208 Achtes Kapitel: Besuch in Paris.
schlechter sind und daß wir, um sie zu bessern, durch die Wirk-
lichkeit oder den Schein intimerer Beziehungen zu Frankreich
hindurch müssen. Nur durch dieses Mittel können wir Oest-
reich so weit zur Vernunft und zur Verzichtleistung auf seinen
überspannten Schwarzenbergischen Ehrgeiz bringen, daß es die
Verständigung mit uns statt unfrer Uebervortheilung sucht,
und nur durch dieses Mittel können wir die weitre Entwick-
lung der directen Beziehungen der Deutschen Mittelstaaten zu
Frankreich hemmen. Auch England wird anfangen zu erkennen,
wie wichtig ihm die Allianz Preußens ist, wenn es erst fürchtet,
sie an Frankreich zu verlieren. Also auch wenn ich mich auf
Ihren Standpunkt der Neigung für Oestreich und England
stellte, müssen wir bei Frankreich anfangen, um jene zur Er-
kenntnis zu bringen.
Sie sehn in Ihrem Schreiben voraus, verehrtester Freund,
daß wir in einer Preußisch-Französisch-Russischen Allianz eine
geringe Rolle spielen werden. Ich habe eine solche Allianz
auch nie als etwas von uns zu Erstrebendes hingestellt,
sondern als eine Thatsache, die wahrscheinlich früher oder später
aus dem jetzigen decousu) hervorgehn wird, ohne daß wir sie
hindern können, mit der wir also rechnen, über deren Wirkungen
wir uns klar machen müssen. Ich habe hinzugefügt, daß wir
sie, nachdem Frankreich um unfre Freundschaft wirbt, durch
unser Eingehn auf diese Werbung vielleicht hindern oder doch
in der Wirkung modificiren, jedenfalls vermeiden können, als
„der Dritte' in dieselbe zu treten. Verhältnißmäßig schwach
werden wir in jeder Verbindung mit andern Großmächten er-
scheinen, so lange wir eben nicht stärker sind, als wir jetzt sind.
Oestreich und England werden, wenn wir mit ihnen im Bunde
sind, ihre Ueberlegenheit auch nicht gerade in un serm Interesse
geltend machen, das haben wir auf dem Wiener Congreß zu
1) Durcheinander.