Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

150 Siebentes Kapitel: Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin. 
  
Rhino Quehl war ein Journalist, durch den Manteuffel 
schon während des Erfurter Parlaments seine Politik in der 
Presse hatte vertreten lassen, voller Ideen und Anregungen, 
richtigen und falschen, eine sehr geschickte Feder führend, aber 
mit einer zu starken Hypothek von Eitelkeit belastet. Die 
weitre Entwicklung des Conflicts zwischen Manteuffel und 
Quehl auf der einen, der Kreuzzeitung und der Camarilla 
auf der andern Seite, und die ganze innre Situation wird 
aus den nachstehenden brieflichen Aeußerungen von Gerlach 
ersichtlich: 
„Potsdam, 17. Mai 185290. 
Wenn Manteuffel den Quehl nicht fortjagt, so kann das 
kein gutes Ende nehmen.. Ich halte Manteuffel für einen 
braven Mann, aber ein sonderbares politisches Leben ist das 
seinige doch. Er hat die Dezemberverfassung unterzeichnet, sich 
zur Unionspolitik bekannt, Gemeinde-Ordnung und Ablösungs- 
Gesetz mit Rücksichtslosigkeit durchgesetzt, den Bonapartismus 
amnestirt u. s. w. Daß er in diesen Dingen nicht consequent 
gewesen, gereicht ihm zum Ruhm, aber wenn auch Se. Mgcjestät 
sagt, die Consequenz sei die elendeste aller Tugenden, so ist die 
Manteuffel'sche Inconsequenz doch etwas stark. Man spricht 
gegen die Kammern und gegen den Constitutionalismus. Seit 
der Mitte des 18. Jahrhunderts bis jetzt aber sind alle Regie- 
rungen revolutionär gewesen, außer England mit Kammern 
bis zur Reform und Preußen in geringen Unterbrechungen, 
1823 und 1847. Die Kreuzzeitung hat in ihren kleinen Apo- 
logien der Kammern in Wahrheit nicht Unrecht, und doch sehnt 
sich unser Premier nach dem Bonapartismus, der doch ganz 
gewiß keine Zukunft hat. 
Manteuffel sagte übrigens gestern, er wolle Sie herbeschei- 
den; wenn Sie nur noch zur rechten Zeit kommen, um den 
– – — 
1) Briefe Gerlach's 2c. S. 13.
	        
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