Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

Personal, Hilfe bei Beseitigung von Betriebs- 
störungen, Nevisionen der Sägewerke, 
3. Regelung der Holzabfuhr durch Gestellung von 
Fuhrleuten und Pferden, Vermittlung von Hafer- 
zulagen für zu diesen Zwecken benutzte Pferde, 
4. Beschaffung von Grubenholz für die Bergwerks- 
industrie, von Flugzeughölzern, Faß= und Brenn- 
bolz, 
F. Bewirtschaftung von Sägespänen. 
Bergbautechnische Beratungen. Als besondere 
Betätigung sei hervorgehoben: 
1. Selbständige Begutachtung bergbautechnischer und 
bergwirtschaftlicher Fragen, die der Natur der Sache 
nach nur durch persönliche Augenscheinnahme und 
engste Fühlung des Sachverständigen mit den 
Kreisen der Arbeitgeber und nehmer des Berg- 
baues erledigt werden konnten, 
2. Erörterung und Ergreifung von Maßnahmen zur 
Förderung der Kohlen= und Erzproduktion durch 
Vermittlung von Materialien, Juweisung von 
Arbeitskräften, Hebung von Verkehrsstockungen 
und Ernährungsschwierigkeiten, 
3. Mitwirkung bei Schlichtung von Lohnstreitigkeiten 
der Bergarbeiter, 
4. Begutachtung der Jurückstellungsgesuche von Offi- 
zieren für den Bergbau. 
Bei der Bewirtschaftung der Kriegerohstoffe wachte die 
Kriegsamtstelle darüber, daß die über diese Materialien, 
nämlich Tertilien, Metalle, Leder, Häute, Felle, Gerb- 
stoffe, Gummi und Chemikalien ergangenen Kriegsnot- 
gesetze beachtet wurden. Zu diesem Zwecke wurden alle 
Betriebe und Personen, welche mit diesen Stoffen zu tun 
hatten, beaufsichtigt. Diese Kontrolle wurde von 31 Revi- 
soren ausgeführt, denen für die einzelnen Stoffgruppen 
örtlich begrenzte Bezirke zugewiesen wurden. Verstöße gegen 
die Verordnungen wurden durch Verwarnung, Straf- 
anzeige und Handelsuntersagung geahndet. Die an einem 
Matz entbehrlichen Rohstoffe wurden enteignet, um sie 
solchen Stellen zuzuführen, wo sie dringend gebraucht 
wurden. 
Mit dem zunehmenden Mangel an Arbeitskräften sowie 
an Noh= und Hilfsstoffen für Bauten erwies es sich immer 
mehr als notwendig, alle vorhandenen Materialien und 
zur Verfügung stehenden Kräfte der mittelbaren und un- 
mittelbaren Kriegswirtschaft zuzuführen. Schon vor der 
Gründung der Kriegsamtstelle hatten die Militärbehörden 
dieser Aufgabe besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die 
ersten Regelungen der Bautätigkeit sind von der volks- 
wirtschaftlichen Abteilung erfolgt. Da nach den für die 
Gründung der Kriegsamtstelle bz#. deren Tätigkeit maß- 
gebenden „Nichtlinien“ diese Maßnahmen in engstem Zu- 
sammenhang mit den wichtigen Fragen von Stillegung 
von Betrieben sowie der Bereitstellung von Fabriken und 
Näumlichkeiten für die Kriegsindustrie standen, übertrug 
das stellvertretende Generalkommando dieses Arbeits- 
gebiet der Kriegsamtstelle. Zur Zeit des Übergangs traten 
im Transportwesen bereits große Schwierigkeiten auf, 
wodurch im Zusammenhange mit der beginnenden Knapp- 
heit an Baustoffen die genaueste Prüfung der schon in 
Arbeit genommenen Bauten zur dringendsten Pflicht ge- 
macht wurde. Darum mußte darauf hingewirkt werden, 
daß die wichtigsten und auch an der Front am meisten 
gebrauchten Baustoffe, wie Zement und Eisen, nur in den 
allernotwendigsten Fällen verwendet wurden. Andererseits 
hatte aber die Kriegsamtstelle auch die Aufgabe, die 
Leistungsfähigkeit der Kriegsindustrie unter allen Umständen 
zu erhalten, wodurch die Genehmigung und Förderung 
zahlreicher und zum Teil großer Erneuerungsarbeiten be- 
dingt wurde. Für Erweiterungsbauten, die zur Erhöhung 
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der Leistungsfähigkeit dienten, wurde nur dann Genehmi- 
gung erteilt, wenn sie auch der schärfsten Notwendigkeits- 
prüfung standgehalten hatten. Zu diesen Maßnahmen traten 
dann Arbeiten, welche der Beseitigung bzw. Vorbeugung 
von Wohnungsnot dienten. Nach festgestellter Dringlichkeit 
wurde der Um= und Ausbau von Gebäuden zwecks Schaf- 
sung von Wohnungen sehr unterstützt; der Ausbau von 
Dachböden und Kellerräumen wurde jedoch nur in ganz 
besonderen Notfällen und unter baulich und gesundheitlich 
günstigen Verhältnissen gestattet. Vielmehr förderte die 
Kriegsamtstelle tatkräftig den plamnäßigen Umbau größerer 
Wohnungen durch Zerlegung in Kleinwohnungen. Auch der 
Neubau von Wohnbauten wurde soweit wie möglich unter- 
stützt. Für größere Wohnungen wurde jedoch nur nach 
schärsster Prüfung die Erlaubnis erteilt, Lurusbauten wur- 
den unbedingt verboten. 
