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tärischen Bedarfsstellen und regelte alle damit zusammen-
hängenden Fragen.
Der Rundgang durch das Hauptgebäude ist nunmehr
beendet. Zwar ist noch eine Abteilung darin untergebracht.
Sie wird aber in dem anschließenden Aufsatz über die Hin-
terbliebenenversorgung erwähnt werden. Dieses Gebiet
zählte bis vor kurzem und während vier voller Jahre un-
geteilt zum Geschäftsbereich der Intendantur.
ir lenken unsere Schritte nach dem nur wenig entfernten
Hause Kurfürstenstraße 2. Dorthin wurde die Abteilung
„für die militärischen Institute“ verlegt, als im Haupt-
gebäude der Raum begann knapp zu werden. Mit ihren
rund 60 Köpfen nimmt sie zwei Stockwerke in Anspruch.
Der Herr Abteilungsvorsteher gibt über Geschäftsumfang
und Dienstbetrieb folgende Darstellung:
„Die Abteilung VI war erst burz vor Kriegsbeginn, am
1. Juli 1914 begründet worden. Ihr Arbeitsgebiet bildeten
die militärischen Schulen und Anstalten, deren Angelegen-
heiten bisher in Abteilung 1 und III behandelt worden waren.
Abteilung VI war für die Bearbeitung solcher Angelegen-
heiten der sächsischen Heeresverwaltung bestimmt, die beide
Korpsbereiche betrafen. Militärische Schulen sind die Sol-
datenknabenerziehungsanstalt Struppen, die Unteroffizier-
schule und vorschule, das Kadettenkorps und die militärische
Abteilung der tierärztlichen Hochschule mit Lehrbeschlag-
schmiede. Angeschlossen wurden ferner die Abteilung für
Landesaufnahme, das Festungsgefängnis in Dresden mit
der Arbeiterabteilung, die Festung Königstein und die Re-
montedepots, endlich die Militärreitanstalt in Dresden.
Als militärische Institute bezeichnet man die der Feld-
zeugmeisterei unterstehenden Stellen für Waffen= und Mu-
nitionserzeugung, sowie die Artilleriedepots. Beide Gruppen
bilden das zweite umfangreiche Arbeitsfeld für Abteilung VI.
Bei Kriegsbeginn fiel die Reitanstalt infolge Auflösung
weg; dafür kamen neue Aufgaben hinzu. Sie hingen zu-
nächst mit der Vergrößerung und Umgestaltung der mili-
tärischen Schulen zusammen. Die Struppener Anstalt und
das Kadettenkorps wurden erweitert. Die Unteroffizierschule
siedelte nach Frankenberg über, in Marienberg verblieb die
Vorschule. Eine sog. Vorbildungsanstalt trat zur Ausbil-
dung junger Leute zu Unteroffizieren in Wirksamkeit, um
jedoch bald wieder einzugehen. Die Geschäfte der Abteilung
für Landesaufnahme vermehrten sich. Es wurde bei ihr eine
Ersatzbehörde für Vermessungswesen gebildet, die in Reich-
städt bei Dippoldiswalde Lehrgänge veranstaltete. Das
Festungsgefängnis war zeitweise derart überfüllt, daß ihm
eine Zweiganstalt angegliedert werden mußte. Einen ge-
waltigen Ausbau erfuhr der Bereich der Feldzeugmeisterei.
Große Neubauten und starke Betriebovermehrung gab es
bei der Pulverfabrik in Gnaschwitz. Wir hörten hiervon
schon bei unserem Besuch der Bauabteilung; ebenso über
die umfangreiche Neuschöpfung in Radeberg, des Feuer-
werkölaboratoriums. Ins Leben gerufen wurden das Ar-
tilleriedepot Chemnitz-Auerswalde und die Munitionanstalt
Mauen i. V. Das Artilleriedepot Bautzen wurde zunächst
geschlossen, dann aber wieder aufgetan; das Niesaer Depot
erhielt eine Munitionsanstalt in Zeithain. Die starke Stei-
gerung des Arbeitsbetriebes ber all diesen Dienststellen, der
flutende Ab= und Zugang des Personals, die schnell wechseln-
den und sich häufenden Bestimmungen über die Bezüge,
Streitigkeiten mit Lieferern, Unfälle bei Entladungen, zu-
mal die folgenschwere Erplosion, die am 28. Dezember 1916
das Dresdner Arsenal heimsuchte, brachten viel Arbeit und
nötigten zur Behandlung zahlreicher neuer Fragen. Das
Rechnungswesen schwoll im ungeahnten, dem Fernstehenden
kaum vorstellbaren Maße an. Mit zweispännigen Wagen-
ladungen wurden die Rechnungswerke mit ihren Hunderten
von Belegheften der Intendantur zugefahren.
