Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

Zug, der in Hastière kämpfte) bei Waulsort zwei Bataillone 
des Infanterieregimento Nr. 181 und das I. Bataillon 
der Infanterieregimento 104 mittels des halben Dioisions-= 
brückentrains 40 auf Nuderfähren. 
Dann wurden alle drei Pionierkompagnien und beide 
Divisionsbrückentrains bei Freyr vereint und bauten eine 
Kriegobrücke, über die von 11 Uhr abends ab die Haupt- 
teile deo XIX. Armeekorps übergingen. Dort überschritt 
auch die 1. Halbkolonne de#s Korpsbrückentrains 19 
die Maas, rückte nach Hastière und wurde dort von dem 
Zug der 2. Kompagnie Pionierbataillons 22, der mit den 
Kronprinzern in Hastière par de la gekämpft hatte, zum 
UÜbersetzen der Bagage der dortigen zwei Bataillone des 
Infanterieregiments Kronprinz 104 und deo I. Bataillons 
Infanterieregiment 133 verwendet. 
Dann eilte der halbe Korpsbrückentrain 19 dem links 
der Maas vorwärtsstürmenden Korpo nach und baute der 
Division Götz von Olenhusen am 27. August in Neoin 
die Brücke entgegen (s. Seite "8). 
Da#v Material der 2. Halbkolonne des Korpsbrücken- 
trains 19 wurde am 24. August in die Hauptbrücke von 
Les Rivages (siehe oben) eingebaut. 
Nach der Schlacht 
In drei Tagen war die dritte Armee nach ihrem Vor- 
brechen über die Maas über das Rückzugsgelände der 
französischen fünften Armee weggebraust. Sie hatte sich 
dabei nach Süden gedreht, um später im Raume zwischen 
den siegreichen Nachbararmeen, über Nocroi unaufhaltsam 
weiter vorwärtödrängend, jenseito der französischen Landes- 
grenze die Früchte der Ersisiege an der Sambre und 
Maas zu ernten. 
Die Menschenleisiungen in diesen gewaltigen August- 
tagen sind ungeheuer und nicht im geringsten nach der 
Karte zu bemessen. Die in den belgischen und französischen 
Karten verzeichneten Ortlichkeiten waren zum größten Teil 
niedergebrannt, das Wegenetz war unzulänglich eingetragen. 
Nach tagelangem Marsch ruhten die Truppen wenige Stun- 
den in der Marschkolonne dicht an dem schmalen Marsch- 
weg. Verpflegungsfahrzeuge und Hafer für die Pferde 
waren nicht vorzubringen. Brennende Dörfer und Kanonen- 
donner in der Ferne vervollständigten das furchtbare Bild 
dieser Tage. Aber ein heißer Drang nach vorwärto, ein 
unbeugsamer Wille überwand alle Widerstände, die das 
schwierige Gebirgogelände, die Hitze, der Mangel und die 
Erschöpfung heroorriefen. Dabei schossen Wald= und Grenz- 
wächter, Versprengte und Zivilschützen, die längst mit dem 
eigenen Leben abgeschlossen hatten und erbarmungolos selbst 
den wehrlosen Verwundeten hinmordeten, aus gut ge- 
wählten Verstecken auf Patrouillen, kleinere Truppenkörper 
und Stäbe. 
So wurden selbst die Kraftwagen des Oberbefehlohabers 
am 25. August vormittags bei Vodecée von belgischen 
Nadfahrern und an demselben Nachmittag bei Surice be- 
schossen, ebenso wurde das Generalkommando des 
XII. Armeekorps von versprengten Franzosen mehrfach 
angegriffen. 
Die Armeeflieger hatten bereits am 25. August allent- 
halben den weiteren Rückmarsch des Gegners festgestellt. 
Die nachrückenden sächsischen Truppen geiwannen an den 
weggeworfenen Auerästungssiücken, den stehengebliebenen 
Fahrzeugen, den großen im Stich gelassenen Vorräten wohl 
den Eindruck eines überstürzten Rückzuges. Aber die Füh- 
rung erkannte sehr wohl die Planmäßigkeit der äußerst 
geschickt durchgeführten Rückzugsbewegung des Gegnero. 
Jedenfalls hat das Oberkommando der dritten Armee 
nie unter dem Eindruck gestanden, daß der französische 
Rückzug einen „fluchtartigen“ Chorakter angenommen hätte. 
