2. JULI
Der französische Botschafter in Wien, Dumaine, an den fran-
zösischen Ministerpräsidenten und Minister des Aeusseren,
Viviani.
Gelbbuch Nr. >.
| Wien.
Das Verbrechen von Serajewo ruft den lebhaftesten
Groll in den österreichischen Militärkreisen hervor, wie bei
allen jenen, die sich nichtdareinergeben, dass Ser-
bien den Rang aufdem Balkan behält, den es sich er-
obert hat.
Die Untersuchung über den Ursprung des Attentates,
die man von der Belgrader Regierung unter für ihre Würde
unduldbaren Bedingungen fordern möchte, würde bei einer
Weigerung den Beschwerdeanlass für eine militärische Exe-
kution bieten.‘)
Der serbische Gesandte in Paris, Dr. Vesnitch, an den ser-
bischen Ministerpräsidenten und Minister des Aeusseren,
Paschitch.
Serbisches Blaubuch Nr. 10.
Paris.
Die französische Regierung rät uns, die grösste Kalt-
blütigkeit und Sammlung zu bewahren, sowohl in den offi-
ziellen Kreisen als der öffentlichen Meinung.)
G1b.Nr.8.') Esist zu beachten, dass drei Tage nach der Mordtat der
französische Botschafter in Wien die Entrüstung in Oesterreich-Ungarn
als Aeusserung balkanpolitischer Spekulationen darstellt und bereits
in der Lage sein will, von den für Serbiens Würde unannehmbaren
Bedingungen, denen eine militärische Exekution folgen soll, zu sprechen.
Diese Voraussicht steht in seltsamem Widerspruch zu dem spätern
Vorwurf, dass Oesterreich-Ungarns Schritt gegen Serbien die euro-
päische Diplomatie völlig überrascht habe. Das französische Gib. ist die
einzige diplomatische Veröffentlichung, die Anfang Juli bereits eine
derartige Information verzeichnet. Selbst das serbische Bib. enthält
nichts dergleichen.
Serb. Bib. Nr. 10. ') Offenbar eine Antwort auf die von Pa-
schitch dem Gesandten in Paris aufgetragene Mitteilung vom 1. Juli,
serbisches Bib. Nr. 8.
Der frauzösi-
sche Botschaf-
ter in Wien
verdächtigt die
Haltung
Oesterreichs.
Frankreich rät
den Serhen
Kaltblütigkeit.
an.