LX.
Kie Stärke des öpnastischen Klements in Heutschlanb. —
Das Gonflictsministerinm.
„Niemals, auch in Frankfurt nicht, bin ich darüber in
Zweifel gewesen, daß der Schlüssel der deutschen Politik bei
den Fürsten und Dynastien lag, und nicht bei der Publicistik
in Parlament und Presse, oder bei der Barrikade.“ Mit diesem
Satze hebt das 13. Capitel der Gedanken und Erinnerungen an,
das die Ueberschrift Dynastien und Stämme trägt. Er steht
im scharfem Gegensatze zu der Anschauung der Demokraten
und der fortschrittlichen Kryptorepublikaner, daß die deutsche
Einheit nicht das Werk dynastischer Politik, sondern das Er-
gebniß der auf Turner-, Schützen= und Sängerfesten gepflegten
deutsch-nationalen Gesinnung sei, daß, wie Liebknecht im vorigen
Jahre einmal im Kreise seiner Parteigenossen sagte, nur zu-
fällig Bismarck dem Drange nach Einheit den Sieg verschaffte,
doch ohne jedes persönliche Verdienst: „denn wäre Bismarck
nicht gekommen, so hätte irgend ein Müller oder ein Schulze
dasselbe gethan.“ Aber Bismarck steht das Zeugniß der Ge-
schichte zur Seite. Er hat mit vollem Bewußtsein für die
Herstellung der deutschen Einheit unter preußischer Führung
gearbeitet, seitdem er sich von der Unmöglichkeit einer dualistischen
Leitung der im Deutschen Bunde vereinigten Staaten über-
zeugt hatte. Aber niemals hat er dabei von der Mitwirkung
der in Parlament und Presse thätigen Kräfte etwas erhofft,
sondern nur von dem Könige von Preußen und seinem schlag-