Sachsen in großer JZeit. Band II 
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So galt es, den weiteren Sieg mit den Beinen zu er- 
kämpfen. In rastlosem Vorwärtödringen brach die dritte 
Armee jeden Widerstand d.r vor ihrer Front von der fran- 
zösischen Heercsleitung schnell zusammengeballten Neukräfte. 
General Joffre maß dem Vordringen der dritten Armee, 
die sich drohend wie ein Keil in das Gefüge des französisch- 
englischen linken Heeresflügels einschob, ganz besondere 
Bedeutung zu. Er führle von weniger bedrohten Fronten 
alle verfügbaren Kräfte vor die Front der dritten Armee. 
Nach den ausländischen Quellen, für deren Nichtigkeit 
ich keine Gewähr zu leisten vermag, hatte zunächst der 
Befehlohaber der französischen fünften Armee nach der 
Niederlage seiner drei Divisionen des rechten Flügelo die 
Marokkodivision sowie die 4. und 9. Kavalleriedivision 
nach rechts verschoben, um seinem rechten Flügel wieder 
einigermaßen Halt zu geben. Außerdem hatte aber auch 
der französische Oberste Befehlshaber, Gencral Joffre, die 
gefährliche Lücke zwischen der französischen vierten und 
fünften Armee zunächst mit dem von Marseille noch an- 
rollenden XIX. Armeekorps (Algier), dann mit seiner 
eigenen Hauptreserve, dem XI. Armeekorps, und dem der 
zweiten Armee entnommenen IX. Armeekorps, schließlich 
sogar noch mit dem aus dem Verband der ersten Armee 
entlehnten XXI. Armeekerp#s auszufüllen versucht. 
Von letzterem Korps kamen Teile noch an der Aisne 
bei Rethel ins Gefecht. Der Hauptlteil dieses Korps stieß 
aber erst südlich der Marne zu dem inzwischen zur neunten 
Armee unter General Foch angewachsenen Heeresteil. Das 
sind also die Gegner, mit welchen die Sachsen während ihres 
weiteren Vormarsches abzurechnen hatten. 
Die französischen Nachhuten baben sich ihrer Aufgabe, 
dao Eindringen der deutschen dritten Armee in die Lücke 
zwischen der französischen vierten und fünften Armee zu 
verhindern, vorzüglich entledigt. Sie sind selbst vor den 
größten Opfern an Menschen und Material nicht zurück- 
geschreckt. So erklärt sich aus der Tätigkeit des Feindes, 
daß von dem Oberbefehlshaber der deutschen dritten Armee 
während des weiteren Vormarsches fortgesetzt Höchstleistun- 
gen der Truppen verlangt werden mußten, um dem ge- 
lockerten Gefüge des linken französsschen Heeresflügelo 
die Möglichkeit der Wiederfestigung zu nehmen. 
Rückblick 
Der Vergleich mit anderen, besonders großen Taten 
deutscher Armeen im Weltkrieg erleichtert die Würdigung 
der Leistungen der Sachsen an der Maas. 
Ich wähle zum Vergleich den Durchbruch der Russen- 
front bei Gorlice durch die Armee des Generalobersten 
v. Mackensen im Mai la#, durch die die Zertrümmecrung 
des gesamten russischen Feldheeres eingeleitet wurde. 
Mackensen durchbrach auf einer Front von 35 Kilometer, 
die etwa der Maasfront von Y#oir bis Fumay (Luftlinie) 
entspricht, die tiefgegliederte Russenstellung und drang in 
14 Tagen bis zum San, 100 Kilometer mweit, vor. Ihm 
unterstanden 10 Infanterie= und 1 Kavalleriedioision, 
dazu 136 schwere, 316 Feldgeschütze, nebst 3 Batterien 
österreichischer Z0o/ 5#cm-Moörser. Damit überwäl tigte er 
3¾ russische Oiisionen und schlug weitere 3/1 Divisionen, 
die Zur Hilfe heraneilten, aus dem Felde. 
Die Armee von Hausen, nur 6 Infanteriedivisionen mit 
60 schweren und 396 Feldgeschützen stark, hatte zunächst 
mit 3 feindlichen Divisionen an der Maas, innerhalb der 
nächsten 14 Tage aber mit weiteren 6—8 Infanterie= sowie 
2 Kavalleriedivisionen abzurechnen. Dabei drang sie in 
derselben Zeit von 14 Tagen nicht 100, sondern über 
200 Kilometer, von der Maas bis über die Marne, vor. 
Aber auch die rein taltische, auf den Frontraum von 
20 Kilometer Breite beiderseits von Dinant beschränkte 
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