Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

unterstützt durch Lichtbilder und umrahmt von musikalischen 
Darbietungen, in willkommener Weise dem abspannenden 
Geschäftszimmerdienst entgegenwirken und dazu beitragen 
sollten, den guten Geist, der die Beamtenschaft unfrer Be- 
hörde während der harten Kriegszeit stets ausgezeichnet 
hatte, dauernd wach zu erhalten.“ 
Ein benachbartes Grundstück beherbergte die V. Abtei- 
lung, die sog. Lazarettabteilung. Ihr lag die wirtschaftliche 
Fürsorge für die sämtlichen Anstalten und Einrichtungen 
des Korpebezirks ob, die zur Pflege der Verwundeten und 
Kranken bestimmt waren. Die Lazarette des Kriegsschau- 
platzes und des Etappengebietes müssen ja jederzeit von 
allen transportfähigen Verwundeten so rasch wie möglich 
befreit werden können. Und daher mußten in der Heimat 
reichlich Lagerstellen bereit stehen. Auch die Ersatz= und 
Besatzungstruppen bedürfen der ärztlichen Pflege. So ist es 
erklärlich, daß die Friedenseinrichtungen wesentlich erwei- 
tert werden mußten. (Völlig getrennt von der wirtschaft- 
lichen Fürsorge war selbstverständlich die ärztliche Aufsicht 
und Leitung der Lazarette. Sie lag in den Händen des 
Sanitätsamts, einer — wie die Intendantur — dem 
Kriegsministerium und dem Generalkommando unterstellten 
Behörde, die nur aus Arzten zusammengesetzt war.) 
Die Lazarettabteilung wirkte außerdem — und dies trat 
namentlich zu Anfang des Krieges hervor — bei der Auf- 
stellung von Feldsanitätsformationen mit. Auch pflegte sie 
insofern dauernd Beziehungen zum Feldheer, als der Er- 
satz von Feldlazarettpersonal von ihr vermittelt wurde, als 
ihr das in Dreoden-Friedrichstadt errichtete Sammelsani- 
tätsdepot wirtschaftlich unterstand und sie für die Ausstat- 
tung durchfahrender Lazarettzüge mit allem Nötigen Sorge 
zu tragen hatte. 
Die Haupttätigkeit der Abteilung lag bei den Heimat- 
lazaretten. Zunächst galt es die bestehenden Garnison= 
nunmehr Reserve-Lazarette für den Krieg auszubauen 
und neue Reservelazarette zu schaffen. Zum Teil waren 
hierfür schon im Frieden Vorbereitungen getroffen. Aber 
bald zeigte es sich, daß damit der Bedarf, der infolge 
der schweren Kämpfe alle Erwartungen übertraf, bei wei- 
tem nicht gedeckt wurde. So entstand in der eben vollende- 
ten neuen Landesanstalt in Arnsdorf ein mustergültiges 
Reservelazarett zu 650 Betten, in Königsbrück wurde die 
Artilleriekaserne teilweise als solches eingerichtet; in Kamenz, 
Pirna und Zittau stellten die Stadtverwaltungen Näume 
zur Verfügung, der Johanniter-Orden sein vortreffliches 
Krankenhaus in Heidenau bei Dresden. Einen großen Zu- 
wachs von Lagerstellen boten die vom Lande-sausschuß der 
Vereine vom Roten Kreuz ins Leben gerufenen sog. Ver- 
einslazarette, sowie Genesungsheime und Privatpflegestät- 
ten, in denen schon im Jahre 1914 zirka 4000 Betten be- 
reit standen. Eine Anzahl dieser Anstalten — namentlich 
in Dresden — wurden später von der Militärverwaltung 
in eigenen Betrieb übernommen, was gewisse wirtschaft- 
liche Vorteile hatte. Als im Frühjahr lol#s sich erneut 
eine Vermehrung der Lagerstellen nötig machte, nahm man 
Gasihaussäle in Anspruch und schloß sie den nächstgelegenen 
Reservelazaretten an. Der stärkste Andrang war dann zu 
Ende des Krieges in Aussicht gestellt, als die deutschen 
Heere das feindliche Gebiet räumten. Da galt es binnen 
kurzer Frist rund 18 000 neue Unterkünfte zu schaffen, 
was nur durch Ermietung von Schulen, Gasthöfen und 
Einrichtung von Kasernen ermöglicht wurde. Glücklicher- 
weise blieb der Zustrom von Verwundeten weit hinter den 
Erwartungen zurück, so daß die Gebäude, zum Teil, bald 
ihrem eigentlichen Zweck zurückgegeben werden konnten. 
