wegungskriege. Da besteht zwar die Vorschrift, daß die
einzelnen Feldpostanstalten das Marschquartier rechtzeitig
dem Armee-Postdirektor mitteilen sollen, damit er danach
die Postzuführung regeln kann. Oft genug aber ist diese
Meldung nicht möglich, entweder weil die Kommando-
behörde der Feldpostanstalt das Marschziel nicht mitteilen
kann oder darf, oder weil eine telegraphische Verbindung
mit dem Armee-Posidirektor nicht zu erzielen ist, dessen
Aufenthaltsort überdies im Bewegungskriege ebenfalls wech-
selt und den Feldpostanstalten häufig erst nach geraumer
Zeit bekannt wird. Erfährt aber der Armee-Postdirektor
den Standort der Feldpostanstalten nicht sicher, dann bleibt
ihm nichts anderes übrig, als die Post für diese Feld-
postanstalten entweder anzusammeln oder sie auf der im
allgemeinen bekannten Marschstraße in der Erwartung
nachzuschicken, daß es dem Führer des Versandes gelingen
werde, die Feldpost zu finden.
Der Betrieb bei den Feldpostanstalten
Die Frontpostanstalten sind die Feldpostämter bei den
Generalkommandos und die Feldpostexpeditionen — leider
hat man dafür noch immer keine deutsche Bezeichnung
gefunden — bei den Divisionen. Dem Vorsteher des
Feldpostamts, dem Feldpostmeister, sind die Feldpostexpedi-
tionen im Korpsbereich unterstellt. Der Betriebsdienst ist
im wesentlichen bei beiden Arten von Feldpostanstalten
der gleiche; er muß mit den einfachsten Mitteln durch-
geführt werden und ist deshalb, je nach den Verhältnissen,
in denen sich die Truppe gerade befindet, mit mehr oder
weniger Unbequemlichkeiten verbunden. Besonders unan-
genehm ist es, wenn im Biwak gearbeitet werden muß,
weil es da so ziemlich an allen notwendigen Hilfsmitteln
fehlt. Deshalb muß die Feldpost bestrebt sein, wenn irgend
möglich, unter Dach zu kommen; denn ohne Tische, Stühle
und Fachwerke ist an ein einigermaßen ordentliches Arbeiten
nicht zu denken.
Wird die Post aus der Heimat bis in die Nähe der
Feldpost mit der Bahn herangeführt, dann muß die Feld-
post sie mit ihren eigenen Fuhrwerken vom Bahnhof herbei-
holen. Sodann beginnt die Entkartung, d. h. die Beutel
werden geöffnet und der Inhalt nachgeprüft, verteilt oder
weiter bearbeitet. Was die gewöhnliche Brief= und Päckchen-
post angeht, so muß man einen gewissen Unterschied zwi-
schen Feldpostamt und Feldposterpedition machen. Beim
Feldpostamt sind zwar der Kopfzahl nach erheblich weniger
Truppen vorhanden als bei den Feldpostexpeditionen,
dafür sind aber die Betriebsverhältnisse bei der Ent-
kartung der Feldposterpeditionen viel einfacher als bei
den Feldpostämtern. Denn den Feldpostexpeditionen,
bei denen volle Negimenter die Hauptmasse der Trup-
pen bilden und kleinere Formationen nur in geringerer
Menge vorhanden sind, geht die Post zum allergrößten
Teil in geschlossenen Beuteln für die einzelnen Bataillone
zu, die uneröffnet weitergegeben werden. Es bleibt
also nur ein verhältnismäßig geringer Teil von Beuteln
übrig, dessen Inhalt für mehr als eine Formation be-
stimmt ist und deohalb einzeln verteilt werden muß. An-
ders bei den Feldpostämtern. Die Korpstruppen bestehen
aus einer großen Menge einzelner Formationen, die nicht
zu geschlossenen Verbänden zusammengefaßt sind, und für
die sich die Anlegung besonderer Beutel bei den Sammel-
stellen meist nicht lohnt. So kommt es denn, daß die
große Mehrzahl aller Beutel bei den Feldpostämtern Sen-
dungen für mehr als eine Formation enthält, und diese
Beutel müssen dann alle geöffnet und ihr Inhalt ver-
teilt werden. Einige Zahlen mögen eine kleine Vorstellung
von dem Umfange der eingehenden Post geben. Zu Zeiten
gewöhnlichen Verkehrs hat täglich aus der Heimat erhalten:
399
das Feldpostamt 12. A.-K. im Durchschnitt 150 Postsäcke,
die Feldpostexpedition der 23. J.-D. 350, die der 32. J.-D.
