302 Elftes Kapitel: Zwischenzustand.
Hausstand zu groß. Ich habe mich niemals geweigert, das
Präsidium ohne Portefeuille anzunehmen, sobald es der König
befiehlt; ich habe nur gesagt, daß ich die Einrichtung für eine
unzweckmäßige halte. Ich bin noch heut bereit, ohne Portefeuille
einzutreten, aber ich sehe garkeine ernstliche Absicht dazu. Wenn
mir Se. Majestät sagen wollte: am 1. November oder 1. Januar
oder 1. April — so wüßte ich, woran ich wäre, und bin wahr-
lich kein Schwierigkeitsmacher, ich verlange nur 1½10° der Rück-
sicht, die Bernstorff so reichlich gewährt wird. In dieser Un-
gewißheit verliere ich alle Lust an den Geschäften, und ich bin
Ihnen von Herzen dankbar für jeden Freundschaftsdienst, den
Sie mir leisten, um ihr ein Ende zu machen. Gelingt dieß
nicht bald, so muß ich die Dinge nehmen, wie sie liegen, und
mir sagen, ich bin des Königs Gesandter in Paris, lasse zum
1. October Kind und Kegel dorthinkommen und richte mich ein.
Ist das geschehn, so kann Se. Majestät mich des Dienstes
entlassen, aber nicht mehr zwingen, nun sofort wieder umzu-
ziehn; lieber gehe ich nach Hause auf's Land, dann weiß ich,
wo ich wohne. Ich habe in meiner Einsamkeit die alte Gesund-
heit mit Gottes Hülfe wiedergewonnen und befinde mich wie
seit 10 Jahren nicht, von unfrer politischen Welt aber habe ich
kein Wort gehört; daß der König in Doberan war, sehe ich
heut aus einem Briefe meiner Frau, sonst könnte ich das D.
in dem Ihrigen nicht deuten. Ebenso hatte ich nicht gehört,
daß er zum 13. nach Carlsruh geht. Ich würde Se. Majestät
dort nicht mehr treffen, wenn ich mich hinbegeben wollte, auch
weiß ich aus Erfahrung, daß solche ungerufne Erscheinungen
nicht willkommen sind; der Herr schließt daraus auf ehrgeizig
drängende Absichten bei mir, die mir weiß Gott fern liegen.
Ich bin so zufrieden, Sr. Majestät Gesandter in Paris zu sein,
daß ich nichts erbitten möchte als die Gewißheit, es wenigstens
bis 1875 zu sein. Schaffen Sie mir diese oder jede andre Ge-
wißheit, und ich male Engelsflügel an Ihre Photographie. —