Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

2. August 347 
  
eierung die geeigneten Massnahmen zu treffen wissen wird, 
um zu verhindern, (dass Vorkommnisse, wie die vorstehend 
erwähnten, sich ereignen. In diesem Falle würden die freund- 
schaftlichen Bande, die beide Nachbarstaaten verbinden, eine 
weitere und dauernde Festigung erfahren.?) 
Grb. Nr. 20. ?) Die Instruktion, die von Jagow mit dieser Note 
an den deutschen Gesandten richtete, enthielt die Aufforderung, die 
belgische Regierung um eine «unzweideutige Antwort binnen zwölf 
Stunden, also bis morgen früh 8Uhr>», zu ersuchen. — Das Ultimatum 
wurde, wie schon gesagt, in Brüssel überreicht, als der Beschluss 
des britischen Kabinettes, Frankreich zur See zu unterstützen, bereits 
gefasst war. Anschliessend an eine diesbezügliche Frage, die ein 
Unterhausmitglied im März 1915, mit dem Bemerken an Sir Edward 
Grey richtete, dass danach nicht die Rede davon sein könne, dass 
England nur zum Schutze der belgischen Neutralität die Waffen er- 
griffen habe, veröffentlichte die « Norddeutsche Allgemeine Zeitung> 
vom 20. März 1915, Nr. 79, folgende Feststellung: 
«1. Nach dem französischen Gib., Nr. 137, hat Sir Edward Grey 
im Laufe des 2, August, und zwar <& l’issue du Conseil des Ministres 
tenu ce matin», dem französischen Botschafter offiziell namens des 
britischen Kabinetts die Erklärung abgegeben, dass die englische Flotte 
intervenieren würde, falls die deutsche Flotte den Versuch machen 
sollte, in den Kanal einzufahren oder die Nordsee zu passieren. Das 
diese Erklärtng nach Paris übermittelnde Telegramm ist noch am 
gleichen Tage von dem französischen Ministerpräsidenten beantwortet 
worden (Gib. Nr. 138). Der betreffende Beschluss des britischen Ka- 
binetts muss also vor der erst am Abend des 2. August in Brüssel 
gestellten deutschen Anfrage gefasst worden sein. 
2. Schon vor der entscheidenden Kabinettssitzung hat Sir Ed- 
ward Grep dem französischen Botschafter eine Eröffnung gemacht, 
die dem Kapinettsbeschluss vorgriff. Nach dem französischen Glb. 
Nr. 126 hat er am 1. August dem französischen Botschafter erklärt, 
er werde seinem Kollegen vorschlagen, dass die britische Flotte die 
Durchfahrt der deutschen Flotte durch den Kanal oder — wenn die 
Durchfahrt gleichwohl gelingen sollte — jede Demonstration an der 
französischen Küste verhindern werde. 
3. Das Ultimatum der britischen an die deutsche Regierung in 
Sachen Belgiens ist erst am 4. August gestellt worden. 
4. Es steht hiernach in der Tat fest, dass die englische Regie- 
rung, ganz unabhängig von der Frage der belgischen Neutralität und 
vor der Entscheidung dieser Frage, zum Kriege entschlossen war; 
wenn in der Zeit vom 2. bis zum 4. August deutsche Kriegsschiffe 
auch nur den Versuch gemacht hätten, durch den Kanal oder selbst 
nur durch die Nordsee zu fahren, so wäre es nach den Erklärungen 
Sir Edward Grepys und den Beschlüssen des britischen Kabinetts zu 
einer sofortigen Aktion der englischen Flotte und zum Kriegszustand 
zwischen England und Deutschland gekommen, auch wenn niemals 
die Neutralität Belgiens angetastet worden wäre. >»
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.