Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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— abgelöst worden. Bernadotte erließ am 7. Juli im 
Biwak von Leopoldau einen Tagesbefehl, in dem er in 
schwungvollen Worten den Sachsen dankte. „Sachsen! Das 
Glück des Soldaten besteht in der Erfüllung seiner Pflicht. 
Ihr habt der Eurigen wacker genügt.“ Mündlich fügte er 
hinzu: „Man wird Cuch trotzdem keine Gerechtigkeit wider- 
fabren lassen, weil Ihr unter meinem Befehle standet.“ 
Sein Verhältnis zum Kaiser war schon sehr gespannt. 
Napoleon löste deshalb am 10. Juli das IX. Armeekorps 
auf, die Sachsen traten unter den Befehl des Grafen 
Reynier, eines wohlwollenden, tüchtigen Generals, der später 
Karl Ehristian Erdmann Edler von Le Cog, geb. 1767, gest. 1830 
noch großen Einfluß auf die Geschichte von Sachsens Heer 
und Hauptstadt haben sollte. 
Mit den Truppen des Vizekönigs von Italien überschritt 
alsbald Reynier die March. Schon war der Abschluß 
eines Waffenstillstands bekannt, als es am Nachmittage 
des 13. Juli noch zu einem hitzigen Reitergefechte bei 
Stampfen östlich des Flusses kam, wobei die Österreicher 
völlig geschlagen wurden. 
Bis Mitte November blieben die Sachsen in der Gegend 
von Preßburg stehen. Infolge des am 14. Oktober ab- 
geschlossenen Friedens von Wien wurden sie nach dem 
Wiener Wald, dann nach Steyr zurückverlegt, von wo aus 
sie am 11. Dezember den Heimmarsch über Bayern längs 
des Böhmer Waldes antraten. Erst im Januar 1810 er- 
reichten sie ihr Vaterland. 
Das Sachsenland war während des Krieges von feind- 
lichen Einfällen nicht verschont geblieben. Die Verteidigung 
war dem Obersten Thielmann Ende April übertragen wor- 
den, er hatte freilich nur 214 Pferde, 4 Kanonen und 
1300 Mann, zumeist Halbinvaliden, zur Verfügung. Dazu 
kamen kleine verstreute Kommandos. In Dregden bildeten 
die Bogenschützen, die Kaufmannschaft und die Bürger- 
gendarmerie freiwillige Trupps. Eiligst wurden 6000 Mann 
Landrekruten aufgeboten, sie kamen aber zunächst für die 
Abwehr nicht in Frage. Helfen konnte nur die schwache 
Abteilung Dpherrn, die eiligst aus Polen herangerufen 
wurde. 
  
In Böhmen stand Generalmajor Am Ende mit einigen 
k. k. Linien= und Landwehrtruppen beobachtend bei Leitmeritz. 
Unabhängig von ihm überschritt am 14. Mai der Herzog 
von Braunschweig mit seiner „schwarzen Schar“ und dem 
kurhessischen Freikorps die sächsische Grenze und besetzte am 
21. mit etwa 1200 Mann Zittau. Am 23. übernahm Dy- 
berrn in Dresden den Oberbefehl über die gesamten Abwehr- 
truppen, der seit 19. bei Görlitz stehende Thielmann blieb 
aber, unternehmungslustig wie er war, die Triebkraft aller 
Handlungen. 
Trotz der königlichen Befehle, nur in der Verteidigung 
  
  
  
  
Carl Friedrich Wilhelm von Gersdorff, geb. 1765, gest. 1820, 
zu bleiben, unternahm Thielmann am 25. Mai einen Vor- 
stoß bis Nollendorf, am 28. über Nixdorf—Rumburg gegen 
Zittau und vertrieb die Gegner nach Böhmen. Allein der 
Erfolg war nicht von Dauer. Am 1o. Juni drang der 
Braunschweiger von Aussig, Am Ende von Teplitz aus ins 
Land ein, am folgenden Abende wurde Dreoden besetzt. Als 
am 12. der Feind mit etwa 10000 Mann den Weiter- 
marsch antrat, mußte Thielmanns kleine Schar das Feld 
räumen und über Nossen und Nochlitz nach Altenburg aus- 
weichen, um herannahenden französischen Hilfstruppen 
näher zu kommen. 
Während die Österreicher unter dem Fürsten Anton Isidor 
von Lobkowitz als Stadtkommandanten in Dresden blieben, 
stieß der Herzog von Braunschweig über Meißen und Öschatz 
gegen Leipzig vor. 
Mit 2750 Westfalen unter General d'Albignac und 
kleinen Truppenteilen aus Thüringen verstärkt, suchte Thiel- 
mann nun von der Saale aus von neuem gegen die Elbe 
vorzumarschieren. Am 27. Juni kam es dabei in der Gegend 
von Marbach zu einem heftigen Zusammenstoße. General 
d'Albignac zog sich am Abend nach Waldheim zurück, wo 
am 29. General Gratien, von dem in Leipzig angelangten 
König Jérôöme von Westfalen entsandt, mit 4000 Hol- 
ländern eintraf und den Oberbefehl über die gesamten 
Streitkräfte übernahm. Thielmann führte die Vorhut. Am 
1. Juli vormittags rückte Jérôme zwar in Dresden ein, 
die Gefahr für die Stadt war aber damit noch nicht be-
	        
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