190 Achtes Kapitel: Besuch in Paris.
ausschließlichen Dienst des Königs und des Landes“" finden,
denn das sind Dinge, die sich von selbst verstehen und bei
denen Sie doch auf die Antwort gefaßt sein müssen, daß ich
diese Dinge in meiner Politik noch besser und mehr als in der
Ihrigen und in jeder andern zu finden glaube. Mir ist aber
das Aufsuchen des Princips gerade deshalb von der größten
Wichtigkeit, weil ich, ohne ein solches gefunden zu haben, alle
politischen Combinationen für fehlerhaft, unsicher und in hohem
Grade gefährlich halte, wovon ich mich in den letzten zehn
Jahren und gerade durch den Erfolg überzeugt habe.
Jetzt muß ich etwas weit ausholen und zwar bis zu Karl
dem Großen, also über 1000 Jahre. Damals war das Princip
der europäischen Politik die Ausbreitung der christlichen Kirche.
Karl der Große huldigte demselben in seinen Kriegen mit den
Sarazenen, Sachsen, Avaren u. s. w., und seine Politik war
wahrlich nicht unpraktisch. Seine Nachfolger stritten sich prin-
cipienlos unter einander, und wieder waren es die großen
Fürsten des Mittelalters, welche dem alten Princip treu blieben.
Die preußische Macht wurde gegründet durch die Kämpfe der
brandenburgischen Markgrafen und des deutschen Ordens gegen
diejenigen Völker, welche sich dem Kaiser, dem Vicarius der
Kirche, nicht unterwersen wollten, und das dauerte, bis daß
der Verfall der Kirche zu dem Territorialismus, zum Verfall
des Reiches, zur Spaltung in der Kirche führte. Seitdem war
nicht mehr ein allgemeines Princip in der Christenheit. Von
dem ursprünglichen Princip war noch allein der Widerstand
gegen die gefährliche Macht der Türken übrig, und Oestreich
sowie später Rußland waren wahrlich nicht unpraktisch, als sie
diesem Principe gemäß die Türken bekämpften. Die Türken-
kriege begründeten die Macht dieser Reiche, und wäre man
diesem Princip, das türkische Reich zu bekämpfen, treu ge-
blieben: Europa oder die Christenheit wären nach menschlichen
Begriffen dem Orient gegenüber in einer besseren Lage als