Schreiben des Königs in Sachen des Abschiedsgesuchs. 237
liche Geschäftsvermehrung Ihnen die Usedom'sche Angelegenheit
verursachte, so kann dies auch mir nicht zur Last gelegt werden,
da dessen Vertheidigungs Schrift, die ich doch nicht veranlassen
konnte, eine Beleuchtung Ihrerseits verlangte. Wenn ich nicht
sofort auf die Erledigung des von Ihnen beantragten Gegen-
standes einging, so mußten Sie wohl aus der Ueberraschung,
welche ich Ihrer Mittheilung entgegenbrachte, als Sie mir Ihren
bereits gethanen Schritt gegen Usedom anzeigten, darauf
vorbereitet sein. Es waren Mitte Januar, als Sie mir diese
Anzeige machten, kaum drei Monate verflossen, seitdem die La
Marmora’'sche Episode sich an fing zu beruhigen, so daß meine
Ihnen im Sommer geschriebene Ansicht über Usedoms Ver-
bleiben in Turin y noch dieselbe war. Die mir unter dem
13.2) Februar gemachten Mittheilungen über Usedoms Geschäfts
Betrieb, der seine Enthebung vom Amte nunmehr erfordere,
wenn nicht eine disciplinar Untersuchung gegen ihn verhängt
werden solle, ließ ich einige Tage ruhen, da mir inzwischen die
Mittheilung geworden war, daß Keudelll) mit Ihrem Vor-
wissen Usedom aufgefordert, einen Schritt entgegen zu thun.
Und dennoch, ehe noch eine Antwort aus Turin anlangte, be-
fragte ich Sie schon am 21. Februar, wie Sie sich die Wieder-
besetzung dieses Gesandschaftspostens dächten, womit ich also
aussprach, daß ich auf die Vacantwerdung desselben einginge.
Und dennoch thaten Sie schon am 22. d. M. den endscheidenden
Schritt gegen Wehrmann, zu welchem die Usedomiade mit Ver-
anlassung sein sollte. Eine andre Veranlassung wollen Sie in
dem Umstande finden, daß ich nach Empfang des Staatsmini-
sterial Berichts in der Angelegenheit FaM, vor Feststellung
meiner Ansicht, nicht noch Einmal Ihren Vortrag verlangt hätte.
Da aber Ihre und der Staatsminister Gründe so entscheidend
1) S. Schreiben vom 8. Aug. 1868 aus Ems im Anhang zu den
Gedanken und Erinnerungen 1 175 f.
2) Lies 14.