406 Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Schritt zu Gunsten der nationalen Sache thun zu können.
Ich hoffe aber auch mit Bestimmtheit, daß Bayern seine Stel-
lung fortan erhalten bleibt, da sie mit einer treuen, rückhalt-
losen Bundespolitik wohl vereinbarlich ist und verderblicher
Centralisation am sichersten steuert.
Groß, unsterblich ist das, was Sie für die deutsche Nation
gethan haben, und ohne zu schmeicheln, darf ich sagen, daß
Sie in der Reihe der großen Männer unseres Jahrhunderts
den hervorragendsten Platz einnehmen. Möge Gott Ihnen
noch viele, viele Jahre verleihen, damit Sie fortfahren können
zu wirken für das Wohl und Gedeihen unseres gemeinsamen
Vaterlandes. Meine besten Grüße Ihnen sendend, bleibe ich,
mein lieber Gras, stets
Hohenschwangau, den 2. December 1870.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.
Versailles, 24. December 1870 7.
Allerdurchlauchtigster König,
Allergnädigster Herr,
Das huldreiche Schreiben Eurer Majestät, welches Graf
Holnstein mir überbracht hat, ermuthigt mich mit meinem
Danke für den gnädigen Inhalt desselben, Eurer Mgcjestät
meine unterthänigsten Glückwünsche zu dem bevorstehenden
Jahreswechsel darzubringen. Wohl selten hat Deutschland von
einem neuen Jahre mit gleicher Zuversicht wie von dem bevor-
stehenden die Erfüllung nationaler Wünsche erwartet. Wenn
diese Hoffnungen sich verwirklichen, wenn das geeinte Deutsch-
land dahin gelangt, daß es seinen äußern Frieden in gesicherten
1) Nach dem Concept; in der Reinschrift hat der Brief einige stilisti-
sche Aenderungen erfahren, wie aus dem dem Concept beigefügten
mut. mut. hervorgeht.