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die ein Elterngeld nicht erhalten konnten, weil sie der ver-
storbene Sohn nicht ganz oder überwiegend, sondern nur
wesentlich unterstützt hatte, für Stief-, Schwieger= oder
Plegeeltern, für schuldlos geschiedene Ehefrauen, für un-
eheliche, Stief-, Adoptio= und Pflegekinder, für hilfsbedürf-
tige Geschwister, für die der Gefallene bei Lebzeiten gesorgt
hatte; Ansiedelung versorgungsberechtigter Kriegsteilneh-
mer; Kapitalabfindung für rentenberechtigte, kriegsinva-
lide Unteroffiziere und Soldaten, sowie für Witwen von
gefallenen Heeresangehörigen der Unterklassen (es sind bis
Ende Juli l9#8 an 437 Antragsteller rund zwei Millionen
Mark bewilligt worden); Abfindung von wiederverheirateten,
versorgungsberechtigten Kriegerwitwen; Bewilligung von
Beihilfen und Kriegsteuerungszulagen an Pensionäre, Wit-
wen und Waisen; soziale Fürsorge für Kriegsbeschädigte und
Hinterbliebene; Unterstützung der aus Anlaß des Krieges
einberufenen Mannschaften usw. — usw.]!
Die Bearbeitung der Unterstützungssachen ehemaliger
Angehöriger der Unterklassen des Soldatenstandes und der
Heeresverwaltung wurde im März 1917 den stellvertreten-
den Generalkommandos übertragen. Uber deren Tätigkeit
ist im Abschnitt „Generalkommando“ berichtet.
Gegen Ende des Jahres 1916 erwies sich die Einrichtung
von Versorgungsabteilungen auch bei den Bezirkskomman=
dos als nötig, um Stellen zu schaffen, an denen sich Ent-
lassene und Hinterbliebene Rat holen konnten. Die Grund-
lage für diese Abteilungen waren mit den bei den Bezirks-
kommandos bereits bestehenden Invalidenabteilungen gegeben.
Mit Versorgung wurden entlassen vom 1. August 1914
bis 31. Juli 1918 19 472 Mann im Korpsbereich AlI,
22011 Mann im Korpsbereich XIX.
Seit der Errichtung der Versorgungsabteilung bei den
Bezirkökommandos bis Ende Juli lo#8 wurden von den
Ersatz-Truppenteilen 1710 Kriegsbeschädigte als noch nicht
untergebracht gemeldet. Nach dieser Meldung erfolgte die
Unterbringung in 1199 Fällen; 171 Fälle erledigten sich durch
Verzug während der Berufofürsorge, 6s durch Ableben.
Das Nachweisebüro war vielleicht diejenige Abteilung
des Kriegsministeriums, mit der die bürgerliche Bevölkerung
am häufigsten in Berührung gekommen ist. Über ihre Tätig-
beit ist im Band 1 Seite 3256 ff. berichtet worden.
Die Tätigkeit der als besondere Abteilung dem Kriegs-
ministerium angegliederten Remonte-Inspektion um-
faßte während des Krieges im wesentlichen die Maß-
nahmen, die zur Ergänzung, Erhaltung, Verwendung und
Auomusterung der Dienstpferde des Feld= und Besatzungs-
heeres erforderlich waren.
Die Beschaffung von Pferden — die Hauptauf-
gabe der Abteilung — ging vor sich durch Remontierung,
freihändigen Ankauf, Aushebung oder eigene Aufzucht von
Fohlen in Remontedepots.
Im Jahre 1914 wurden im ganzen 1460 Remonten zum
Durchschnittspreise von je 1202 Mark angekauft und zum
größten Teile in die Remontedepots eingestellt. Der Ankauf
nahm im Jahre lols seinen ordnungsgemäßen Fortgang.
Auf ostpreußischen Märkten wurden 820, auf sächsischen
50 Remonten zum Durchschnittspreise von je 1213 Mark
angekauft. Dazu kamen 350 Remonten aus ungarischen
Fohlenhöfen, die durchschnittlich je 1370 Mark kosteten.
Die Ausgabe dieser Remonten an die Ersatztruppen er-
folgte im Jahre 1917 zugleich mit der von 381 Remonten,
die von Preußen überwiesen worden waren. Vom Jahre
1916 an ruhte der Ankauf von Remonten fast vollkommen.
