Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

LX. 
Kie Stärke des öpnastischen Klements in Heutschlanb. — 
Das Gonflictsministerinm. 
„Niemals, auch in Frankfurt nicht, bin ich darüber in 
Zweifel gewesen, daß der Schlüssel der deutschen Politik bei 
den Fürsten und Dynastien lag, und nicht bei der Publicistik 
in Parlament und Presse, oder bei der Barrikade.“ Mit diesem 
Satze hebt das 13. Capitel der Gedanken und Erinnerungen an, 
das die Ueberschrift Dynastien und Stämme trägt. Er steht 
im scharfem Gegensatze zu der Anschauung der Demokraten 
und der fortschrittlichen Kryptorepublikaner, daß die deutsche 
Einheit nicht das Werk dynastischer Politik, sondern das Er- 
gebniß der auf Turner-, Schützen= und Sängerfesten gepflegten 
deutsch-nationalen Gesinnung sei, daß, wie Liebknecht im vorigen 
Jahre einmal im Kreise seiner Parteigenossen sagte, nur zu- 
fällig Bismarck dem Drange nach Einheit den Sieg verschaffte, 
doch ohne jedes persönliche Verdienst: „denn wäre Bismarck 
nicht gekommen, so hätte irgend ein Müller oder ein Schulze 
dasselbe gethan.“ Aber Bismarck steht das Zeugniß der Ge- 
schichte zur Seite. Er hat mit vollem Bewußtsein für die 
Herstellung der deutschen Einheit unter preußischer Führung 
gearbeitet, seitdem er sich von der Unmöglichkeit einer dualistischen 
Leitung der im Deutschen Bunde vereinigten Staaten über- 
zeugt hatte. Aber niemals hat er dabei von der Mitwirkung 
der in Parlament und Presse thätigen Kräfte etwas erhofft, 
sondern nur von dem Könige von Preußen und seinem schlag-
	        
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