Briefwechsel mit Gerlach über Legitimität und Bonapartismus. 197
hoffte. Ihre Apologie gegen den Ihnen gemachten Vorwurf
des Bonapartismus zeigt mir aber, daß wir noch weit aus-
einander find.. Daß Sie kein Bonapartist sind, weiß ich
ebenso gewiß, als daß die meisten Staatsmänner, nicht allein
bei uns, sondern auch in andern Ländern, es in Wahrheit sind,
z. B. Palmerston, Bach, Buol u. s. w.; auch weiß ich a priori,
daß Sie in Frankfurt und in Deutschland, bald hätte ich ge-
sagt im Rheinbund, viele Exemplare dieser Sorte bemerkt
haben werden. Schon die Art, wie Sie die Opposition des
letzten Landtags ansahn, rechtfertigt Sie gegen den Vorwurf
des Bonapartismus. Aber eben deswegen ist es mir uner-
klärlich, wie Sie unfre äußere Politik ansehn.
Daß man nicht mistrauisch, steifstellig, widerwillig gegen
Bonaparte sein soll, finde ich auch, man soll die besten pro-
cédés )) gegen ihn haben, nur nicht ihn hierher einladen, wie
Sie wollen, weil man sich etwas dadurch vergiebt, den guten
Sinn, wo er noch vorhanden, irre macht, Mistrauen erregt
und seine Ehre verliert. Darum billige ich vieles in Ihrem
Memoire 5); die historische Einleitung, Fol. 1—5, ist höchst
belehrend und von dem andern das Meiste sehr anwendbar;
aber verzeihen Sie, es fehlt ihm Kopf und Schwanz, Princip
und Ziel der Politik.
1. Können Sie leugnen, daß Napoleon III. wie Napoleon I.
den Consequenzen seiner Stellung eines auf Volkssouveränität
gegründeten Absolutismus (I'élu as 7 millions) unterliegt, was
er so gut als der alte fühlt.
2. Frankreich, Rußland, bnb eine triple alliance, in
die Preußen nur eintritt, „ich sei, gewährt mir die Bitte, in
eurem Bunde der Dritte“, und der schwächste bleibt, der Oest-
reich und England abwehrend und mistrauisch gegenüberstehn,
1) Haltung.
:) An Manteuffel vom 18. Mai, s. Preußen im Bundestage IV,
262 ff. 264 ff., einen Nachtrag dazu s. ebendort S. 272 ff.