21. Juli 77
21. JULI
Der französische Botschafter in Berlin, Jules Cambon, an
den stellvertretenden französischen Minister des ÄAeus-
seren, Bienvenu-Martin. ')
Gelbbuch Nr. 15.
Berlin.
Ich erfahre, dass der serbische Vertreter in Benlin gestern
einen Schritt in der Wilhelmsstrasse unternommen hat, um
mitzuteilen, dass seine Regierung bereit sei, die durch das
Attentat von Serajewo verursachten Vorstellungen Oester-
reichs anzunehmen, falls Oesterreich nur juristische Mitarbeit
zur Unterdrückung und Verhinderung künftiger politischer
Attentate fordere, aber er sei beauftragt, die deutsche Re-
gierung darauf aufmerksam zu machen, dass der Versuch,
durch eine solche Untersuchung das Ansehen Serbiens zu
schädigen, gefährlich sei.?)
Ich kann Ew. Exzellenz gleichfalls vertraulich mitteilen,
dass der russische Geschäftsträger?) bei dem heutigen diplo-
matischen Empfang Herrn von Jagow von der Angelegenheit
sprach. Er sagte ihm, Deutschland kenne seiner Meinung nach
die von Oesterreich vorbereitete Note sehr gut und sei infolge-
dessen in der Lage, die Versicherung abzugeben, dass die
österreichisch-serbischen Schwierigkeiten lokalisiert bleiben
würden.
Der Staatssekretär erklärte, dass er durchaus
nichts von dem Inhalt dieser Note wisse und
Gib. Nr. 15. ') Bienvenu-Martin, Justizminister des Kabinetts
Viviani, übernahm das Ministerium des Aeusseren in Vertretung Vivi-
anis, der mit dem Präsidenten der Republik nach Russland reiste.
2) Das serbische Bib. enthält nichts über einen solchen Schritt.
®) von Bronewski.
von Jagow
erklärt, er
kenne die
österreichisch-
‚ungarische
Note nicht.