Auch der Laie wird einsehen, daß diese Neuschöpfungen 
allein schon eine gewaltige Arbeit forderten. In erster Linie 
lag diese naturgemäß bei den örtlichen Stellen, den Lazarett- 
verwaltungen; bei der Intendantur aber die Anweisung 
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und Uberwachung der Arbeiten auf Grund der hierzu vom 
Kriegsministerium gegebenen allgemeinen Richtlinien. Wie- 
viel Vorschläge werden da erwogen, genehmigt, abgeändert, 
verworfen! Wie sehr muß — gerade wo es sich um die 
Pflege und möglichst völlige Wiederherstellung unfrer bra- 
ven Kämpfer handelt — auf Zweckmäßigkeit aller Einrich- 
tungen, auf Bequemlichkeit und Annehmlichkeit gehalten 
werden, ohne daß doch die so unbedingt nötige Sparsam- 
keit außer acht bleibt. 
Und dies alles mußte auch auf dem laufenden gehalten 
werden. Da galt es dauernd für Ersatz an Geräten und 
Wäsche zu sorgen. Schwieriger aber war, die Tausende von 
Lazarettinsassen tagtäglich zu ernähren, gut, kräftig, reich- 
lich! Anfangs kauften die Lazarette ihre Lebensmittel selbst. 
Im Herbst lo#ls setzte die Beschaffung durch Zentral- 
stellen ein. Für die Lazarette wurde beim Reservelazarett IID 
Dresden (Traindepot) eine Lebensmittelstelle ins Leben ge- 
rufen, mit deren Hilfe es der Intendantur möglich wurde, 
jedem Lazarett im Korpsbereich den gerade nötigen Bedarf 
zu überweisen und so zu verhüten, daß durch ein Juwenig 
Mangel, durch ein Zuviel Verderb an Lebenomitteln eintrat. 
Diese Lebensmittelsielle erweiterte sich später zu einem 
Lebensmittelamt mit eigener Kassenverwaltung und beson- 
derem Lager und wurde nach dem Bahnhof Dresden-Fried- 
richstadt verlegt. Sie unterstand der Intendantur, die die 
Beschaffungen und Verausgabungen regelt und überwachte. 
Umsatz: 
Mai-Oktober 1917: 891 509 Mark, 
November 1917—September 1918: 3152 370 Mark. 
Was und wieviel den Kranken an Kost zustand, war 
durch Bestimmungen eingehend festgelegt. Es darf behauptet 
werden, daß infolge weitschauender Fürsorge der Militär- 
verwaltung die Kost in den Lazaretten recht gut und aus- 
kömmlich war. Der Zubereitung ward allenthalben viel 
Sorgfalt zugewendet. Sie lag meist in den Händen von 
erfahrenen Köchinnen, denen ausreichendes Hilfspersonal 
zur Seite stand, und wurde außer durch den Chefarzt auch 
gelegentlich durch Intendanturbeamte und den Korpover- 
pfleg#ausschuß geprüft. 
Die Kriegsverhältnisse riefen auch in den Lazaretten das 
Bestreben hervor, möglichst viel Lebensmittel im Eigen- 
betrieb zu erzeugen. Anfanges beschränkte man sich hierbei 
auf Anbau von Gemüse und Obst auf vorhandenem Gelände. 
Allmählich aber entwickelte sich eine mannigfaltige und teil- 
weise umfangreiche landwirtschaftliche Tätigkeit. So er- 
pachtete das Reservelazarett I Dresden das jenseits des 
Hellers gelegene Hellergut (70 Scheffel), das Reservelaza- 
rett VI Dresden ein in Mockritz gelegenes Bauerngut (77,8 
Scheffel), das Reservelazarett Kamenz einen Teil des Ritter= 
gutes Straßgräbchen (122 Scheffel). Insgesamt betrug 
die von den Reservelazaretten ausgenutzte Fläche 
73 ha im Wirtschaftsjahr 1010/17, 
102 1917/18. 
Der Nutzen der Sache war ein doppelter: erleichterte 
Beschaffung notwendiger Lebensmittel und Gelegenheit zu 
gesunder Beschäftigung Leichtkranker und Genesender. 
Ülber die Erträgnisse möge nur folgendes mitgeteilt wer- 
7“ 77 * 
den: 
1. Es waren bebaut 
im Jahre 1916/17 im Jahre 1917/18 
mit Kartoffeln 1925 ar 4483 ar 
„ Gemüse 642 „ 753 „ 
„ sonst. Früchten 4708 „ 4970 „ 
und wurden geerntet 
Kartoffeln 123142 kg 227307 kg. 
Gemüse 48052 „ 114865 „ 
sonst. Früchte 140251 „ 175817 -„
	        
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