Unterredung Bismarck's mit Napoleon III. 221
unter seiner Mitwirkung nach dem Ausdruck seines Auswär-
tigen Ministers?) wie ein steuerloses Schiff hineingetrieben war —
we are drifting into war?.
Als Ergebniß eines nächsten Krieges denke er sich ein Ver-
hältniß der Intimität und Abhängigkeit Italiens von Frank-
reich, vielleicht die Erwerbung einiger Küstenpunkte. Zu diesem
Programm gehöre, daß Preußen ihm nicht entgegen sei. Frank-
reich und Preußen seien aufeinander angewiesen; er halte es für
einen Fehler, daß Preußen 1805 nicht wie andre deutsche Mächte
zu Napoleon gehalten hätte. Es sei wünschenswerth, unser Ge-
biet durch die Erwerbung Hanovers und der Elbherzogthümer
zu consolidiren, um damit die Unterlage einer stärkern preußi-
schen Seemacht zu gewinnen. Es fehle an Seemächten zweiten
Rangs, die durch Vereinigung ihrer Streitkräfte mit der fran-
zösischen das jetzt erdrückende Uebergewicht Englands aufhöben.
Eine Gefahr für sie selbst und für das übrige Europa könne
darin nicht liegen, weil sie sich ja zu einseitig egoistisch-franzö-
sischen Unternehmungen nicht einigen würden, nur für die Frei-
heit der Meere von der englischen Uebermacht. Zunächst wünsche
er sich der Neutralität Preußens zu versichern für den Fall,
daß er wegen Italiens mit Oestreich in Krieg geriethe. Ich
möge den König über dieses Alles sondiren.
Ich antwortete, ich sei doppelt erfreut, daß der Kaiser diese
Andeutungen grade mir gemacht habe, erstens, weil ich darin
einen Beweis seines Vertrauns sehn dürfe, und zweitens, weil
ich vielleicht der einzige preußische Diplomat sei, der es über
sich nehmen würde, diese ganze Eröffnung zu Hause und auch
seinem Souverän gegenüber zu verschweigen 3). Ich bäte ihn
1) Lord Palmerston. ·
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2) Thatsächlich finden sich in den Berichten an Manteuffel vom 11.
und 24. April, sowie vom 1. Mai 1857 (Preußen im Bundestage IV
257 f., III 91 ff. 94 ff.) keinerlei Mittheilungen über diese Unterredung,