Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

satztruppenteile und einer Anzahl mobiler Verbände — weit 
über 100 — zusammen, um an der Hand der Vorschriften 
genau durchgesehen und — oft erst nach Erledigung von 
Prüfungsbemerkungen — für richtig befunden und an- 
gewiesen zu werden. Wenn dies die hier am Sitz der 
Intendantur zu leistende Tätigkeit für die Abteilung be- 
deutet, so fällt ihr als nicht minder wichtiges Geschäft 
noch die Prüfung der Kassen in den einzelnen Standorten 
zu. Bei der großen Zahl solcher Kassen ist es begreiflich, 
daß fast ständig einige Beamte unterwegs waren. 
Aus bleinen Anfängen hat sich die Abteilung zu einem 
ansehnlichem Umfang entwickelt. Anfangs nur wenige Köpfe 
stark, stieg die Zahl der Beschäftigten im März 18 auf 12, 
März 16 auf 31, März 17 auf 44 und betrug Ende März 18 
*4. Die Heranbildung der neu Eingetretenen war bei der 
Abteilung besonders zeitraubend und schwierig, weil dad 
Prüfungsgeschäft auf genauer Kenntnis einer großen An- 
zahl von Einzelvorschriften und Verfügungen beruht. Dem 
Abteilungsvorsteher — selbst kein Fachbeamter, sondern 
von Beruf Rechtsanwalt — erwuchs hieraus keine leichte 
Aufgabe.“) 
Das Proviantcdepot Dresden 
Den Ausgangspunkt einer Verpflegungsetappe bilden die 
Proviantdepots. Hier fordern die Feldtruppen den Nachsehub 
an allen Verpflegungsmitteln ab. Nebenbei versorgen die De- 
pots Genußmittel 
353 
nachts den Zügen auf. Die Begleitkommandos hatten einen 
harten Stand; oft kam es zu blutigen Kämpfen. 
Die Versendungen an die Feldtruppen begannen im Ja- 
nuar 1915; damals wurden monatlich etwa 22 Züge ab- 
gelassen. Vier Monate später waren es bereits 70 und 
im Oktober kam es zur Höchstleistung von 49 Zügen mit 
1000 Wagen in einer Wochel Bei einer durchschnittlichen 
Wagenlast von 12,5 t ergibt dies über 250000 Zentner. 
Neben den Lebensmitteln spielten die sog. Marketender- 
waren eine große Rolle. Musikinstrumente vom Klavier 
bis zur Mundharmonika wurden gefordert, auch Schlächterei- 
einrichtungen, Zuchtkaninchen, Sämereien. Besonders be- 
gehrt waren wegen der schlechten Wasserverhältnisse auf 
dem Balkan Wein, Bier und Mineralwässer. 
An Schlachtvieh wurden — 1917 — bis zu s000 Ninder 
und 9000 Schafe monatlich geliefert. Ein Zug befäörderte 
500 Rinder oder 2500 Schafe. Schweine sind nur anfangs 
in geringer Anzahl versendet worden; später dienten sie im. 
Lande der Verarbeitung zu Wurst oder Dauerfleisch. 
Das Personal des Depots belief sich auf 4 Beamte, 
13 Beamtenstellvertreter, 8 Magazinaufseher und Hilfs- 
aufseher, 17 Hilfskräfte. · 
Das Proviantamt Dresden 
Das Dresdner Proviantamt, das größte des Korpsbezirks, 
liegt in der Albertstadt und war vor 40 Jahren als damals 
mustergültige An- 
  
und Gebrauchs- 
gegenstände, die 
als Marketender- 
waren gegen Be- 
zahlung geliefert 
werden. 
Das Proviant- 
depot Dresden 
entstandim Herbst 
1014; zur Unter- 
stützung dienten 
ihm die Ersatzma- 
gazine Dresden 
und Bautzen. Sei- 
nen Bedarf deck- 
ten Ankäufe so- 
wie UÜberweisun= 
gen von Landes- 
verbänden und 
Zentralgesell- 
schaften. Es war 
untergebracht in 
mehreren großen 
Lagerschuppen am König-Albert-Hafen; eine Zweigstelle be- 
fand sich im Stadtspeicher an der Devrientstraße. Auch 
Kähne und Zelte wurden benuftzt. 
In den Schuppen am Hafen lagern hauptsächlich Mehl, 
Zwieback, Konserven, Hafer und Ersatzfutter, im Stadt- 
speicher Teigwaren, Kaffee, Tee, Spirituosen, Tabak, Zigar- 
ren sowie allerlei Bedarfsgegenstände, wie Bürsten, Spie- 
gel, Schuhkreme usw. 
Zu versorgen hatte das Depot bioher meist die Truppen 
im OÖsten und Südosten, anfangs das Besbiden= und Kar- 
pathenkorps und die Bugarmee, später die Südarmee und 
die elfte Armee in Serbien. Nach Galizien war der Nach- 
schub besonders umständlich. Hier kamen auch die meisten 
Beraubungen vor, unter denen unsere Zugstransporte je 
länger je mehr zu leiden hatten. Starke Banden lauerten 
*) Der Dienstbetrieb in der Gesamtbehörde und bei den einzelnen 
Abteilungen hat sich bei der stellvertretenden Intendantur 
XIX im wesentlichen in dersellen Weise abgespielt, wie es für die 
stellvertretende Intendantur All oben geschildert ist. 
Sachsen in großer Zeit. Band II 
   
Städtische Barackenkaserne im Jägerpark zu Dresden 
lage errichtet wor- 
den. Seitdem 
mehrfach erwei- 
tert, umfaßte es 
bei Ausbruch des 
Krieges mehrere 
große Korn= und 
Mehl peicher, 
eine Mühle mit 
einer Tageslei- 
stung von 33Ton- 
nen, eine Brot- 
und Zwieback- 
bäckerei mit 8 
Doppelöfen, eine 
Anzahl Nauhfut- 
terschuppen und 
Lagerböden, sämt- 
lich mit Gleisan= 
schluß; außer- 
dem die nötigen 
Dienst-, Dienst- 
wohnungs= und 
Nebengebäude. Leider mußte der bereits geplante Neubau eines 
großen Speichers infolge des Krieges unterbleiben. Dagegen 
stellten sich einige Ergänzungen und Verbesserungen als un- 
umgänglich notwendig heraus und wurden, wenn auch nicht 
ohne Schwierigkeit, durchgeführt. Für eine Mobilmachung 
waren sorgfältige Vorbereitungen getroffen. Die in erster Linie 
erforderlichen Lebens= und Futtermittel lagen in größeren 
Mengen bereit, vor allem-Brotkorn und Hafer; andere waren 
zur Lieferung bei leistungofähigen Handelshäusern vertraglich 
sichergestellt, hierunter Fleisch= und Gemüsekonserven, deren 
sofortige Herstellung die Dresdner Fabrik von Dr. Nau- 
mann übernommen hatte. 
Gleichwohl brachte die Mobilmachung dem Amt ein ge- 
waltiges Maß von Arbeit. 
Zunächst galt es, den ins Feld rückenden Truppen, das 
für die Zeit ihrer Aufstellung, nötige Brot und Pferdefutter 
und die Verpflegungsmittel für die eisernen Bestände, die 
Lebensmittel= und Futterwagen und die Kolonnen bereit- 
zustellen. 
  
23
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.