342
Außer der Prüfung zu schließender Verträge hatte die
Vertrags-Prüfungsstelle auch die Aufgabe, bereits ge-
schlossene Verträge nachzuprüfen, sich von der Zweckmäßig-
keit von Verträgen zu überzeugen, die dem Kriegeministe-
rium nachgeordnete Stellen geschlossen hatten, beim Kriegs-
ministerium aus dessen nachgeordneten Stellen gebräuchliche
Vordrucke für Vertrags= und Lieferungsbedingungen durch-
zusehen und wenn nötig Anderungen zu veranlassen.
Eine Mustersammlung der wichtigsten Vertragstypen
wurde von der Vertrags-Prüfungsstelle angelegt. Sie war
nach archivalischen Grundsätzen geordnet und enthielt neben
Vertragsformularen, Lieferungsbedingungen und Beschaf-
fungsgrundsätzen Abschriften besonders wichtiger Verträge
aus folgenden Gebieten: Bekleidungswirtschaft (Allgemei-
nes, — Bekleidungs-Beschaffungsamt Berlin, — Beklei-
dungs-Instandsetzungsamt Chemnitz, — Kriegsbekleidungs-
amt XII und XIX); Bauten; Elektrizität; Holz; Inventar
(Geräteverdingung) und Hausmeisterarbeiten; Kohlen
(Stein= und Braunkohlen), Koks, Briketts; Leder; Miet-
und Pachtverträge; Munition; Truppen-Feldgerät, maschi-
nelle und technische Anlagen; Sanitätswesen; Verpflegung
(Lebensmittel, Futtermittel).
Die Leitung der Abteilung lag in den Händen eines
Hauptmanns der Landwehr, im bürgerlichen Beruf Bank-
direktor, dessen Vertreter ein Beamtenstellvertreter, im Zivil-
beruf Rechtsanwalt, war; außerdem wurden beschäftigt ein
Beamtenstellvertreter als Registrantenführer, ein Unteroffizier
zur Führung der Kartothek und das nötige Hilfspersonal.
Vom 1. März 1917 bis 31. Juli 1918 sind etwa 8000
Lieferungsabmachungen geprüft worden.
Während von Ende des Jahres 1909 bis zum Ausbruch
des Krieges alle Presseangelegenheiten von einer Presse-
vermittelungsstelle, deren Leiter ein vortragender Rat der
Justizabteilung des Kriegsministeriums war, erledigt wur-
den, wurde wenige Tage nach der Mobilmachung beim
Kriegsministerium eine Zentralstelle für die Auskunftertei-
lung und Speisung der Presse mit Nachrichten in militä-
rischen Angelegenheiten eingerichtet, die, dem Kriegsmini-
sterium unmittelbar unterstellt, die Bezeichnung Presse-
zentrale (VP. Z.) und die Befugnisse einer Abteilung des
Kriegsministeriums verliehen erhielt. Neben den oben-
erwähnten Aufgaben hatte sie sämtliche die Presseange-
legenheiten betreffenden Eingänge der Reichs= und bundes-
staatlichen Zentralstellen, sowie die der Nachrichtenstelle des
sächsischen Ministeriums des Innern zu bearbeiten. Vom
Jahre 1916 an wurden ihr ferner zugewiesen: die Versor-
gung aller Stellen des Kriegsministeriums mit Nachrichten
aus der Presse, Film= und Lichtbildfragen, Befreiung und
Rückstellung vom Heeresdienst von Pressepersonal, Werbe-
tätigkeit für die Kriegsanleihen, vaterländischer Unterricht
im Heere, Feldbuchhandlungsangelegenheiten, Vertretung
der Pressemaßnahmen im Landtage und Teilnahme an den
Pressebesprechungen, die das Ministerium des Innern ver-
anstaltete. Ein wichtiges Tätigkeitsgebiet war naturgemäß
das der Organisation der Pressezensur.
Die Zahl der Eingänge bei der Pressezentrale stieg von
1424 in den ersten zwölf Kriegsmonaten auf rund s900
im letzten Kriegsjahre.
