Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

und sonstigen Musikabtcilungen waren vorhanden 59 Ab- 
teilungen mit 1171 Pfadfindern, 73 Abteilungen mit 
1345 Turnern, 23 Abteilungen mit 326 Mitgliedern für 
andere Leibesübungen. 372 halbtägige, 205 ganztägige und 
41 mehrtägige Wanderungen sind gemeldet. Der Bund 
unterhält ein Ferienheim in Schweizermühle. Bis zum 
genannten Jahre waren 4588 Mitglieder ins Kriegsheer ge- 
treten, 584 davon waren gefallen. 
Der Verband der katholischen Jünglingsvereine in 
Sachsen widmet sich der Jugendpflege bei den Katholiken. 
Er hatte l916 35 Vereine, denen 1600 Ingendliche 
zwischen 14 und 20 Jahren angehörten. 
Hatten wir bis vor kurzem Absonderung und Trennung 
der einzelnen Leibesübungen, so macht sich seit zwei Jahr- 
zehnten wieder die Einigung und Zusammenfassung geltend. 
Eo entstanden Vereine, die gemeinsame Unternehmungen in. 
die Wege leiteten. Der erste in Sachsen war der Verein 
für Vaterländische Festspiele in Dresden. Eine ähnliche 
Vereinigung bestand bis zum Kriegsausbruch in Bautzen. 
In Leipzig wurde alljährlich ein Sedanturnen von Turnern, 
Sportlern und Schülern gemeinsam auggerichtet. 
Damit haben wir eine Ubersicht über das weitverzweigte 
Net der Organisationen für Leibesübung in Sachsen er- 
halten. Sie alle nehmen sich auch der Jugend an. Jeder, 
der ernstlich will, könnte Gelegenheit finden, Geist und 
Körper zu erholen und zu ertüchtigen. Diese Organisationen 
haben in der großen Zeit neue Anregung, neue Aufgaben, 
neue Förderung und Unterstützung durch die Behörden er- 
halten. Aber sie haben auch ihre besten Kräfte an das Heer 
und für die Verteidigung des Vaterlandes hergeben müssen, 
die jugendlichen Angehörigen und vielfach auch die Vor- 
stände und Leiter, die im rüstigsten Mannesalter standen, 
so daß es schwer geworden ist, den Betrieb aufrecht zu 
erhalten. Wir werden das im einzelnen bennen lernen. 
Die deutsche Turnerschaft Kreis XIV.: Sachsen 
Durch hundert lange Jahre hatten die deutschen Turner 
eifrig gearbeitet, aber die leitenden und besitzenden Volks- 
kreise standen ihrer Arbeit in Worten zwar wohlwollend, 
mit der Tat aber bühl und ohne Verständnis gegenüber. 
Wieviel besser hatte Frankreich die Tätigkeit seiner Turner= 
schaft, die im Vergleich zur deutschen klein war, gewürdigt. 
Kein Turnfest, das nicht vom Präsidenten der Republik 
oder von Ministern besucht und eröffnet wurde, staatliche 
Unterstützung und Förderung nach allen Richtungen! In 
Deutschland stellten sich Besitz und Einfluß den internatio- 
nalen Wettkämpfen der Olympiaden zur Verfügung, die 
treue Kleinarbeit der Turnerschaft war auf die Steuer- 
groschen ihre Mitglicder 
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sofern voran, als es die neue Wehrvorbereitung von vorn- 
berein auf Schule und Turnvereine gründete, während Preußen 
eine mehr militärische Drganisation einrichtete und erst be- 
lehrt durch die Erfahrung die kurnerische Grundlage aufsuchte. 
Dieser Schritt der sächsischen Regierung entspricht ganz 
der Stellung der sächsischen Turner in der Deutschen Tur- 
nerschaft. 
Letztere hat mit mehr als einer Million Mitgliedern alle 
Vereinigungen für Leibesübung auf der ganzen Erde über- 
ragt, und ihr Kreis Sachsen, der als XIV. in der Ein- 
teilung zählt, ist der stärkste. Nicht weniger als 1034 säch- 
sische Orte — die Ziffern sind die vor Kriegobeginn — 
haben der Turnerei Eingang gewährt. So zieht sich ein 
Netz von Turnstätten vom Flachland bis hinauf in die 
kleinsien Gebirgsdörfer. Das stolze Leipzig ist die eigent- 
liche Turnerstadt Deutschlands. Es zählt 16 Ooo Turner, 
mehr als die volkreiche Hauptstadt des Reichs. Leipzig war 
es, wo das ersie große deutsche Turnfest stattfand, das 
schon im Jahre 1363 20 O00 Turner vereinigte, und in der- 
selben Stadt fand die große letzte Heerschau der Turner 
1913 statt, zu der 70 Ooo Jünger Jahns herbeiströmten, 
eine Zahl, die wohl kaum je ein Fest in Deutschland er- 
reicht hat. Zu den 8 deutschen Städten, die mehr als 
5000 Turner haben, zählt auch noch Dresden. 
Die jungen Angehörigen der Turnvereine vom 14. bis 
17. Lebensjahre nennt man 3Zöglinge. Sie zahlen ge- 
ringere Vereinssteuern und haben keine Mitgliedorechte. 
Ihre Zahl war in den letzten 10 Jahren vor dem Kriege in 
erfreulicher dauernd zunehmender Steigung begriffen. 1914 
waren es 32 300 Mann. Zu Anfang dieses Zeitraumes 
kamen auf 10 O00 Einwohner des Reichs 18 Zöglinge, 
1913 schon 30 Zöglinge. Auf 100 Jünglinge deo gleichen 
Alters kamen 1903 nur 6 Turner, 1913 aber bereits 10. 
Somit entfielen 100°0 der deutschen Jugend auf die Turner- 
schaft. 
Sachsen stand in dieser Beziehung recht günstig. Die 
Jahl seiner Turnerzöglinge war bis 1912 so gestiegen, daß 
auf 10 Ooo Einwohner 68 Zöglinge kamen, während es 
manche Gegenden Deutschlands nur auf 17 und 19 ge- 
bracht hatten. Nur gegen Schwaben und Thüringen mit 
#5 und 78 Zöglingen standen wir zurück. Im Vergleich 
zur Einwohnerzahl hielt Leipzig mit 3700 Zöglingen die 
6. Stelle, Dreoden die 10., Chemnitz die 12. Die erste 
Stelle in ganz Deutschland hatte seit Jahren Plauen mit 
52 Zöglingen auf lo#oo Einwohner inne, während z. B. 
Berlin mit 3 Zöglingen an 40. Stelle stand. 
In erfreulicher Weise hat der sächsische Turnkreis die 
Betonung der geistigen Jugendpflege neben dem Turnen 
in Angriff genommen. 
  
  
  
angewiesen. 
Schon die Befürch- 
tung eines nahen Krie- 
ges richtete das Augen- 
merkauf die Ausbildung 
der Massc, und der aus- 
brechende Krieg selbst 
brachte dann die volle 
Würdigung des Tur- 
neus. Die deutsen 
Fürsten, voran der Kai- 
ser, besuchten die Turn- 
siätten und haben in 
berzlichen Worten die 
Wirkung des Turnens 
und die Tätigkeit der 
Turnvercinc anerkannt. 
  
In dieser Anerken- 
nung ging Sachsen in- 
  
Die Eilkotenläufe bei den Wettkämpfen im Wehrturnen in Leipzig
	        
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