Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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Sie versteht, warum wir Krieg führen, und weiß, daß wir 
diesen Kampf nicht abbrechen können wie ein Theaterstück. Sie 
ist deshalb auch fern von allem schwächlichen Gewinsel, welches 
hier Mode ist unter den Damen und wozu die Allerhöchste den 
Ton angiebt. 
Der Kaiser, wenn er auch den Frieden wiederhergestellt 
sehen möchte, läßt sich doch nicht von diesen Klageweibern an- 
stecken und ist korrekt. Er ist noch unter dem traurigen Ein- 
druck eines Unglücksfalles, der vor einigen Tagen auf der Jagd 
passirte. Vor seinen Augen wurde auf der Bärenjagd der 
Jäger-Meister Scariatin durch seine Unvorsichtigkeit unter dem 
Feuer erschossen. Er kroch mit gespannter Büchse in der 
Deckung einem angeschofsenen Bären nach, wobei sich das Ge- 
wehr wahrscheinlich durch Streifen an einem Baum entlud. 
Der Kaiser war ganz außer sich und die ganze Episode sehr 
traurig. 
Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen gute Gesundheit 
im neuen Jahre und daß Sie bald Ihren Namen unter einen 
glorreichen Frieden setzen können. 
In aufrichtigster Verehrung 
Ihr 
sehr ergebener 
H. VII. P. Reuß. 
263. 
Kriegsminister v. Roon an Bismarck. 
Gütergotz, 3. Juli 1872. 
Das lange Dienstschreiben, mit dem ich Sie schon am 
18. v. M. bedrohte und welches ich heute in Ihr Tusculum 
schleudere, ja schleudern muß, kann ich nicht abgehen lassen, 
ohne Sie wegen dieses Attentates gegen Ihre Ruhe und Ihr 
1871 
7 1.
	        
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