VII.
Petersburg — Paris — Berlin.
In Petersburg (Cap. 10) fand Bismarck die Stimmung
nicht ungünstig für Preußen. Zur Zeit des Kaisers Nikolaus
war das anders gewesen. Dieser selbstherrlichste aller Zaren
hatte mehr Zuneigung für den jungen Kaiser Franz Joseph
von Oesterreich, der den Kampf gegen die Revolution mit
Entschlossenheit aufnahm, als für Friedrich Wilhelm IV., der
die in seiner Hand liegende militairische Kraft nicht zum
Nutzen der monarchischen Einrichtungen zu verwenden gewußt
und der Revolution in Preußen recht eigentlich zum Siege
verholfen hatte. In dem Bewußtsein, von Gott selbst zum
Hüter des Monarchismus in Europa berufen zu sein, hatte
er es für seine Pflicht gehalten, auch ungebeten dem zerbrochenen
österreichischen Staate zu Hilfe zu kommen, hatte mit russischen
Waffen das Ansehen des Königthums in dem empörten Ungarn
wieder hergestellt und solchen Dienst ohne jeden Eigennutz
geleistet. Die gleiche selbstlose Freundschaft hatte er 1850
Oesterreich in Olmütz gewahrt, wo nur unter russischem Zwange
Preußen die demüthigende Rolle des Besiegten auf sich nehmen
mußte. Aber er hatte dafür Undank geerntet. Im Krimkrieg
hatte sich Oesterreich an die Westmächte angeschlossen und war
nur durch Preußens Abneigung gegen den Krieg mit Rußland
verhindert worden, sich thätig daran zu betheiligen. In Peters-
burg war man über Oesterreichs Undank tief verstimmt, diese
Verstimmung aber kam Herrn v. Bismarck zu Gute: er fand
am Hofe Alexanders lII. die freundlichste Aufnahme und be-