Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

ist. Neben der Uberwachung und Prüfung der Geschäfte 
und des Rechnungswesens des Proviantdepots mit seinen 
Ersatzmagazinen und der Proviantämter, die je einem Be- 
amten obliegt, sind diese und andere Beamte und Hilfs- 
arbeiter eifrig beschäftigt mit den vielen Aufgaben, die die 
Verpflegung von Mann und Pferd mit sich bringt. Hier 
bearbeitet ein älterer Beamter Personalsachen, Aufstellung 
und Ergänzung des Verpflegungspersonals für Feld und 
Heimat, Ausbildung von Anwärtern, Beförderungs-, Ge- 
bhalts= und Disziplinarfragen, sowie Lohnsachen der Maga- 
zinarbeiter. Dort erläutert uns ein Beamtenstellvertreter, 
wie sich angesichts der Futterknappheit nach den neuesten 
Verfügungen die Rationen der Truppendienstpferde in der 
Heimat zusammensetzen müssen. Da erfahren wir, was 
alles als Ersatzfutter und Streumittel dienen muß: auf- 
geschlosseneo Strohkraftfutter, von Laub und Laubheu, Laub- 
futterkuchen, Kartoffeltrockenschnitzel, Schilf, Heidekraut, 
Quecken usw. Bei manchen dieser Ersatzmittel mag es die 
treuen Vierfüßler vielleicht anfänglich ebenso abgeschüttelt 
hüben, wie man- 4 . 
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eine wurde von einem Unternehmer betrieben, die andere 
von der Heeresverwaltung bewirtschaftet. Da war zu klären, 
wer aus diesen Küchen beköstigt werden durfte und mit 
welchen Portionssätzen. Zur Entlastung der Kriegsverpfleg- 
anstalten waren noch einzelne Bahnhofswirtschaften an grö- 
ßeren Durchgangsstationen als Speiseausgabestellen einge- 
richtet worden. Bei diesen wie bei den Kriegsverpflegan- 
stalten waren die Abrechnungen zu prüfen und die Verwen- 
dung der aus Heeresbestand aushilfsweise abgegebenen Le- 
bensmittel zu überwachen. 
Für die Brot- und Zwiebackbäckereien der Heeresverwal- 
tung waren die erforderlichen Backstoffe zu beschaffen und 
bereit zu stellen. Der Schlacht= und Arbeitsbertrieb der 
Armeekonservenfabrik war zu überwachen. 
Naturalleistungen von Gemeinden mußten auf Grund 
der darüber eingereichten Forderungonachweise nachgeprüft 
und die errechneten Geldbeträge angewiesen werden. Aus- 
hilfen, die Gemeinden oder einzelne aus den ihnen gesetzlich 
zustehenden Beständen geleistet haben, waren zu erstatten. 
Neuaufgestellte 
  
chen menschlichen 
Bewohner des 
deutschen Vater- 
landes bei der 
Kriegskost, be- 
sonders im Kohl- 
rübenwinter 
19016/17. All- 
mählich hatten sie 
sich aber ganz 
gut an die Kost 
gewöhnt. Die 
Beschaffung 
dieser Futter- 
und Streumittel 
mußte zum Teil 
durch die Pro- 
viantämter er- 
folgen. 
Auch die Fra- 
gen der Anwen- 
dung, Durchfüh- 
rung und Über- 
wachung der 
„Requisitionen“, » 
Beschlagnahmen und Landlieferungen von Futter- und 
Streumitteln verursachten nicht unerhebliche Arbeit. 
Durch Verträge mit leistungsfähigen Trocknereien, Braue- 
reien, Mälzereien, wurden große Mengen Kartoffeltrocken- 
schnitzel für das Feldheer als Haferersatz bereit gestellt. 
Eine ganze Reihe Strohaufschließungsanstalten wurden durch 
Verträge zur Lieferung von Strohkraftfutter verpflichtet. 
Ein außer Betrieb gesetztes Torfstreuwerk in Reitzenhain 
im Erzgebirge wurde unter Mitwirkung der Militärver- 
waltung wieder in Betrieb genommen und lieferte seine 
gesamte Ausbeute an das sächsische Heereskontingent. 
An einem anderen Arbeitoplatze ist ein Beamter beschäf- 
tigt mit der Frage der Beköstigungsart der Truppen: ob 
sie mit Verpflegung einquartiert werden sollen, ob eigene 
Truppenküche eingerichtet werden kann, oder ob die Ver- 
pflegung ausnahmsweise an Unternehmer zu verdingen ist; 
welche Geldsätze in dem einen oder anderen Fall gewährt 
werden dürfen; ob einzelne Mannschaften oder ganze Ver- 
bände alo Selbstversorger das Beköstigungsgeld zu be- 
ziehen haben und in welcher Höhe; ob und wie Transporte 
und Transportbegleiter mit Verpflegungsmitteln in Natur 
oder mit Beköstigungsgeld abgefunden werden sollen. Für 
die auf Eisenbahnfahrt befindlichen Einzelreisenden und 
Transporte bestanden zwei Kriegsverpfleganstalten. Die 
     
  
Pulverfabrik Gnaschwitz 
Truppenteile 
hatten in ihren 
Aufstellungsorten 
durch Anlage von 
Übungeplätzen 
usw., Flieger bei 
Notlandungen 
Flurschaden ver- 
ursacht. Die For- 
derungsnachwei- 
se hierfür waren 
nach Grund und 
Höhe zu prüfen 
und anzuweisen. 
Ab und zumuß- 
ten auch unver- 
mutete Kassen- 
und Wirtschafts- 
prüfungen bei 
den Proviant= 
ämtern vorge- 
nommen und 
deren Baube- 
dürfnisse begut- 
achtet werden. 
Ganz besondere Arbeitskraft erforderten die im Laufe des 
Krieges immer mehr aufgetretenen Transportverluste. Da 
galt es zu prüfen, ob und welche Stellen etwa schaden- 
ersatzpflichtig gemacht werden könnten und ob und wo die 
Verluste in Ausgabe gestellt werden durften. 
Wir betreten schließlich die Registratur, um uns zu über- 
zeugen, daß Dank musterhafter Ordnung jede Abte und 
jedes Schriftstück — auch nach Jahren noch — leicht auf- 
zufinden ist. 
Nahebei finden wir Abteilung lla. Sie bearbeitet die 
Versorgung der Truppen, Lazarette, militärischen Anstalten, 
teilweise auch Kriegsgefangenen des Korpsbezirks mit Lebens- 
mitteln. 
Das Mannschafts brot entstammt in der Hauptsache den 
Militärbäckereien. Soweit diese den Bedarf nicht decken 
bönnen, wird es von Privatbäckern bezogen. Das Mehl lie- 
fern ihnen die Proviantämter. 
Da unser Korpsbezirk die Kartoffeln hauptsächlich 
aus den Provinzen Posen und Schlesien erhielt, wurde in 
Bunzlau eine sächsische „Versorgungsstelle“ eingerichtet. 
Zeitweise wurden Erntekommandos mit Wagen und Pfer- 
den von hier dorthin geschickt. 
Für die Fleischversorgung bestand bei der Inten- 
dantur eine „Korpsverteilungsstelle““; sie versorgte die mili-
	        
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