Vorstand der Pressezentrale (im Nebenamt) war der
Wirkliche Geheime Kriegsrat Walde. Bei der Ober-Zensur=
stelle in Berlin war die sächsische Militärverwaltung durch
einen Obersileutnant vertreten. Eine Anzahl namhafter
Offiziere des Beurlaubtenstandes, sowie Offiziere und
Mannschaften des Kriegoarchivs waren unter besonderer
Führung seines Vorstandes, Oberst Hottenroth, als schrift-
stellerische Hilfskräfte tätig. —
Die Ausübung der Zensur lag in den Händen der Inhaber
der vollziehenden Gewalt: der stellvertretenden komman-
dierenden Generäle; das Kriegoministerium hatte hier nur
organisatorisch im Einvernehmen mit den preußischen und
den Reichsdienststellen zu wirken.
Außer der Uberwachung der Presse in militärischer und
politischer Hinsicht gehörten zur Pressezensur im weiteren
Sinne die Vorschriften über den Briefmarkenhandel, die Kur-
pfuscherei, die Bekämpfung der Schundliteratur und die
Bilderzensur, schließlich die Überwachung der Bücherein-
und zausfuhr nach dem verbündeten, feindlichen und neu-
tralen Auslande und dem besetzten Gebiete.
Die Kosten der Veröffentlichung militärischer Verfü-
gungen in sächsischen Blättern betrugen von der Mobil-
machung bis zum Ende Juli 1918 insgesamt rund 400 Oood
Mark, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Veröffent-
lichungen, die vom Kriegsministerium selbst ausgingen, bis
zu einer bestimmten Zeilenzahl unentgeltlich und weiter zur
Hälfte der üblichen Einrückungskosten aufgenommen wurden.
Durch die Vermittelung der Pressezentrale gelangten an
die Presse auch alle Notizen des stellvertretenden General=
stabes, die Depeschenwechsel des Königs mit andern Fürst-
lichkeiten und die Berichte über die Reisen des Königs zu
ächsischen Truppenteilen im Felde. Auch die Berichte von
sächsischen Truppenteilen und höheren Dienststellen über
hervorragende Taten einzelner sächsischer Heeresangehöriger
hatten ihren Weg über die Pressezentrale zu nehmen, bevor
ie veröffentlicht werden durften.
Für den vaterländischen Unterricht, der im übrigen den
stellv. Generalkommandos unterstand, lieferte das Kriegs-
presseamt die meisten Druckschriften, Plakate, Flugblätter usw.
Die Zentralregistratur und Druckvorschrif-
ten-Abteilung (3. R.), denen die Registrierung und
Weiterleitung aller Eingänge bzw. die Verwaltung und
Verteilung sämtlicher Druckvorschriften und Drucksachen
oblag, hatte unter mehrfacher Vermehrung ihres Beamten-
stabes eine ständig wachsende Arbeitslast zu bewältigen.
Der Leser hat hiermit einen Blick in die Tätigkeit des
Sächsischen Kriegsministeriums während des Weltkrieges
geworfen. — Hat er die Uberzeugung gewonnen, daß eine
riesige Arbeit zu bewältigen war? Und dann die Viel-
seitigkeit dieser Arbeit! Nur dadurch, daß jede Abteilung
eine besondere Aufgabe zu lösen hatte — aber in Ver-
bindung mit dem Ganzen und im Geiste desselben — nur
dadurch konnte diese Tätigkeit von Erfolg begleitet sein.
Wohl gab's manchmal Reibungen im Betriebe, aber sie
wurden überwunden; jeder gab sein Bestes.
Die Vorbereitungen zur Tätigkeit des Kriegsministeriums
in einem Kriege liegen zurück in den goldenen Jahren des
Friedens. Und da gedenken wir des letzten Friedensmini-
sters im Blockhause zu Dresden, des Generaloberst Frei-
herrn Max v. Hausen, unter dessen Leitung diese Vorberei-
tungen so getroffen waren, daß bei Beginn des Welt-
krieges „ein Rad ins andere griff“. — Die Generäle Adolf
v. Carlowitz und Viktor v. Wilsdorf haben dann das Hausen-
sche Erbe angetreten und die verantwortungsvolle Stelle
eines Kriego ministers innegehabt: ersterer bis er als
Heerführer ins Feld zog, letzterer bis ihn sein König vom
geleisteten Treueid entbunden hatte und er einem Volks-
beauftragten Platz machen mußte. Aber fast alle anderen
im Kriegsministerium blieben nach jenem denkwürdigen
9. November lo#s zunächst noch auf ihrem Mlatze. Aus
Pflichtgefühl und mit alter bewährter Pflichttreue haben Offi=
ziere und Beamte weitergearbeitet bis zur Beendigung der
Demobilmachung im — „Ministerium für Militärwesen“.