344 Vierzehntes Kapitel: Conflicts-Ministerium.
unter uns, ein Mann von Geist und unerschütterlich in der Ge-
sinnung eines ehrliebenden preußischen Offiziers. Mit vollem
Verständniß für politische Fragen wie Eulenburg, war er con-
sequenter, sichrer und besonnener als dieser. Sein Privatleben
war einwandsfrei. Ich war mit ihm von meinen Kinderjahren
her, als er, mit topographischen Aufnahmen beschäftigt, sich im
Hause meiner Eltern aufhielt (1833), persönlich befreundet und
habe nur unter seinem Jähzorn zuweilen gelitten, der sich leicht
bis zur Gefährdung seiner Gesundheit steigerte. In der Zeit,
während deren ich krankheitshalber das Präsidium an ihn ab-
gegeben hatte, 1873, machten sich Streber, wie Harry Arnim
und jüngre Militärs, dieselben, die mit ihren Verbündeten in
der „Kreuzzeitung“ und durch die „Reichsglocke“ gegen mich
arbeiteten, an ihn heran und suchten ihn mir zu entfremden?.
Seine Präsidialstellung nahm ohne meine Mitwirkung ein Ende
auf die Initiative meiner übrigen Collegen, die bei ihm, dessen
Heftigkeit sich mit den Jahren steigerte und der seinerseits von
unsern Mitarbeitern in Civil nicht imponirt war, die Formen ver-
mißten, auf welche sie im collegialen Verkehr Anspruch machten,
und bei mir, und durch Eulenburg vertraulich bei dem Könige,
anregten, daß ich das Präsidium wieder übernehmen möchte.
Daraus entstand zu meinem Bedauern und ohne meine Absicht,
hauptsächlich durch Zwischenträgereien, in Roon's letzten Jahren
nicht grade eine Erkältung, doch eine Zurückhaltung und bei
mir die Empfindung, daß mein bester Freund und Kamerad den
Lügen und Verleumdungen, welche über mich systematisch ver-
breitet wurden, nicht mit der Entschiedenheit entgegentrat, welche
ich, wie ich glaube, im umgekehrten Falle bethätigt haben würde.
Der Cultusminister von Mühler hatte viel Aehnlichkeit
mit seinem spätern Nachfolger, Herrn von Goßler, in der Art,
wie er sich geschäftlich gab, nur daß die Energie und die ge-
) Vgl. Bd. II S. 15 f.