Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

394 Siebzehntes Kapitel: Der Frankfurter Fürstentag. 
  
Trotz dieser Erfolge fand der Versuch des Dualismus seinen 
Culminations- und Wendepunkt in einer Besprechung, welche 
beide Monarchen unter Zuziehung ihrer Minister, Rechberg's 
und meiner, am 22. August 1864 in Schönbrunn hatten. Im 
Laufe derselben sagte ich dem Kaiser von Oestreich: 
„Zu einer politischen Gemeinschaft geschichtlich berufen, 
machen wir dynastisch und politisch beiderseits bessere Geschäfte, 
wenn wir zusammenhalten und diejenige Führung Deutschlands 
übernehmen, welche uns nicht entgehn wird, sobald wir einig 
sind. Wenn Preußen und Oestreich sich die Aufgabe stellen, 
nicht blos ihre gemeinsamen Interessen, sondern auch beiderseits 
jedes die Interessen des andern zu fördern, so kann das Bündniß 
der beiden deutschen Großstaaten von einer weittragenden deut- 
schen und europäischen Wirksamkeit werden. Der Staat Oestreich 
hat kein Interesse an der Gestaltung der dänischen Herzogthümer, 
dagegen ein erhebliches an seinen Beziehungen zu Preußen. 
Sollte aus dieser zweifellosen Thatsache nicht die Zweckmäßig- 
keit einer für Preußen wohlwollenden Politik hervorgehn, die 
das bestehende Bündniß der beiden deutschen Großmächte con- 
solidirt und in Preußen Dankbarkeit für Oestreich erweckt? 
Wenn die gemeinsame Erwerbung statt in Holstein in Italien 
läge, wenn der Krieg, den wir geführt haben, statt Schleswig- 
Holstein die Lombardei zur Verfügung der beiden Mächte ge- 
stellt hätte, so würde es mir nicht eingefallen sein, bei meinem 
Könige dahin zu wirken, daß Wünschen unfres Verbündeten 
ein Widerstand entgegengesetzt oder die Forderung eines Aequi- 
valents erhoben würde, wenn ein solches nicht zu gleicher Zeit 
disponibel wäre. Ihm aber für Schleswig-Holstein altpreußisches 
Land abzutreten, das würde kaum möglich sein, selbst wenn die 
Einwohner es wünschten; in Glatz protestirten aber sogar die 
dort angesessenen Oestreicher dagegen. Ich hätte das Gefühl, 
daß die vortheilhaften Ergebnisse der Freundschaft der deutschen 
Großmächte mit der holsteinischen Frage nicht abgeschlossen
	        
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