250, die der 47. L.-D. 215 Säcke. Diese Zahlen werden
dem Abschätzungsvermögen des Lesers vielleicht etwas näher
gerückt, wenn ich hinzufüge, daß höchstens 300 solcher Säcke
einen Eisenbahngüterwagen vollständig bis zur Decke füllen.
Die Annahmegeschäfte weichen bei den Feldpostanstalten
von denen bei den Heimatpostämtern nicht wesentlich ab.
Natürlich muß man sich vor Augen halten, daß die Räume,
in denen die Feldpost zu arbeiten hat, oft mehr als dürftig
sind, aller Sicherheitsvorkehrungen entbehren und mit
denen in der Heimat keinen Vergleich aushalten können.
Den Hauptteil an der Arbeit des Annahmebeamten haben
die Postanweisungen und Jahlkarten; daneben werden häu-
sig Wertsendungen, namentlich diensiliche, in. größerer Zahl
aufgeliefert. Stark in Anspruch genommen werden die
Annahmestellen auch durch die Entgegennahme der Päck-
chen, die sämtlich darauf zu prüfen sind, ob ihr Gewicht
nicht über die zulässige Grenze hinausgeht, und ob sie
richtig freigemacht sind. Die Jahl der im Felde aufge-
lieferten Päckchen nach der Heimat hat im Laufe der
Jahre immer mehr zugenommen. Das erklärt sich daraus,
daß die Ernährungeverhältnisse in der Heimat immer schwie-
Feldpostexpedition im Biwak
riger wurden und mancher im Felde Gelegenheit fand,
Lebens= und Genußmittel in Marketendereien zu erstehen,
mit denen er seinen Angehörigen zu Hause das Durch-
halten erleichtern wollte. Ein großer Teil der Päckchen
nach der Heimat enthielt ferner Wäschestücke, die die Mann-
schaften zum Waschen und Ausbessern nach Hause schickten,
weil beideg im Felde mit großen Schwierigkeiten ver-
bknüpft war.
Die Feldpostanstalten waren bei der Mobilmachung
mit einem Briefkasten ausgerüstet, der, vielleicht weil er
aus echtem Büffelleder hergestellt war, einen wunder-
voll feldmäßigen Eindruck machte. Für Massenaufliefe-
rungen war er aber sicher nicht bestimmt, jedenfalls nicht
groß genug dazu. Nicht überall, aber doch an vielen Teilen
der Front sind die Briefkasten aus dem Gebrauch zurück-
gezogen worden, weil die Einzelauflieferung von Sen-
dungen der feindlichen Spionage wegen nicht mehr ge-
stattet werden konnte. Seitdem mußten die gewöhnlichen
Briefsendungen bei den Feldpostanstalten überall durch die
Postabholer aufgeliefert werden. Jede aufgelieferte Sendung
erhält einen Abdruck des Tagesstempels. Das dauert stunden-
lang, denn die Menge der Briefe ist groß. Sie belief sich
zu gewöhnlichen Zeiten bei unsern Feldpostanstalten des
12. A.-K. im Durchschnitt täglich auf folgende Jahlen:
Feldpostamt des 12. A.-K. rund 10 Stück, Feldexpedition
der 23. J.-D. 27000, der 32. J.-D. 210000, der 47. L.-D.
23u000 Stück. Diese Jahlen zeigen, daß die Auflieferung
entsprechend der größeren Kopfzahl der Truppen bei den