Für den 28. Juli wurde der Division die Aufgabe ge-
stellt, den Feind in ihrem Gefechtsstreifen auf dem Wesiufer
des Sbrutsch zu stellen und zu schlagen.
Die Infanterie, rechts Ersatz-Infanterieregiment 40, links
Reserve-Infanterieregiment 244, unterstützt durch je eine
Abteilung Artillerie, ging auf Sidorow vor und traf am
Westrand des Dorfes auf den Feind. 10 Uhr abends war
nach Überwindung des feindlichen Widerstandes der Ost-
rand des Waldes von Sidorow erreicht. Postierungen
standen am Westufer des Sbrutsch. Die Artillerie ging
nördlich und südlich Sidorow so in Stellung, daß das Vor-
gehen der Infanterie auf das Ostufer des Flusses plan-
mäßig unterstützt werden konnte.
Flir den 20. Juli war der Übergang über den Sbrutsch
befohlen. Das Vorschieben von Sicherungen auf das Öst-
ufer wurde durch die feindliche Gegenwehr vereitelt. Auch
der Übergang stärkerer Abteilungen durch die erkundeten
Furten mißlang.
Am 30. Juli sollte der Ubergang über den Fluß erzwungen
werden. 1,30 Uhr nachmittags gelang es dem Reserve-
Infanterieregiment 244, den Sbrutsch mit Stoßtruppo
südlich Sidorow zu überschreiten. Zwei Kompagnien folgten
und gruben sich auf dem Osiufer ein. Der Ubergang der
Hauptkräfte bei Krykow mißlang jedoch abermals.
Am 31. Juli gab das Generalkommando des Beskiden-
korps Befehl, die Angriffe nicht mehr fortzusetzen. Die
96. Infanteriedivision wurde beauftragt, die taktisch gün-
stigste Stellung auf dem westlichen Sbrutschufer zu er-
kunden und zu einer Dauerstellung auszubauen, dabei das
auf dem Ositufer gewonnene Gelände zu halten.
Bereits am §. August wurde die 96. Infanteriedivision
aus der Stellung gezogen. Sie wurde Korpsreserve. Die
Infanterieregimenter wurden als Arbeitskräfte auf die
Stellungsdioisionen verteilt.
Am 9. August erhielt die sächsische Dioision Besehl zur
Übernahme der Stellung östlich Nizborg Vv. Mit dem Aus-
bau der schon von den Österreichern vorbereiteten Stellung
wurde begonnen. Vom 15. August wurde von der Divi-
sion auch die Sicherung des Vorgeländes übernommen. Ein
Bataillon des Ersatz-Infanterieregiments 40 lag im rechten,
ein Bataillon des Reserve-Infanterieregiments 244 im
linken Abschnitt. Die österreichischen Truppenteile traten
zum Abschnitt Sloczow zurück.
In den nächsten Wochen blieb die Gefechtstätigkeit auf
Patrouillenkämpfe beschränkt. Erst am Abend des 10. Sep-
tember machten die Russen an der Front der Dioision einen
Vorstoß. Nachdem eine etwa 30 Mann siarke feindliche
Patrouille vom Reserve-Infanterieregiment 244 abgewiesen
worden war, brach 10,40 Uhe abends nach starker Artillerie=
vorbereitung ein von etwa einem Bataillon geführter Angriff
gegen die Waldstellung des Reserve-Infanterieregiments 244
vor. Dem Gegner gelang es, die Sicherungslinie in Breite von
1½ Kilometer um etwa 300 Meter zurückzudrücken. Die
Einbruchsstelle wurde durch zwei Kompagnien des aus
Nizborg vorgezogenen I. Bataillons des Reserve-Infanterie=
regiments 244 geschlossen und gehalten. Es gelang, den
Gegner aus dem Nordteile des Waldes zu vertreiben. Die
Südecke behielt er besetzt. Am 13. September wurde be-
fehlsgemäß die vorderste Sicherungslinie unbemerkt vom
Gegner geräumt. Die Stellung verlief nunmehr nordöstlich
und südöstlich von Nizborg.
