Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

Rechberg's Entlassung. Behandlung der Frage des Zollanschlusses. 399 
  
uns der Artikel 25 finaliter und realiter ) zu nichts verpflichtet. 
Dann schreckte ihn aber jedesmal ein strafender Blick von 
Delbrück in seine Fachposition zurück.“ 
Zwei Tage später, am 12. October, berichtete mir Abeken, 
der sich bei dem Könige in Baden-Baden befand, es sei ihm 
nicht gelungen, denselben für den Artikel 25 zu gewinnen; Se. 
Mojestät scheue „das Geschrei“, welches sich über eine solche 
Concession an Oestreich erheben würde, und habe u. A. gesagt: 
„Die Ministerkrisis in Wien würden wir vielleicht vermeiden, 
aber dadurch in Berlin eine solche hervorrufen; Bodelschwingh 
und Delbrück würden wahrscheinlich ihre Entlassung beantragen, 
wenn wir den Artikel 25 zuließen.“ 
Und wieder zwei Tage später schrieb mir Graf Goltz 
aus Paris: 
„Ist Rechberg's Stellung entschieden erschüttert (daß sie es 
bei dem Kaiser sei, muß ich entschieden bezweifeln), so dürfte 
für uns die Nothwendigkeit eintreten, hier den Eröffnungen 
eines rein Schmerling'schen Ministeriums zuvorzukommen.“ 
5. 
Nicht ohne Bedeutung für den Werth dualistischer Politik 
war die Frage, auf welches Maß von Sicherheit im Innehalten 
dieser Linie wir bei Oestreich rechnen konnten. Wenn man sich 
die Plötzlichkeit vergegenwärtigte, mit welcher Rechberg in der 
Verstimmung über den Mangel an Folgsamkeit der Mittelstaaten 
mit diesen gebrochen und sich mit uns ohne und gegen sie ver- 
bündet hatte, so konnte man die Möglichkeit nicht abweisen, 
daß ein Mangel an Uebereinstimmung mit Preußen in Einzel- 
fragen ebenso unerwartet zu einer neuen Schwenkung führen 
könnte. Ueber Mangel an Aufrichtigkeit habe ich bei dem Grafen 
Rechberg nie zu klagen gehabt, aber er war, wie Hamlet sagt, 
1) Schließlich und thatsächlich.
	        
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