Prinz. Augusta u. v. Kleist. G. v. Alvensleben als Friedensvermittler. 145
festen und klugen Vertreter an Gustav von Alvensleben, der
an dem Frieden zwischen beiden Höfen nach Kräften arbeitete,
ohne mit den politischen Maßregeln der Regirung einverstanden
zu sein. Er theilte meine Ansicht von der Nothwendigkeit, die
Frage der preußisch-östreichischen Rivalität auf dem Schlacht-
felde zu entscheiden, weil sie in andrer Weise unlösbar sei.
Er, der das vierte Corps bei Beaumont und Sedan führte,
und sein Bruder Constantin, dessen selbständig gefaßten Ent-
schlüsse bei Vionville und Mars la Tour die französische Rhein-
armee vor Metz zum Stehn brachten, waren Musterbilder von
Generalen. Wenn ich ihn gelegentlich nach seiner Meinung
über den Ausgang einer ersten Hauptschlacht zwischen uns und
den Oestreichern fragte, so antwortete er: „Wir laufen sie über,
daß sie die Beine gen Himmel kehren.“ Und seine Zuversicht
hat dazu beigetragen, mir in den schwierigen Entschließungen
von 1864 und 1866 den Muth zu stärken. Der Antagonismus,
in dem sein lediglich durch staatliche und patriotische Erwä-
gungen bestimmter Einfluß auf den Prinzen mit dem der
Prinzesfin stand, brachte ihn zuweilen in eine Erregung, der
er in Worten Luft machte, die ich nicht wiederholen will, die
aber die ganze Entrüstung des patriotischen Soldaten über
politisirende Damen in einer die Strafgesetze streifenden Sprache
zum Ausdruck brachten. Daß der Prinz diesen seinen Ad-
jutanten seiner Gemalin gegenüber hielt, war ein Ergebnis
der Eigenschaft, die er auch als König und Kaiser bewährte,
daß er für treue Diener ein treuer Herr war.
Otto Fürst von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. I. 10