Im Juli 1918 überwies Preußen aus den in seinen Depots
befindlichen Beständen 234 Remonten, die auf sächsische
Ersatztruppen verteilt wurden. Durch Remontierung wur-
den somit während des Krieges 3148 Pferde beschafft.
Die Entwicklung der Remonten in den Depots war gut,
trotz Mangels an Futter und an ausgebildeten Reitern.
Die ungarischen Pferde erwiesen sich als besonders wert-
voller Zuwachs.
Neben der Beschaffung durch Nemontierung spielte der
freihändige Ankauf solange eine Rolle, als Pferde im freien
Verkehr zu haben waren. Den Ankauf übernahmen für
Sachsen die stellvertretenden Generalkommandos, der Re-
monte-Inspekteur und die preußische Remonte-Inspektion
(betr. Auslandspferde).
An Stelle des freihändigen Ankaufes sollte im November
1917 das Verfahren der Auohebung treten. Wenn in Sach-
sen trotzdem das System des freihändigen Ankaufs bei-
behalten wurde, geschah das, um die Bevölkerung — be-
sonders die landwirtschaftliche — vor den mit der Aus-
hebung verbundenen schweren Schädigungen zu bewahren.
Der Durchschnittspreis für auf diese Weise erworbene
Pferde betrug im Herbst 1914 1450 Mark, stieg im
Jahre 1915 auf 1800 Mark, um im August 19138
4500 Mark zu erreichen. Die Preise verstanden sich für
voll dienstbrauchbare Tiere. In der Voraussicht, daß die
sächsische Heeresverwaltung nichts besseres tun könne, als
sich rechtzeitig einen großen Bestand an Pferden zu sichern,
wurden bis zum Ende Dezember über 10 000 Pferde an-
geschafft, für die im Durchschnitt 1739 Mark gezahlt
wurden. Zum Ankauf bediente sich das Kriegoministerium
der Vermittlung bewährter und zuverlässiger Händler. Im
übrigen bestanden bei den stellvertretenden Generalkom=
mandos Ankaufskommissionen.
Außerdem erhielt Sachsen von der preußischen Remonte-
kommission 18 104 Pferde bis zum 1. September 10918
zugewiesen, die aus Ankäufen in Osterreich-Ungarn, Polen,
Belgien, Holland, Dänemark, Schweden und Finnland
stammten.
Aushebungen, von denen schließlich doch nicht ganz ab-
gesehen werden konnte, wurden zu Zeiten vorgenommen,
wo eine möglichst geringe Schädigung des Wirtschafts-
lebens zu erwarten war. Die Aushebungen selbst wurden
durch die stellvertretenden Generalkommandos ausgeführt.
Zur Förderung der Fohlenzucht wurde bestimmt, daß
außer den schon auf Grund der Pferdeaushebungsvorschrift
von der Aushebung nicht betroffenen Stuten, auf Antrag
der Besitzer alle Stuten, die nachweielich Zuchtzwecken
dienten, sowie alle in das sächsische Stamm= und Zucht-
register eingetragenen und die von der Militärverwaltung
zu Zuchtzwecken verkauften Stuten der Aushebung nicht
unterliegen sollten.
Auf die eigene Aufzucht von Fohlen wurde großer Wert
gelegt, da man in einem Lande wie Sachsen, in dem die
Pferdebeschaffung so schwierig war, darauf bedacht sein
mußte, dem Heere möglichst gutes und preiswertes Pferde-
material zu verschaffen. Aus diesem Grunde wurden die
von Stuten des Feld= und Besatzungsheeres geborenen
Stuten dem Remontedepot zur Lapuns überwiesen. Die
Entwicklung der Fohlen war zufriedenstellend. Es konnten
40 im Jahre 1914 und 123 im Jahre lols geborene
Fohlen als Nemonten von der Remontierungskommission
angekauft und bei den Ersatz-Truppenteilen eingestellt wer-
den. Im August 19145 wurden sereologische Blutunter-
suchungen der Pferde eingeführt, was zur Absonderung
einer Anzahl von Tieren führte. Die positiven Ergebnisse
der Blutuntersuchungen waren infolge sachgemäßer Be-
handlung der Pferde in ständigem Abnehmen begriffen.
Zur Herbstbestellung im Jahre 1914 wurden Remonten an
Landwirte ausgeliehen. In die Remontedepots wurden
auch erholungsbedürftige Pferde in großer Jahl aufge-
nommen.
Wie alle Heeresinstitute, litten auch die Remonte-