Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

wiesen es als Zuschuß den Truppenkassen, diese zahlten es 
als Löhnung aus, die Mannschaften lieferten es auf Post- 
anweisungen bei den Feldpostanstalten auf, und letztere 
führten es dann wieder als Uberschuß an die Kriegskassen 
ab. Natürlich war mit diesem Geldverkehr bei den beteilig- 
ten Dienststellen eine Menge Arbeit verbunden, wie das 
Nachzählen und Fertigstellen der Geldpäckchen, die viel 
Zeitaufwand verursachten und zum großen Teil vermieden 
werden konnten, wenn es gelang, das Bargeld, soweit es an 
diesem Kreislauf teilnahm, bei den Truppenkassen zu be- 
lassen. Diese Erwägung führte schon im ersten Kriegs- 
winter bei einigen Armeen dazu, für die Einzahlung von 
Postanweisungen den bargeldlosen Verkehr anzuordnen. Das 
Verfahren gestaltete sich so, daß die Mannschaften ihre 
Postanweisungen nach der Heimat bei ihren Truppenkassen 
abzuliefern hatten, die die Beträge der Postanweisungen 
von der Löhnung einbehalten und die Postanweisungen im 
ganzen bei der Feldpostanstalt aufliefern sollten, aber nicht 
mit barem Gelde, sondern unter Ausstellung einer Quit- 
tung über den Gesamtbetrag. Diese Quittungen wiederum 
hatten die Feldpostanstalten als bares Geld an die Feld- 
kriegokasse abzuliefern. Ungeachtet allen Nachdrucks, mit 
dem auf die Durchführung des bargeldlosen Verkehrs hin- 
gewirkt wurde, setzte er sich doch nur sehr langsam durch, 
offenbar, weil den Truppenkassen das Einsammeln der 
Postanweisungen und die Auslieferung der Einlieferungs- 
bescheinigungen an die Absender eine gewisse Mehrarbeit 
oder Unbequemlichkeit verursachte. . 
Die von der Heimat ins Feld gesandten Postanweisungen 
mußten in den ersten Jahren des Krieges von den Truppen- 
kassen ausgezahlt und durch Verzeichnisse mit der General- 
kriegskasse verrechnet werden. Das Verfahren war für 
die Truppenkassen ziemlich umständlich und ist deshalb 
später dahin geändert worden, daß die Auszahlung zwar 
im allgemeinen bei den Truppenkassen verblieb, die weitere 
Verrechnung aber den Feldpostanstalten übertragen wurde. 
Diesen erwuchs daraus eine recht bedeutende Mehrarbeit, 
weil es sich um große Massen von Postanweisungen han- 
delte, und eine besondere Abrechnung mit den einzelnen 
Truppenkassen und Intendanturen nötig wurde. 
Zu der Briefpost für die Heeresangehörigen sind auch 
die Zeitungen zu zählen. Nach den Bestimmungen der 
Feldpostdienstordnung können Zeitungen bei allen Feldpost- 
anstalten bestellt werden. Ihr Vertrieb gestaltet sich aber 
anders wie im Frieden. Während im heimatlichen Ver- 
kehr die Gesamtzahl der von einer Zeitung bestellten Stücke 
den einzelnen Postanstalten in einer Sendung zugeht und 
die einzelnen Stücke dort erst auf die Ausgabestelle und die 
Besteller verteilt werden, ohne daß der Zeitungsverlag die 
Namen der Bezieher erfährt, muß bei den Zeitungsbestel- 
lungen aus dem Felde der Verlagspostanstalt die Anschrift 
jedes Beziehers mitgeteilt werden. Die einzelnen Stücke 
der Zeitung werden dann vom Verlage unter besonderem 
Umschlag oder Streifband aufgeliefert und wie alle andern 
Briefsendungen über die Sammelstellen abgesandt. Das 
Friedensverfahren würde erstens eine Verslärkung des Per- 
sonals bei den Feldpostanstalten erforderlich machen, zwei- 
tens aber würde es sich bei den Feldpostanstalten schon 
deshalb gar nicht durchführen lassen, weil anders als im 
heimischen Betriebe die Jahl der Bezieher sich fortwährend 
ändert. Denn selbst im Stellungskriege muß täglich damit 
gerechnet werden, daß nicht nur die ganze Truppe in den 
Bereich einer andern Feldpostanstalt übertritt, sondern daß 
auch die Zugehörigkeit des einzelnen Mannes zu seinem 
Truppenteil infolge Versetzung, Verwundung, Krankheit 
usw. sich ändert. 