Alo gleichfalls der Feldzeugmeisterei unterstehend waren
noch die Rechnungssachen, Personal= und Bauangelegen-
heiten der Traindepots in Dresden und Leipzig der Abtei-
lung VI zugewiesen.
Von den infolge des Krieges der Intendantur neu zu-
wachsenden Arbeitsgebieten entfielen nicht wenige auf Abtei-
lung VI. Schon in den ersten Monaten bamen die Benzin-
und Benzolversorgung und die Beschlagnahme der Chemi-
kalien. In das Gemütsleben des Volkes griff stark die
Abnahme der Kirchenglocken ein. Es war ein schweres Opfer,
das der Krieg verlangtel
Die Knappheit an Stroh und Holzwolle veranlaßte die
Zeitungspapiersammlung, deren Erträge als Bettsackfülle
in die Kasernen wanderten. Die in den Tageszeitungen ver-
öffentlichten Werbeaufsätze wurden für beide Korpsbezirke
hier verfaßt, die zur Belohnung eifriger Sammler bestimm-
ten Kunstblätter verdanken teilweise sogar der geschickten
Hand eines als Hilfsarbeiter hier befehligten Gefreiten ihre
Entstehung. Der Sammelltätigkeit unserer Schuljugend und
der Förderung, welche Behörden und Private diesem vater-
ländischen Unternehmen haben angedeihen lassen, sei auch
bei dieser Gelegenheit ein Denkmal errichtet!
Eine ebenfalls in das Feldzeugmeistereibereich fallende
Neuschöpfung waren die Materialiendepots, das sind große
Läger derjenigen für die Feldtruppen bestimmten Gegen-
stände, die nicht zur Verpflegung, Bekleidung, Kranken-
pflege oder zum Waffenwesen zählen. Mit der Ausdehnung
des Krieges und der Erweiterung seiner Bedürfnisse nahmen
diese Anstalten bald an Zahl und Umfang zu. Zu versorgen
hatten sie — ohne Rücksicht auf Kontingentszugehörigkeit
— mehrere Armeen, das Dresdner Depot — in der alten
Papierfabrik an der Rosenstraße — solche im Osten und
Südosten, das in Mannheim gegründete, später nach God-
delau-Erfelden in Hessen verlegte, solche des Westheeres.
Beide Depots waren Teile nichtsächsischer Sammelstationen.
Ihre Stellenbesetzung und Verwaltung wurde uns gleichwohl
aus Gründen der Jweckmäßigkeit übertragen.
Ihnen verwandt war das in Dredden bestehende Vorrats-
lager, gleichfalls in der Rosenstraße gelegen, in welchem von
Berliner Reichszentralstellen Vorräte an Nähfäden und
Webwaren zu eigener Verfügung aufgestapelt wurden.
Ein völlig andersartiges Arbeitsgebiet wuchs der Abtei-
lung mit dem „Serviswesen“ zu, dem sich später die
„Kriegsleistungen“ zugesellten. Beides erforderte besonders
erfahrene und geschickte Beamte.
Als man bei der Reichsregierung das Zusammengehen
von Heeresverwaltung und Industrie als nötig erkannte
und in Berlin das Kriegs-Amt errichtete, bekam unser
Korpsbereich in Dresden eine Kriegsamtsstelle. Ihr Ar-
beitsfeld wuchs rasch. Das Hilfsdienstgesetz brachte ihr als
Unterbehörden die Einberufungsausschüsse, die den Zugang
von Männern und Frauen zu vaterländischer Arbeit beim
Heere und anderwärts zu vermitteln hatten. Der Inten-
dantur fiel hierbei die Uberwachung des Rechnungowesens
zu. Mehr Schwierigkeiten als diese laufende Arbeit bot
die Einrenkung des Hilfsdienstbetriebes, weil das übereilt
und daher lückenhaft herausgeworfene Gesetz zu vielen
Zweifeln und Streitigkeiten Anlas gab und über die Pflich-
ten der verschiedenen beteiligten Dienststellen wenig Klar-
heit bestand. Das Hilfodienstgesetz hat wohl leider bei wei-
tem nicht erfüllt, was man sich von ihm versprochen hatte.
Mit seinen Mängeln sich abzumühen, ohne sie beseitigen zu
können, war eine der unerfreulichsten Aufgaben für die In-
tendantur.
Um so mehr Genuß bot die sog. Aufklärungsarbeit. Ihr
Zweck war, vaterländischen Sinn, Ausdauer, Opferfreudig-
keit zu erhalten und zu vermehren. Da galt es die von
der Aufklärungsabteilung des stellvertretenden Generalkom-
mandos überwiesenen Zeitungen, Bücher, Karten, Pläne und
Bilder zu verteilen, da wurden Vorträge veranstaltet, welche,