Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

Die Bauten für Kriegogefangenenlager machten sich nach 
den ersien erfolgreichen Kämpfen nötig. Sie waren für 
kurze Dauer in Aussicht genommen und daher zumeist in 
Holz auszuführen. Auf dem Königsbrücker Truppenübungs- 
platz entstand ein Lager für 18000 Mann;z in Bautzen wur- 
den die Ställe der Artilleriekaserne für Zooco Mann ein- 
gerichtet. In Großpohritzsch bei Zittau entstand auf freiem 
Felde ein Lager für ebensoviel Gefangene. Hier und in 
Königsbrück wurden Sammelheizungsanlagen eingebaut. 
Bischofswerda und Festung Königstein erhielten Offiziers= 
gefangenenlager. Alle diese Einrichtungen wurden mit der 
Zeit erweitert und verbessert, was nicht wenig Mühe ver- 
ursacht hat. 
Die im Bereich der Feldzeugsmeisterei erforderlichen Bau- 
ten werden, auch wenn sie in den Korpsbezirk XIX fallen, 
bei Intendantur XII bearbeitet. Sie gestalteten sich besonders 
umfangreich, handelte es sich doch zumeist um dauernde 
Anlagen von großer Aucdehnung. Daß sie trotz der Kriegs- 
zeit in einwandfreier Art hergestellt worden sind, stellt den 
ausführenden und leitenden Beamten das Zeugnis hervor- 
ragender Leistungsfähigkeit aus. Ihre Kosten waren sehr 
bedeutend; allein das Feuerwerkslaboratorium Radeberg hat 
20 Millionen verschlungen. Es ist nicht möglich, alle in 
dieses Gebiet rechnenden Bauten einzeln aufzuführen. Allen 
war eines gemeinsam: sie mußten, da von ihrer Benutz- 
barkeit die Herstellung von Munition, von Waffen und 
Heergerät abhing, mit größter Beschleunigung ausgeführt 
werden. 
Neben den vielen Lazarettbauten und den Einrichtungen 
vorhandener Gebäude für Lazarettzwecke seien die Pferde- 
lazarette besonders erwähnt, in denen verwundete und kranke 
Pferde behandelt wurden, um sie nach Möglichkeit dem 
Dienst zu erhalten. In Dresden entstand ein solches neben 
dem Pferdedepot in Vorstadt Reick, auch Oschatz und Königs- 
brück erhielten solche Anlagen, denen wiederum Pferde- 
genesungsheime und Quarantänestationen angegliedert wur- 
den. Es waren hierbei ganz neu aufgekommene Bedürfnisse 
zu erfüllen, als Pferdebäder und Anstalten für Gas= und 
Heißluftbehandlung, letztere zur Bekämpfung der leider stark 
verbreiteten Räudekrankheit. 
Bedeutende Neuschöpfungen galten ferner der Flieger- 
truppe. Sie trugen ebenfalls neue Gesichtspunkte in den 
Aufgabenkreis des Militärbauwesens. In Großenhain, Ka- 
menz, Wurzen und Plauen i. V. wurden solche flugtech- 
nische Anlagen gebaut. Eine jede umfaßte zahlreiche Flug- 
zeughallen, Kraftwagenschuppen, eine Werft u. a. m. Die 
Herrichtung der zugehörigen Flugplätze war zum Teil mit 
großen Erdbewegungsarbeiten verbunden. Baulich ganz 
eigenartig war die Entseuchungsanstalt in Dresden-Reick 
zur gleichzeitigen Entlausung von 1500 Mann. In ihr 
konnten auch Kleider und Ausrüstungsstücke entseucht wer- 
den. Die umfangreiche Anlage entstand binnen 8 Wochen 
und hat sich außerordentlich bewährt. 
Boten alle diese Aufgaben, für die es zumeist an Erfah- 
rungen und Vorbildern fehlte, den beteiligten Beamten viel 
Anregung, so stellten sie auch hohe Ansprüche an die Arbeits- 
kraft. Und dennoch, überblickt man die anstrengenden, nerven- 
aufreibenden Kriegsjahre, so bleibt doch die Befriedigung, 
daß es in der „großen Zeit“ auch den Bauabteilungen ge- 
lang, ihren Platz zum Besten des Ganzen auszufüllen. 
