Die Bauten für Kriegogefangenenlager machten sich nach
den ersien erfolgreichen Kämpfen nötig. Sie waren für
kurze Dauer in Aussicht genommen und daher zumeist in
Holz auszuführen. Auf dem Königsbrücker Truppenübungs-
platz entstand ein Lager für 18000 Mann;z in Bautzen wur-
den die Ställe der Artilleriekaserne für Zooco Mann ein-
gerichtet. In Großpohritzsch bei Zittau entstand auf freiem
Felde ein Lager für ebensoviel Gefangene. Hier und in
Königsbrück wurden Sammelheizungsanlagen eingebaut.
Bischofswerda und Festung Königstein erhielten Offiziers=
gefangenenlager. Alle diese Einrichtungen wurden mit der
Zeit erweitert und verbessert, was nicht wenig Mühe ver-
ursacht hat.
Die im Bereich der Feldzeugsmeisterei erforderlichen Bau-
ten werden, auch wenn sie in den Korpsbezirk XIX fallen,
bei Intendantur XII bearbeitet. Sie gestalteten sich besonders
umfangreich, handelte es sich doch zumeist um dauernde
Anlagen von großer Aucdehnung. Daß sie trotz der Kriegs-
zeit in einwandfreier Art hergestellt worden sind, stellt den
ausführenden und leitenden Beamten das Zeugnis hervor-
ragender Leistungsfähigkeit aus. Ihre Kosten waren sehr
bedeutend; allein das Feuerwerkslaboratorium Radeberg hat
20 Millionen verschlungen. Es ist nicht möglich, alle in
dieses Gebiet rechnenden Bauten einzeln aufzuführen. Allen
war eines gemeinsam: sie mußten, da von ihrer Benutz-
barkeit die Herstellung von Munition, von Waffen und
Heergerät abhing, mit größter Beschleunigung ausgeführt
werden.
Neben den vielen Lazarettbauten und den Einrichtungen
vorhandener Gebäude für Lazarettzwecke seien die Pferde-
lazarette besonders erwähnt, in denen verwundete und kranke
Pferde behandelt wurden, um sie nach Möglichkeit dem
Dienst zu erhalten. In Dresden entstand ein solches neben
dem Pferdedepot in Vorstadt Reick, auch Oschatz und Königs-
brück erhielten solche Anlagen, denen wiederum Pferde-
genesungsheime und Quarantänestationen angegliedert wur-
den. Es waren hierbei ganz neu aufgekommene Bedürfnisse
zu erfüllen, als Pferdebäder und Anstalten für Gas= und
Heißluftbehandlung, letztere zur Bekämpfung der leider stark
verbreiteten Räudekrankheit.
Bedeutende Neuschöpfungen galten ferner der Flieger-
truppe. Sie trugen ebenfalls neue Gesichtspunkte in den
Aufgabenkreis des Militärbauwesens. In Großenhain, Ka-
menz, Wurzen und Plauen i. V. wurden solche flugtech-
nische Anlagen gebaut. Eine jede umfaßte zahlreiche Flug-
zeughallen, Kraftwagenschuppen, eine Werft u. a. m. Die
Herrichtung der zugehörigen Flugplätze war zum Teil mit
großen Erdbewegungsarbeiten verbunden. Baulich ganz
eigenartig war die Entseuchungsanstalt in Dresden-Reick
zur gleichzeitigen Entlausung von 1500 Mann. In ihr
konnten auch Kleider und Ausrüstungsstücke entseucht wer-
den. Die umfangreiche Anlage entstand binnen 8 Wochen
und hat sich außerordentlich bewährt.
Boten alle diese Aufgaben, für die es zumeist an Erfah-
rungen und Vorbildern fehlte, den beteiligten Beamten viel
Anregung, so stellten sie auch hohe Ansprüche an die Arbeits-
kraft. Und dennoch, überblickt man die anstrengenden, nerven-
aufreibenden Kriegsjahre, so bleibt doch die Befriedigung,
daß es in der „großen Zeit“ auch den Bauabteilungen ge-
lang, ihren Platz zum Besten des Ganzen auszufüllen.
