68
in allgemein südwestlicher Richtung fortzusetzen. Somit
mußte die Absicht, der vierten Armee am 23. August zu
Hilfe zu kommen, endgültig aufgegeben werden. Demgemäß
wurde für den 23. August befohlen, daß das XII. Reserve-
korps (ohne 24. Reservedivision), das XII. Armeckorps
und dac XIX. Armeekorps bis 4 Uhr nachmittags mit
den Anfängen der Gros die Linie Numigny—Liart—Signy
I'Abbaye —Launois erreichen sollten. Das Oberkommando
verblieb in Nocroi.
Der 28. August
Anr 28. August trafen die für die Weiterführung der
Heeresbewegungen grundlegenden Weisungen der Obersten
Heereoleitung ein. Sie gaben über den Feind die Ansicht
kund (Ski#zze 2): «
„Die Franzosen befinden sich — wenigstens mit der
nördlichen und mittleren Gruppe — im vollen Rückzuge
in südwestlicher und westlicher Richtung, also auf Paris.
Sie werden auf dem Wege dahin voraussichtlich erneuten
und hartnäckigen Widerstand leisten. Alle aus Frankreich
Die fünfte Armee geht über die Linie Chälons — Vitry le
François vor. Sie hat durch Staffelung links rückwärts
für den Flankenschutz des Heeres zu sorgen, bis die sechste
Armee diesen westlich der Maas übernehmen kann. Verdun
ist einzuschließen.
Die sechste Armee mit siebenter Armee und Heereskaval-
leriekorps 3 hat zunächst im Anschluß an Metz ein Vor-
dringen des Gegners in Lothringen und in das Oberelsaß
abzuwehren. Geht der Gegner zurück, so überschreitet die
sechste Armee mit unterstelltem Heereskavalleriekorps 3 die
Mosel zwischen Toul und Epinal und nimmt die aligemeine
Richtung auf Neuf Chäteau. Der Armee fällt dann der
Schutz der linken Flanke des Heeres zu.
Die siebente Armee bleibt zunächst der sechsten Armee
unterstellt. Geht diese über die Mosel vor, so wird die
siebente Armee selbständig. Die Armee verhindert dann
ein Vorbrechen des Gegners zwischen Epinal und der Schwei-
zer Grenze.
Starker Widerstand, der an der Aisne und später an
der Marne geleistet wird, kann ein Einbiegen der Armee
aus südwestlicher in südliche Richtung erforderlich machen.
Baldigeo Vorgeben ist dringend erwünscht, um
Rocroi, Marktplatz#
Armce, berkommando III, 27.—29. Auguß
eingehenden Nachrichten bestätigen, daß man um geitge-
winn kämpft, daß es sich darum handelt, den größten
Teil der deutschen Kräfte vor der französischen Front zu
fesseln, um eine Offensive der Russen zu erleichtern.“
Eo kam also darauf an, durch baldigen Vormarsch des
deutschen Heeres auf Paris die französischen Armeen nicht
zur Ruhe kommen zu lassen, Neuaufstellungen zu verhin-
dern und dem Lande möglichst viel Streitmittel zu ent-
ziehen.
Die Oberste Heeresleitung ordnete demgemäß an:
„Die erste Armee mit unterstelltem Heereskavallerie=
korps 2 marschiert westlich der Oise gegen die untere Seine.
Sie muß bereit sein, in den Kampf der zweiten Armee
einzugreifen. Ihr fällt außerdem der Flankenschutz des
Heereo zu.
Die zweite Armee mit unterstelltem Heereskavallerie=
korps 1 geht über die Linie La Feère —Laon auf Paris vor.
Das Heereskavalleriekorps 1 klärt vor der Front der zweiten
und dr.tten Armee auf.
Die dritte Armee sitzt den Vormarsch fort über die
Linie Laon—Guignicourt auf Chäteau Tliierry.
Die viert: Armee marschiert über Reims auf Exernay.
Das Heereskavalleriekorps 4, der fünften Armee unter-
stellt, wird auch an die vierte Armee melden. Das VI. Ar-
merkorps tritt zur fünften Armee.
den Franzosen keine Zeit zu lassen, sich neu zu
nliedern und ernsten Wirerstand zu leisten.
Ein Volksaufskand ist im Keime zu ersiicken.“—
Bei dem Oberkommando der dritien Armee
traf in den ersten Morgensiunden trotz der an
dao Oberkommando der vierten Armee ergangenen
Mitteilung, daß die dritte Armee auf Befehl der
Obersten Heeresleitung den Marsch in südwest-
licher Nichtung fortsetze und daher davon Abstand
nehmen müsse, die rierte Arme: unmittelbar zu
unterliützen, erneute und dringende Bitte um Hilfe
ein. Besonders war cs „ran öische schwere Ar-
Vveric aus der Gegend südlich des Forts Les
Ayvelleo und bei Sapogne, die dem rechten Flügel
des VIII. Armeekorps das Vorwärlskommen un-
möglich machte.
Um der virten Armee, wenn auch leider nicht
zit ganzer Kraft, so doch wenigstens mit Teilen
belfen zu können, erhielt 9,30 Uhr vormittags
das XII. Armeekorps den Besehl, sofort eine Ab-
teilung in Stärke von drei Bataillonen, einer
Eskadron und einer Batterie über Poir Terron
zu entsenden, um die feindliche schwere Artillerie im
Rücken anzugreifen. Das Oberkommando der vierten Armee
wurde entsprechend verständigt.
1,30 Uhr nachmittago bat die vierte Armee abermals
und dringend um Hilfe, und zwar um das ganze XIX. Ar-
meekorps. Der linke Flügel der vierten Armee habe zurück-
genommen werden müssen.
Das Oberkommando der dritten Armee entschloß sich,
von der Weisung der Obersten Heeresleitung abzuweichen
und der vierten Armee mit starken Kräften zu Hilfe zu
eilen, um zu verhindern, daß auch der rechte Flügel der
vierten Armee eingedrückt würde.
Inzwischen war das XII. Armeekorpo bereits in der
Nacht zum 28. August in dem großen Forste von Signy
I'Abbaye auf ernsten Widerstand gestoßen. Die Vorhut
der 32. Infanteriedivision wurde dort bei Marlemont mit
Infanteriefeuer überfallen, der Vormarsch aber nicht lange
aufgehalten. Am Morgen des 28. August brach dann die
32. Infanteriedivision weiter bei Librecy schwachen und
am Abend bei Dommery lebhaften Wderstand von Zuaven
und Turkos. Das Generalkommando des XII. Armee-
korps war der Ansicht, daß man in der Hauptsache Kaval-
lerie mit starker Artilleri: und wenig Infanterie vor sich
habe, die planmäßig zurückgingen.
Auch die Vorhut des XIX. Armeekorps stieß am