Bismarck's Abschiedsgesuch. Schreiben d. Königs. Schreiben Roon's. 235
Ihr Name stehet in Preußens Geschichte schöner als der
irgend eines Preußischen Staatsmanns. Den soll ich lassen?
Niemals. Ruhe und Gebeth 1) wird Alles ausgleichen. Ihr
treuster Freund) W-
Von dem folgenden Tage ist der nachstehende Brief Roon's:
„Berlin, 23.2. 1869.
Seit ich Sie gestern Abend verließ, mein verehrter Freund,
bin ich unausgesetzt mit Ihnen und Ihrer Entschließung be-
schäftigt. Es läßt mir keine Ruhe. Ich muß Ihnen nochmals
zurufen: fassen Sie Ihr Schreiben so, daß ein Einlenken mög-
lich bleibt. Vielleicht haben Sie es noch nicht abgeschickt und
können noch daran ändern. Bedenken Sie, daß das gestern
empfangene fast zärtliche Billet den Anspruch der Wahrhaftig-
keit macht, sei es auch nicht mit voller Berechtigung. Es ist
so geschrieben und mit dem Anspruch, nicht als falsche Münze
betrachtet zu werden, sondern als gute und vollgültige, und
erwägen Sie, daß das beigemischte unächte Gut nichts andres
ist als das Kupfer der falschen Scham, die nicht eingestehen
will und in Betracht der Stellung des Schreibers auch viel-
leicht nicht kann: „Ich, ich habe sehr Unrecht gethan und will
mich bessern.“
Es ist ganz unzulässig, daß Sie die Schiffe verbrennen.
Sie dürfen das nicht. Sie würden Sich damit vor dem Lande
ruiniren, und Europa würde lachen. Die Motive, die Sie
leiten, würden nicht gewürdigt werden; man würde sagen: er
verzweifelte, sein Werk zu vollenden; deshalb ging er. Ich mag
mich nicht ferner wiederholen, höchstens noch in dem Ausdruck
meiner unwandelbaren und treuen Anhänglichkeit.
Ihr
von Roon.“
1) Im Original doppelt unterstrichen.
2) Im Original dreifach unterstrichen.