Dank zu hoch, keine Liebe zu heiß und jedes Wort zu arm.
Aber nur eines stärkt, tröstet, heilt, die Gewißheit: „Wenn
unser irdisch Haus dieser Hütte zerbrochen wird, haben wir
einen Bau, von Gott erbauet, ein Haus, nicht mit Händen
gemacht, das ewig ist im Himmel.“ Wer Gott zugehört,
der steht mit dem höchsten Leben in Verbindung, und aus
dieser Lebensgemeinschaft kann keine Kugel, keine Granate,
keine Verschüttung und kein Luftsturz reißen. Wer da lebet
und glaubet an mich, spricht der Herr, der wird nimmer-
mehr sterben.
So führt dieser Friedhof, den wir weihen, unsere Ge-
danken in die Weite und in die Höhe bis zum ewigen Vater-
hause empor.
Doch auch dies Denkmal, wie viele andere, die wir be-
reits kennen und die noch erstehen werden, weist unsere
Gedanken weiter und höher! Es gibt auch Denkmale, die
nicht von Menschengeist erdacht und nicht von Menschen-
hand ausgeführt sind. Es gibt Denkmale, die des großen
Gottes Barmherzigkeit in das Leben der Völker hinein-
stellt. In unserer deutschen Geschichte stehen solche Denk-
male, und wie oft hat unser Volk in unserer eisernen Zeit
zu diesen wunderbar geschichteten Gotteszeichen emporge-
blickt! Von ihnen strömt Segen hernieder von Geschlecht
zu Geschlecht! Als der Siebenjährige Krieg die deutschen
Gaue zerfleischte, erschaute Friedrich der Große ein solches
Denkmal. Wir wissen, wie er es beschrieben hat:
Seht die vielen Völker alle,
die sich wider uns verschworen,
die in dünkelhafter Raubgier
völlig den Verstand verloren!
Unverzagt nur, meine Treuen!
Schlagt sie mit dem Wetterschlage
eures Zornes, eurer Siege,
daß die Menschheit künft' ger Tage
diesem Sturmlauf ohne gleichen,
diesem Sieg der Minderzahl
wider eine Welt von Feinden
türm ein bleibend Ehrenmal.
Sachsen in aroßer Zelt. Bb. II
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Und so kam's! Das war die Gnadenführung des Ver-
bündeten dort oben, auf den General Ziethen einst seinen
bedrängten König hinwies.
Welch ein Gedenkmal ist ferner die Zeit der Befreiungs-
kriege, als unser Volk wahrlich bis aufs Blut zu ringen
hatte, und wie oft stärken wir unsere innerste Kraft an
diesem Wahrzeichen aus Gottes Hand!
Oder wir denken an unserer Väter Kampf und Sieg
im Jahre 1870/711
Doch noch gewaltiger als diese Malzeichen wird, wie
wir zu Gott hoffen dürfen, das Denkmal sein, das Gottes
Barmherzigkeit nach diesem Weitkriege, nach diesem größ-
ten aller Freiheitskämpfe, nach diesem unerbörten Sturm-
lauf wider eine Welt von Feinden in unsere Volksgeschichte,
in die Weltgeschichte hineinbaut! Ja, wir wagen es mit
Schauern und Ehrfurcht auszusprechen, wir sehen dies
wundergewaltige Mal sich bereits vor unserem inneren
Auge erheben. An ihm wird geschrieben stehen: Der Herr
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General d'Elsa
Soldatenfriedhof-Einweihung
hat Großes an ihnen getan; die mit Tränen säen, werden
mit Freuden ernten!
Noch freilich dröhnt der Geschützdonner in unsere Feiern,
aber wie lautet doch der Schluß des 46. Palms, den der
eiserne Trommelwirbel verkündet? „Seid stille und er-
kennet, daß ich Gott bin; ich will Ehre einlegen unter
den Völkern.“ Die entscheidende Großmacht ist allein der
lebendige Gott.
So scheiden wir von dieser ernsten Stätte mit der Zu-
versicht: Ist Gott für uns — ja, Brüder — ist Gott für
uns, wer mag wider uns sein?! Zu diesem Richter und
Schlichter des Völkerstreites blicken wir auf und harren
Seiner Stunde! Gott mit uns! Amen.
Auch jetzt nach dem unerwarteten Zusammenbruche des
deutschen Volkes ziehen wir die Schlußsätze nicht zurück.
Die Geschichte wird der Heldenkraft, die Deutschland gegen
die halbe Welt geleistet hat, ein Ehrenmal türmen. Deutsch-
lands Heere blieben unbesiegt, und für die neue schwere
Notzeit gilt von neuem der Sieges= und Sturmpsalm 46.
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