Auszüge aus Briefen des Generals v. Gerlach. 115
kannter Dörfer, die Personen nicht ohne Humor durch Figuren
aus Shakespeare bezeichnet waren 7.
„Berlin, den 24. April 1854)).
Fra Diavolo (Manteuffel) hat seinen Abschluß mit (dem
Feldzeugmeister) Heß zu Stande gebracht und zwar auf eine
Art, die ich nicht anders als eine verlorene Bataille bezeichnen
kann. Alle meine militärischen Berechnungen, alle Ihre Briefe,
die entschieden bewiesen, daß Oestreich es nie wagen würde,
ohne uns zu einem bestimmten Abschluß mit Westen (d. i. den
Westmächten) zu kommen, haben nichts geholsen; man hat sich
von den Furchtsamen furchtsam machen lassen, und so weit
muß ich F. D. Recht geben, daß es gar nicht unmöglich ist,
daß eben aus Furcht Oestreich den kühnen Sprung nach Westen
hätte machen können.
Doch dem sei wie ihm wolle, dieser Abschluß ist ein fait
accompli, und man muß jetzt wie nach einer verlorenen Schlacht
die zerstreuten Kräfte sammeln, um dem Gegner sich wieder
entgegen stellen zu können, und da ist denn das Nächste, daß
in dem Vertrage Alles auf gegenseitiges Einverständniß gestellt
ist. Aber eben deshalb wird die nächste und auch sehr üble
Folge sein, daß wir, sobald wir die uns richtig scheinende Aus-
legung geltend machen, der Doppelzüngigkeit und Wortbrüchig-
keit angeklagt werden. Dagegen müssen wir uns zunächst dick-
fellig machen, dann aber dergleichen zuvorkommen, indem wir
unsere Auslegung des Vertrages sofort aussprechen, sowohl in
Wien als in Frankfurt, noch bevor eine Collision eingetreten
1) S. den Schlüssel in Bismarck's Briefen an den General L. v. Ger-
lach, herausg. von H. Kohl, S. 351 f. (doch ist S. 352 Z. 4 zu lesen:
Fortinbras, Z. 8: Trinkulo) und in den Briefen des Generals L. v. Ger-
lach an Otto v. Bismarck, S. 171. — Zum ersten Male bediente sich der
Chiffre Bismarck im Briefe vom 21. December 1855, Gerlach im Briefe
vom 27. December 1855.
?!) Briefe des Generals L. v. Gerlach an Otto v. Bismarck S. 91 f.