Es erübrigt nun noch, kurz der der Intendantur zu-
gefallenen Versorgung des Feldheeres mit Holz Erwähnung
u tun.
o Der Stellungskrieg forderte für Anlage von Gräben,
Bau von Stollen, Errichtung von Unterkunftsbauten hinter
der Front u. a. sehr große Mengen von fertig geschnittenem
Bauholz. Die Holzarmut im Westen machte schon im Jahre
lols den Nachschub solchen Holzes notwendig, und diese
Notwendigkeit gab Anlaß zur Errichtung von Holzbeschaf-
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fungsstellen bei allen Intendanturen im Reiche unter Ober-
leitung des Kriegsamts in Berlin. In diesen Stellen ent-
wickelte sich im Laufe der Kriegsjahre eine ganz eigen-
artige Geschäftstätigkeit, deren Umfang schließlich einen ge-
sonderten Beamtenkörper erheischte. Der Holzabtrieb in den
deutschen Wäldern mußte, dem starken Bedarf entsprechend,
wesentlich gesteigert werden. Die vom Kriegsamt der In-
tendantur aufgegebenen Holzarten und -mengen wurden
durch Verdingungen und Verträge sichergestellt. Oft wollte
es nicht gelingen, das Holz im Korpsbezirk zu beschaffen,
denn auch die Industrie hatte starken Verbrauch und die
Einfuhr aus dem Auslande fehlte. Gleichwohl wurde die
Jufuhr ins Feld als hochdringlich stets unbedingt gefordert.
Das verursachte dann alles viel Arbeit und die Reibungen
hörten nicht auf, vor allem Streitigkeiten mit Unterneh-
mern bei Lieferungsverzögerungen. Bis Herbst lols er-
reichte der Wert des nachgeschobenen Holzes die ansehnliche
Höhe von etwa 30 Millionen Mark.“
Nach diesen Ausführungen des Herrn Baurats begeben
wir uns in die IV. Abteilung. Sie bearbeitet in der Haupt-
sache die Unterbringung von Mann und Pferd, von Be-
kleidung, Ausrüstung und Gerät aller Art. Daraus geht
schon hervor, daß sie ständig in engem Zusammenarbeiten
mit den Bauabteilungen steht. Die Abteilung stellt, wenn
ein Neubau geplant ist, durch Kauf oder Pacht das Bau-
gelände sicher und prüft die von der örtlichen Garnison=
verwaltung als Grundlage für den Bauplan aufgestellten
Raumbedarfsnachweise. Das Technische des Baues fällt
den Bauabteilungen zu. Die vorhandenen Gebäude werden
von Abteilung IV unter Mitwirkung der Garnisonverwaltun-
gen verwaltet und in gutem Zustand erhalten, was gerade
während des Krieges recht schwierig wurde. Manche im
Frieden für unumgänglich angesehene Herstellung mußte
unterbleiben; nur die dringendsten Unterhaltungsarbeiten
wurden bewilligt. "
Weiter fällt in den Geschäftskreis der Abteilung die Be-
schaffung und Verwaltung des gesamten Kasernengeräts,
als da sind Betten, Schränke, Tische, Stühle und Schemel,
Eimer, Krüge, Gläser usw.; ferner der Kasernenwäsche und
der Verbrauchsmittel wie Petroleum, Kohlen und Holz,
Glühlampen, Dochte Besen, Seife.
Seit Kriegsbeginn hatte sich der Wirkungskreis der Ab-
teilung wesentlich erweitert: es mußten zahlreiche Notbauten
und Einbauten ausgeführt werden, bei denen es meist auf
größte Schnelligkeit ankam, so daß eine gründliche Vor-
bereitung, wie sie im Frieden erfolgt wäre, ausgeschlossen
blieb. Nicht leicht war es, die vielen Ersatztruppenteile
mit einer den Friedenstruppen weit überlegenen Kopfstärke
unterzubringen, um so mehr, als eine Reihe von Kasernen
als Lazarette oder Kriegsgefangenenlager ausschieden. Es
mußten daher neue Unterbringungöomöglichkeiten geschaffen
werden. So erhielten Dippoldiswalde, Meißen, Radeburg
und Radeberg Kriegsgarnisonen. Mit Quartier für Mann
und Pferd war es natürlich nicht abgetan; es galt noch Reit-
und Exerzierplätze und Schießstände zu schaffen, alles mög-
lichst billig. Die städtischen und sonstigen Behörden, mit
denen verhandelt werden mußte, haben hierbei weitgehendes
Entgegenkommen bewiesen und der Militärverwaltung ihre
oft schwere Aufgabe sehr erleichtert. Mit Dank sei dies auch
hier hervorgehoben.
Es war vor allem auf geschlossene Unterbringung in so-
genannten Massenquartieren zu halten; das Generalkom=
mando legte hierauf wegen der Aufrechterhaltung von
Manneszucht und Ordnung besonderes Gewicht. Am besten
eigneten sich hierzu größere Gasthöfe. Um den Mann-
schaften den Aufenthalt einigermaßen angenehm zu machen,
wurden die Quartiere unter Mitwirkung der Garnisonverwal-
tungen mit pritschenartigen Bettstellen, Strohsäcken, Wasch-
und Kochgeschirren ausgestattet. Der Bürgerschaft wurde