Betheiligung Preußens am Pariser Congreß. 135
der Unmöglichkeit spricht, den Widerspruch der Westmächte gegen
unsre Zulassung zu überwinden. Auf Rußlands Unterstützung
können wir dabei, meinem Gefühl nach, nicht rechnen, denn
den Russen wird die Verstimmung ganz lieb sein, die bei uns
solgen muß, wenn wir den letzten Rest unfrer Politik für ein
Entree-Billet zu den Conferenzen hergegeben haben. Außer-
dem fürchten die Russen sich offenbar mehr vor unfrer „ver-
mittelnden“ Unterstützung der gegnerischen Politik, als daß sie
irgend einen Beistand von uns auf den Conferenzen erwarteten.
Meine Gespräche mit Brunnowy und Petersburger Briefe, die
ich gesehn, lassen mir darüber, trotz aller diplomatischen Schlau-
heit des erstern, keinen Zweifel.
Das einzige Mittel, unfre Theilnahme an den Conferenzen
durchzusetzen, ist und bleibt die Zurückhaltung unfrer Erklärung
über die östreichische Vorlage hier. Was soll man noch mit
einem preußischen Querulanten auf den Conferenzen, wenn
man den Bundesbeschluß, und damit uns, erst in der Tasche
hat? Oestreich wird ihn schon auszulegen wissen, wenn wir
nicht da sind. Aus der östreichischen Regirungspresse und aus
dem Verhalten Rechberg's geht klar hervor, daß sie schon jetzt
den dürftigen Vorbehalt in dem Oestreichisch-Bairischen Ent-
wurf ausdrücklich auf Artikel V/4) einschränken. Ueber die
conditions particulières, welche von den kriegführenden
Mächten werden aufgestellt werden, bleibt uns und dem Bunde
das freie Urtheil vorbehalten, in Betreff der von Oestreich auf-
zustellenden aber nicht, und was die Interpretation der
4 Punkte anbelangt, so ist die Annahme, daß darüber Preußen
X) Les puissances belligérantes réservent le droit qui leur appartient
de produire dans un interét européen des conditions particulières en sus
des quatre conditions. (Die kriegführenden Mächte behalten sich das
ihnen zustehende Recht vor, im europäischen Interesse besondere über
die 4 Punkte hinausgehende Bedingungen zu stellen.)
1) Russischer Gesandter am Bundestage.