1855 Cöln eingegangen. Ich werde suchen, darüber die hiesigen An-
12. 1. sichten zu hören, ohne natürlich danach zu fragen.
Herr von Schrenck, den ich heute besuchte, fürchtete, daß
Oesterreich den Frieden nicht wolle. Herr v. Prokesch hatte ihm
gestern gesagt, daß Oesterreich nicht weiter mit den Westmächten
gehen würde, sobald es sich durch die Russischen Anerbietungen
befriedigt fühlte. Herr v. Schrenck war über diese vague Aeuße-
rung insofern verwundert, als darin die Möglichkeit einer Tren-
nung Oesterreichs von den Westmächten liege. Allein was sind
Prokeschsche Reden!
Auffallend war mir eine Bemerkung von Herrn v. Schrenck.
Er wiederholte, daß Bayern seine Truppen nicht nach der jetzigen
Absicht Oesterreich überlassen würde, fügte aber hinzu, daß man,
wenn es zur Mobilmachung käme, einen Bundes-Oberfeldherrn
wählen müsse, der dann kein anderer als der General v. Heß
sein könne, damit Einheit in das Ganze komme. Ich stellte
ihm vor, daß diese Wahl gerade die am wenigsten passende
wäre, merkte aber wohl, daß Bayern glaubt, wir würden, um
nur keinen Oesterreichischen Oberfeldherrn zuzulassen, uns lieber
damit einverstanden erklären, daß die nicht Preußischen und
Oesterreichischen Truppen unter einen Bayerischen General ge-
stellt werden.
In einem Leitartikel der Postzeitung empfahl Herr v. Pro-
kesch vor einigen Tagen die Werbungen als deutsche Sache.
Ich habe bei Gelegenheit eines Berichts über diese Angelegen-
heit, auf welche die Residentur wachen soll, den Artikel dem
Herrn Minister eingereicht.
Wentzel.