldhaubitze mit 8800 Meter größter Schuß-
weite wurde im Januar 1917 eingeführt. Auch für Mörser
wurde eine größere Schußweite erzielt. Die Verbesserung
geschah in beiden Fällen durch die Einführung längerer
ohre.
Die Herstellung von Feldartillerie-Munition er-
fuhr ihre erste große Steigerung im August 1914, da sich
der Munitionsverbrauch an der Front als über alle Erwar-
tung stark erwiesen hatte. Für die Fertigung der Granaten
14 wurde die Munitionsanstalt Zeithain eingerichtet. Die
größten Anforderungen an die Munitionsherstellung und
die Vorkehrungen für den Nachschub brachten die Vorberei-
tungen für die Frühjahrsoffenssve 1918.
Der Nachschub betrug im Jahre
1914 179860 Feldkanonen- Schuß 27 400 leichte Feldhaubitz-Schuß
1015 2302229 „ 6 000 »
1916 4636800
1917 4529280
rr. “ “
062000 „