Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

Verhältnissen geleistet haben und wie er dabei verstanden 
hat, bei seinen Leuten durch seinen prächtigen Humor und 
sein feines Menschenverständnis, durch seine besonnene Ruhe, 
seine Klarheit und Festigkeit immer wieder die Stimmung 
und den Mut zu heben. Kein Wunder, daß man unter den 
Soldaten hörte: Wenn bloß unser 
Major durchkommt! 
Seine militärische Tüchtigkeit 
wurzelte in seiner hohen Auf- 
fassung vom Beruf des Ofsiziers, 
der er auch in seinem Schristen 
Ausdruck gegeben hat: „Der Offi- 
zier soll kein Driller und Leute- 
schinder sein, er ist Volkserzieher.“ 
Diese Auffassung machte ihn 
auch zum Förderer der Jugend-z 
pflege und zum Jugenderzieher, 
dessen Verdienste wir in unseren 
Darlegungen wiederholt berührt 
haben. Besondere Gelegenheit 
gab ihm seine Stellung als Lan- 
desfeldmeister dersächsischen Pfad- 
finder. , 
,,ScineGedankenüberdieEr-Ä« 
ziehung der deutschen Jugend“ 
bat er in einem Büchlein nieder- 
gelegt, das diesen Titel trägt und 
1916 bei Mar Jänecke in Leipzig 
erschienen ist. Das Hest ist im 
Kriege entstanden unter dem 
Eindrucke der großen Zeit aus 
den Beobachtungen heraus, die 
er im Felde machen konnte. 
So konnten selbst der Krieg, die 
Unruhe des Lagerlebens und die schwere Arbeit des 
Regimentsführers seine Neigung und Sorge für die Er- 
zehung der Jugend nicht hemmen. Das Büchlein selbst 
aber wird uns ein köstliches Vermächtnis des Dahin- 
gegangenen und eine feste Stütze für unsere Arbeit in 
der Jugendpflege bleiben. 
Schneeschuhlaufen 
Der Ski-Verband Sachsen dessen I. Vorsitzender Rechts- 
anwalt Dr. Weidlinger in Dresden ist, umfaßt 59 Ver- 
eine mit etwa 3400 Mitgliedern. Er teilt sich in den 
Kreis Osterzgebirge mit 17 Vereinen und den Kreis 
Westerzgebirge mit 
42 Vereinen. Er 
selbst gehört dem 
Deutschen Ski-Ver 
band an, der etwa 
40000 Skiläufer in 
seinen Reihen hat. 
Aus kleinen Anfän 
genhervorgegangen, 
entwickelte sich der 
Ski-Verband Sach- 
sen in kurzen Jahren 
zu einer kraftvollen 
Organisation dank 
der immer größeren 
Verbreitung des 
Schneelaufs im Vol- 
ke. Immer mehr 
wuchs die Erkennt- 
nis, daß die kräftige 
Bewegung durch 
den Schneelauf in 
  
Obersileutnant v. Heygendorff 
  
Wettkämpfe der Vogtländer (Bez. Auerbach) 
Hind 
indernislauf 
435 
frischer Wintersluft Körper und Nerven stähle und 
das deutsche Volk ertüchtige und gesund erhalte. Durch 
diese Erkenntnis wurden immer weitere Kreise für den 
Schneelauf gewonnen. Von Anfang an hat der Ski- 
Verband Sachsen sich zur Aufgabe gesetzt, die Jugend, vor 
allem die Gebirgsjugend, für 
den Schneelauf zu gewinnen 
und den militärischen Schnee- 
lauf zu unterstützen und zu för- 
dern. Als einer der ersten Ver- 
eine, die auf diesem Gebiete 
tätig wurden, unterrichtete der 
Dresdner Ski-Klub in Altenberg 
die dortige Gebirgsjugend und 
gab den beiden Jäger-Bataillonen 
Schneelaufunterricht, bis sich ge- 
nügend militärische Lehrkräfte 
fanden. Immer mehr Vereine 
widmeten sich den gleichen Auf- 
gaben. So konnte der Verband 
bei seinen Wettläufen stets gut 
besuchte Jugendrennen und mi- 
litärische Läufe vorführen. Bei 
beiden Kreisen des Verbandes 
besteht ein Ausschuß für Jugend- 
pllege, der in seinen Bestrebun- 
gen von den Behörden tatkräf- 
tig unterstützt wird. Trotz aller 
Schwierigkeiten hat der Verband 
auch im Kriege diese Bestrebun- 
gen weiter gesördert, obwohl 
nur wenig Lehrkräfte zur Ver- 
sügung standen, da die Sport- 
leute mit wenigen Ausnahmen 
zum Heere eingezogen wurden. Am Anfang des Krieges 
widmete sich der Ski-Verband mit Eifer der Bildung des 
freiwilligen Ski-Korps. Seiner Tätigkeit ist es gelungen, 
eine große Anzahl von Schneeläufern diesem Korps zu- 
zuführen. Der Verband erwartet, daß die Erfahrungen 
der Kriegszeit dem Schneelauf einen mächtigen Aufschwung 
bringen werden, hat doch der Krieg gezeigt, wie wichtig 
die körperliche Gesundheit des Volkes, seine Abhärtung 
und die Gewöhnung an Anstrengungen sind, sowie, was 
der fertige Schneeläufer militärisch leisten kann. In der 
Jugend des deutschen Volkes liegt die Zukunft des 
Verbandes und ihr wird er sich daher mit vollen Kräften 
widmen. 
Sammel= und 
Werbetätigkeit 
der Jugend 
In zwei Dingen 
hat sich unsere deut- 
sche Jugend und so- 
mit auch die sächsische 
seit Beginn des gro- 
ßhen Krieges höchstes 
ob erworben: Sie 
hat die erhöhte An- 
strengung, die in der 
stärkeren Vorberei- 
tung auf den Waf- 
fen= und Kriegsdienst 
liegt, auf sich genom- 
men und sie hat sich 
opferbereit für die 
Hilfsdienste der 
Kriegsjahre, für die 
so nötige Sammel- 
28“
	        
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