Es erübrigt nun noch, kurz der der Intendantur zu- 
gefallenen Versorgung des Feldheeres mit Holz Erwähnung 
u tun. 
o Der Stellungskrieg forderte für Anlage von Gräben, 
Bau von Stollen, Errichtung von Unterkunftsbauten hinter 
der Front u. a. sehr große Mengen von fertig geschnittenem 
Bauholz. Die Holzarmut im Westen machte schon im Jahre 
lols den Nachschub solchen Holzes notwendig, und diese 
Notwendigkeit gab Anlaß zur Errichtung von Holzbeschaf- 
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fungsstellen bei allen Intendanturen im Reiche unter Ober- 
leitung des Kriegsamts in Berlin. In diesen Stellen ent- 
wickelte sich im Laufe der Kriegsjahre eine ganz eigen- 
artige Geschäftstätigkeit, deren Umfang schließlich einen ge- 
sonderten Beamtenkörper erheischte. Der Holzabtrieb in den 
deutschen Wäldern mußte, dem starken Bedarf entsprechend, 
wesentlich gesteigert werden. Die vom Kriegsamt der In- 
tendantur aufgegebenen Holzarten und -mengen wurden 
durch Verdingungen und Verträge sichergestellt. Oft wollte 
es nicht gelingen, das Holz im Korpsbezirk zu beschaffen, 
denn auch die Industrie hatte starken Verbrauch und die 
Einfuhr aus dem Auslande fehlte. Gleichwohl wurde die 
Jufuhr ins Feld als hochdringlich stets unbedingt gefordert. 
Das verursachte dann alles viel Arbeit und die Reibungen 
hörten nicht auf, vor allem Streitigkeiten mit Unterneh- 
mern bei Lieferungsverzögerungen. Bis Herbst lols er- 
reichte der Wert des nachgeschobenen Holzes die ansehnliche 
Höhe von etwa 30 Millionen Mark.“ 
Nach diesen Ausführungen des Herrn Baurats begeben 
wir uns in die IV. Abteilung. Sie bearbeitet in der Haupt- 
sache die Unterbringung von Mann und Pferd, von Be- 
kleidung, Ausrüstung und Gerät aller Art. Daraus geht 
schon hervor, daß sie ständig in engem Zusammenarbeiten 
mit den Bauabteilungen steht. Die Abteilung stellt, wenn 
ein Neubau geplant ist, durch Kauf oder Pacht das Bau- 
gelände sicher und prüft die von der örtlichen Garnison= 
verwaltung als Grundlage für den Bauplan aufgestellten 
Raumbedarfsnachweise. Das Technische des Baues fällt 
den Bauabteilungen zu. Die vorhandenen Gebäude werden 
von Abteilung IV unter Mitwirkung der Garnisonverwaltun- 
gen verwaltet und in gutem Zustand erhalten, was gerade 
während des Krieges recht schwierig wurde. Manche im 
Frieden für unumgänglich angesehene Herstellung mußte 
unterbleiben; nur die dringendsten Unterhaltungsarbeiten 
wurden bewilligt. " 
Weiter fällt in den Geschäftskreis der Abteilung die Be- 
schaffung und Verwaltung des gesamten Kasernengeräts, 
als da sind Betten, Schränke, Tische, Stühle und Schemel, 
Eimer, Krüge, Gläser usw.; ferner der Kasernenwäsche und 
der Verbrauchsmittel wie Petroleum, Kohlen und Holz, 
Glühlampen, Dochte Besen, Seife. 
Seit Kriegsbeginn hatte sich der Wirkungskreis der Ab- 
teilung wesentlich erweitert: es mußten zahlreiche Notbauten 
und Einbauten ausgeführt werden, bei denen es meist auf 
größte Schnelligkeit ankam, so daß eine gründliche Vor- 
bereitung, wie sie im Frieden erfolgt wäre, ausgeschlossen 
blieb. Nicht leicht war es, die vielen Ersatztruppenteile 
mit einer den Friedenstruppen weit überlegenen Kopfstärke 
unterzubringen, um so mehr, als eine Reihe von Kasernen 
als Lazarette oder Kriegsgefangenenlager ausschieden. Es 
mußten daher neue Unterbringungöomöglichkeiten geschaffen 
werden. So erhielten Dippoldiswalde, Meißen, Radeburg 
und Radeberg Kriegsgarnisonen. Mit Quartier für Mann 
und Pferd war es natürlich nicht abgetan; es galt noch Reit- 
und Exerzierplätze und Schießstände zu schaffen, alles mög- 
lichst billig. Die städtischen und sonstigen Behörden, mit 
denen verhandelt werden mußte, haben hierbei weitgehendes 
Entgegenkommen bewiesen und der Militärverwaltung ihre 
oft schwere Aufgabe sehr erleichtert. Mit Dank sei dies auch 
hier hervorgehoben. 
Es war vor allem auf geschlossene Unterbringung in so- 
genannten Massenquartieren zu halten; das Generalkom= 
mando legte hierauf wegen der Aufrechterhaltung von 
Manneszucht und Ordnung besonderes Gewicht. Am besten 
eigneten sich hierzu größere Gasthöfe. Um den Mann- 
schaften den Aufenthalt einigermaßen angenehm zu machen, 
wurden die Quartiere unter Mitwirkung der Garnisonverwal- 
tungen mit pritschenartigen Bettstellen, Strohsäcken, Wasch- 
und Kochgeschirren ausgestattet. Der Bürgerschaft wurde
	        
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