Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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in allgemein südwestlicher Richtung fortzusetzen. Somit 
mußte die Absicht, der vierten Armee am 23. August zu 
Hilfe zu kommen, endgültig aufgegeben werden. Demgemäß 
wurde für den 23. August befohlen, daß das XII. Reserve- 
korps (ohne 24. Reservedivision), das XII. Armeckorps 
und dac XIX. Armeekorps bis 4 Uhr nachmittags mit 
den Anfängen der Gros die Linie Numigny—Liart—Signy 
I'Abbaye —Launois erreichen sollten. Das Oberkommando 
verblieb in Nocroi. 
Der 28. August 
Anr 28. August trafen die für die Weiterführung der 
Heeresbewegungen grundlegenden Weisungen der Obersten 
Heereoleitung ein. Sie gaben über den Feind die Ansicht 
kund (Ski#zze 2): « 
„Die Franzosen befinden sich — wenigstens mit der 
nördlichen und mittleren Gruppe — im vollen Rückzuge 
in südwestlicher und westlicher Richtung, also auf Paris. 
Sie werden auf dem Wege dahin voraussichtlich erneuten 
und hartnäckigen Widerstand leisten. Alle aus Frankreich 
Die fünfte Armee geht über die Linie Chälons — Vitry le 
François vor. Sie hat durch Staffelung links rückwärts 
für den Flankenschutz des Heeres zu sorgen, bis die sechste 
Armee diesen westlich der Maas übernehmen kann. Verdun 
ist einzuschließen. 
Die sechste Armee mit siebenter Armee und Heereskaval- 
leriekorps 3 hat zunächst im Anschluß an Metz ein Vor- 
dringen des Gegners in Lothringen und in das Oberelsaß 
abzuwehren. Geht der Gegner zurück, so überschreitet die 
sechste Armee mit unterstelltem Heereskavalleriekorps 3 die 
Mosel zwischen Toul und Epinal und nimmt die aligemeine 
Richtung auf Neuf Chäteau. Der Armee fällt dann der 
Schutz der linken Flanke des Heeres zu. 
Die siebente Armee bleibt zunächst der sechsten Armee 
unterstellt. Geht diese über die Mosel vor, so wird die 
siebente Armee selbständig. Die Armee verhindert dann 
ein Vorbrechen des Gegners zwischen Epinal und der Schwei- 
zer Grenze. 
Starker Widerstand, der an der Aisne und später an 
der Marne geleistet wird, kann ein Einbiegen der Armee 
aus südwestlicher in südliche Richtung erforderlich machen. 
Baldigeo Vorgeben ist dringend erwünscht, um 
  
  
Rocroi, Marktplatz# 
Armce, berkommando III, 27.—29. Auguß 
eingehenden Nachrichten bestätigen, daß man um geitge- 
winn kämpft, daß es sich darum handelt, den größten 
Teil der deutschen Kräfte vor der französischen Front zu 
fesseln, um eine Offensive der Russen zu erleichtern.“ 
Eo kam also darauf an, durch baldigen Vormarsch des 
deutschen Heeres auf Paris die französischen Armeen nicht 
zur Ruhe kommen zu lassen, Neuaufstellungen zu verhin- 
dern und dem Lande möglichst viel Streitmittel zu ent- 
ziehen. 
Die Oberste Heeresleitung ordnete demgemäß an: 
„Die erste Armee mit unterstelltem Heereskavallerie= 
korps 2 marschiert westlich der Oise gegen die untere Seine. 
Sie muß bereit sein, in den Kampf der zweiten Armee 
einzugreifen. Ihr fällt außerdem der Flankenschutz des 
Heereo zu. 
Die zweite Armee mit unterstelltem Heereskavallerie= 
korps 1 geht über die Linie La Feère —Laon auf Paris vor. 
Das Heereskavalleriekorps 1 klärt vor der Front der zweiten 
und dr.tten Armee auf. 
Die dritte Armee sitzt den Vormarsch fort über die 
Linie Laon—Guignicourt auf Chäteau Tliierry. 
Die viert: Armee marschiert über Reims auf Exernay. 
Das Heereskavalleriekorps 4, der fünften Armee unter- 
stellt, wird auch an die vierte Armee melden. Das VI. Ar- 
merkorps tritt zur fünften Armee. 
den Franzosen keine Zeit zu lassen, sich neu zu 
nliedern und ernsten Wirerstand zu leisten. 
Ein Volksaufskand ist im Keime zu ersiicken.“— 
Bei dem Oberkommando der dritien Armee 
traf in den ersten Morgensiunden trotz der an 
dao Oberkommando der vierten Armee ergangenen 
Mitteilung, daß die dritte Armee auf Befehl der 
Obersten Heeresleitung den Marsch in südwest- 
licher Nichtung fortsetze und daher davon Abstand 
nehmen müsse, die rierte Arme: unmittelbar zu 
unterliützen, erneute und dringende Bitte um Hilfe 
ein. Besonders war cs „ran öische schwere Ar- 
Vveric aus der Gegend südlich des Forts Les 
Ayvelleo und bei Sapogne, die dem rechten Flügel 
des VIII. Armeekorps das Vorwärlskommen un- 
möglich machte. 
Um der virten Armee, wenn auch leider nicht 
zit ganzer Kraft, so doch wenigstens mit Teilen 
belfen zu können, erhielt 9,30 Uhr vormittags 
das XII. Armeekorps den Besehl, sofort eine Ab- 
teilung in Stärke von drei Bataillonen, einer 
Eskadron und einer Batterie über Poir Terron 
zu entsenden, um die feindliche schwere Artillerie im 
Rücken anzugreifen. Das Oberkommando der vierten Armee 
wurde entsprechend verständigt. 
1,30 Uhr nachmittago bat die vierte Armee abermals 
und dringend um Hilfe, und zwar um das ganze XIX. Ar- 
meekorps. Der linke Flügel der vierten Armee habe zurück- 
genommen werden müssen. 
Das Oberkommando der dritten Armee entschloß sich, 
von der Weisung der Obersten Heeresleitung abzuweichen 
und der vierten Armee mit starken Kräften zu Hilfe zu 
eilen, um zu verhindern, daß auch der rechte Flügel der 
vierten Armee eingedrückt würde. 
Inzwischen war das XII. Armeekorpo bereits in der 
Nacht zum 28. August in dem großen Forste von Signy 
I'Abbaye auf ernsten Widerstand gestoßen. Die Vorhut 
der 32. Infanteriedivision wurde dort bei Marlemont mit 
Infanteriefeuer überfallen, der Vormarsch aber nicht lange 
aufgehalten. Am Morgen des 28. August brach dann die 
32. Infanteriedivision weiter bei Librecy schwachen und 
am Abend bei Dommery lebhaften Wderstand von Zuaven 
und Turkos. Das Generalkommando des XII. Armee- 
korps war der Ansicht, daß man in der Hauptsache Kaval- 
lerie mit starker Artilleri: und wenig Infanterie vor sich 
habe, die planmäßig zurückgingen. 
Auch die Vorhut des XIX. Armeekorps stieß am
	        
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