Der Feind verhielt sich fortab ruhig; nur zuweilen wagten
sich stärkere russische Patrouillen aus den Stellungen vor.
Am 22. Oktober übernahm an Stelle des abbeförderten
Beskidenkorps das XXV. Reservekorps das Kommando im
Abschnitt (Jablonoly).
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Die Gefechtstätigkeit hörte bei den Russen schon im
November fast gänzlich auf. Am 7. Dezember wurde be-
kanntgegeben, daß mit den Russen Waffenruhe vereinbart sei.
Hierauf wurde der Divisiontabschnitt in drei Negiments-
abschnitte eingeteilt und jeder nur mit einem Bataillon be-
setzt. Die freiwerdenden Bataillone wurden in Krogulle und
Nizborg untergebracht.
Den Befehl im Jablonowabschnitt übernahm am 23. De-
zember das Generalkommando des sächsischen XXVII. Re-
servekorps.
1913
Kurz nach Jahresbeginn wurde die Ablösung der 96. In-
fanteriedivision durch die Österreicher eingeleitet.
Die sächsischen Truppen marschierten nach Übergabe der
Stellungen in die Gegend von Kossow. Der Didisionsstab
bezog erst in diesem Orte, vom 24. Januar ab in Podhajce
Quartier. Vom 4. Februar ab befand sich die Division in
der Gegend von Brzezany, vom 9. ab bei Chodorow.
Die Zeit, welche der Division bis zum Abtransport nach
einem neuen Kriegsschauplatz verblieb, wurde der Aus-
bildung gewidmet. Das ziel aller Arbeit war, eine für demn
Westkampf vollwertige Truppe zu schaffen.
Erst Ende März traf der Befehl zum Abtransport ein.
2. Im Westen
bei der Armeeabteilung A
In den ersten Apriltagen trafen die einzelnen Transporte
der 96. Infanteriedioision auf dem westlichen Kriegsschau-
platz ein. Sie wurde der Armeeabteilung A (Metz) zum
Einsatz im Abschnitt Blamont zur Verfügung gestellt. Der
Divisionsstab bezog in St. Georg (8 / Kilometer nord-
östlich von Blamont) Quartier und löste hier den Stab der
233. Infanteriedivision ab. Am 11. April übernahm die
96. Infanteriedivision den Befehl in vorderer Linie.
Der Abschnitt, welcher den sächsischen Truppen zur Ver-
teidigung überwiesen wurde, hatte von jeher zu den ruhigsten
der gesamten Westfront gehört. Er blieb es auch bis zum
Kriegsende. Der 96. Infanteriedivision, die bio zum Waffen-
stillstand diese Stellung innehatte, war es darum nicht ver-
gönnt, ihr Können an einem Brennpunkte des Kampfes zu
bewähren.
Um so höher ist es zu bewerten, daß der Angriffsgeist, dem
die Truppe in Galizien gezeigt und gefestigt hatte, im ruhigen.
Stellungskrieg nicht verloren ging. Alle drei Infanterie=
regimenter der Dioision wetteiferten darin, in schneidig
durchgeführten Patrouillengängen örtliche Erfolge zu er-
zielen und den Gegner zu schwächen. Der Dioisionskomman=
deur befahl größere Patrouillenunternehmungen, bei denen
das. Zusammenwirken der Hauptwaffen schöne Erfolge er-
zielte. Zahlreiche Gefangene, durch welche die Oberste
Heeresleitung wertvolles Material über die Truppenrerschie=
bungen beim Feinde gewann, waren die Ergebnisse mancher
Streifen.
Am 11. November vormittags traf bei der 96. Infanterie=
division die Kunde vom Waffenstillstand ein. Am 15. No-
vember trat die Division den Rückmarsch an, der sie über-
Zabern, Baden-Baden (23. November), Herrenalb, Wildbad
nach Calw in Württemberg führte, welcher Ort vom Divisions-
stab am 29. November erreicht wurde. Erst a#in 13. Dezem
ber erfolgte von hier der Abtransport mit der Eisenbahn
in die Heimat; am 2o. Dezember traf die Division un
Demobilmachungsort Chemnitz ein.