Im Laufe des Krieges hat sich nun noch eine andere 
Art des Zeitungobezugs entwickelt, die des Vertriebs der 
Tageszeitungen und Zeitschriften durch die Feldbuchhand- 
Sachsen in großer Zelt. Bo. II 
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lungen. Natürlich mußte auch da die Feldpost insofern 
mitwirken, als sie die Versendung der Zeitungspakete in 
Gestalt von Zeitungsbahnhofsbriefen, wie es sie auch im 
Frieden gibt, ins Feld an die Feldbuchhandlungen zu ver- 
mitteln hatte. Sie hat sich auch um des guten Zweckes 
willen gern in den Dienst dieser Sache gestellt, obwohl 
der Verdienst, der ihr aus der Vermittlertätigkeit erwuchs, 
äußerst geringfügig war und in keinem Verhältnis zur 
Leistung stand, und obwohl es sich doch eigentlich um ein 
Unternehmen handelte, das der Postverwaltung schweren 
Abbruch tat und ihr den Massenbezug von Zeitungen fort- 
nahm, noch dazu unter fühlbarer Verteuerung für die 
Bezieher. Was den Zeitungsvertrieb der Feldbuchhand- 
lungen besonders förderte, war der Umstand, daß diese 
Zeitungen, die nicht über die Sammelstellen versandt zu 
werden brauchten, früher ins Feld gelangten, alo die glei- 
chen Nummern, wenn sie im Postwege unter Umschlag 
(also über die Sammelstellen) bezogen wurden. Aber die 
Truppen kamen dadurch eben auf schnellstem Wege in den 
Besitz der neuesten Tageszeitungen, und sie waren nicht 
  
Beutelgestell beim Feldposiamt 
Päcchenvertellungsstelle 
zu regelmäßigem Bezuge bei der Feldbuchhandlung ver- 
pflichtet, sondern konnten sich, wie es ihnen paßte, einzelne 
Nummern der Zeitungen kaufen. Einen derartigen kauf- 
männischen Betrieb hätte die Feldpost selbst natürlich nie- 
mals übernehmen können. 
Beim Zeitungswesen muß auch der Kriegszeitungen ge- 
dacht werden, die bei den einzelnen Armeen verlegt und 
gedruckt und für einen geringen Bezugspreis oder unent- 
geltlich den Angehörigen der Armee geliefert wurden. Die 
Beförderung dieser Kriegozeitungen hat selbstverständlich 
die Feldpost ausgeführt und zum großen Teil auch die 
weitere Verteilung besorgt. 
Mit den geschilderten Dienstgeschäften ist der Be- 
trieb bei einer Feldpostanstalt noch keineswegs erschöpft. 
Daneben gibt es wie bei jeder Verwaltungsbehörde noch 
vielerlei andere Sachen zu regeln. In erster Linie ist da 
der Schriftwechsel zu nennen, der um so größer ist, je mehr 
JZeit das Publikum — in unserm Falle also die Truppe — 
zum Schreiben hat. Ganze Stöße von Dienstbriefen gehen 
täglich ein und müssen bearbeitet werden. Mancherlei Be- 
schwerden und Anfragen werden zweckmäßig mit den An- 
tragstellern oder sonst Beteiligten mündlich erörtert, und 
das beansprucht Wege und Zgeit. Im Stellungskriege gab 
es auch vielfach Rückfragen durch Fernsprecher, der ebenso 
wie im Heimatsbetriebe ein unentbehrliches Hilfsmittel 
geworden war. Von besonderer Wichtigkeit für den ganzen 
Feldpostbetrieb ist es, daß die Feldpostanstalten dauernd 
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