Der große Bedarf, der einerseits bei der Heeresverwal- 
tung, andererseits bei der Kriegsindustrie, Landwirtschaft 
und späterhin auch beim Wohnungsbau auftrat, zwang 
auch zur Durchführung der staatlichen Bewirtschaftung von 
Baustoffen. Die Kriegsamtstelle prüfte den Bedarf und 
befürwortete durch Ausstellung von Dringlichkeitsscheinen 
die Freigabe von Baueisen, Zement, Dachpappe und anderen 
Baustoffen wie Blech, Draht, Gips, Glas und Schiefer. 
An Streichmasse wurde ihr von der Kriegsausgleichstelle für 
Dachpappenteer ein Jahreskontingent zur Verfügung ge- 
stellt, das sie verwaltete und durch Dienststellen, die über 
den ganzen Korpsbezirk verstreut waren, verteilte. Die 
Kriegsamtstelle überwachte weiter den Bestand der im 
Korpsbereiche vorrätigen Ziegelprodukte und förderte die 
Erzeugung im Interesse des Wohnungsbaues, indem sie 
möglichst vielen Ziegeleien Kohlen und Arbeitskräfte zuwies. 
Durch Ausstellung von Freigabescheinen gab sie bestimmte 
JZiegelmengen, die nach Notwendigkeitsprüfung zu Bauten 
benötigt wurden, frei, regelte im Einvernehmen mit der 
Bautenprüfungsstelle die Preise und überwachte die Ein- 
haltung aller Vorschriften durch laufende Kontrolle. 
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß das Ziel der ganzen 
Kriegsrohstoffbewirtschaftung war, die für die Deckung des 
Heeresbedarfes benötigten Materialien möglichst resilos zu 
erfassen, sie in sparsamster Weise für die Landesverteidigung 
zu verwenden, um auf diese Weise den Zusammenbruch 
aus Mangel an Rohstoffen zu verhindern. 
Regelung des Verkehrswesens 
In bezug auf den Verkehr hatte die Kriegsamtstelle die 
Aufgabe, unter Berücksichtigung der militärischen Forde- 
rungen einerseits und der wirtschaftlichen Bedürfnisse 
andrerseits die Verkehrsbedürfnisse der Heimat mit den 
Verkehrsanforderungen des Heeres in Einklang zu bringen. 
Diese Aufgabe gliederte sich nach der Natur der wichtigsten 
Verkehrsmittel in Hilfsmaßnahmen für den Verkehr zu 
Lande und zu Wasser, bei dem Verkehr zu Lande wieder in 
solche für den Eisenbahn-, Straßenbahn= und Fuhrverkehr. 
Der bei weitem überwiegenden Bedeutung der Verkehrs- 
mittel zu Lande entsprechend machten sich hierfür zunächst 
Hilfsmaßnahmen erforderlich. Vor allem waren es die 
Eisenbahnen, die wegen der gewaltig gewachsenen militäri- 
schen Anforderungen an Material und Personal einerseits 
und der verminderten Leistungsfähigkeit andererseito mit 
großen Schwierigbeiten zu kämpfen hatten. Im Winter 
1916/17 drohten dem Eisenbahnverkehr namentlich wegen 
des Wagenmangels große Gefahren. 
Deshalb erstrebte die Kriegsamtstelle gleich nach ihrer 
Gründung 
1. Größte Beschleunigung des Wagenumlaufes, 
2. Sicherstellung der kriegswirtschaftlich wichtigen Trans- 
porte, 
3. Vermehrung der Betriebemittel.
	        
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